Ich bin sooo gut!

Vorhin war ich mit Cathleen shoppen, da sie unbedingt eine neue Jeans brauchte. Wegen ihren eher komischen Körpermaßen (da sie seit Geburt eine Querschnittlähmung hat, ist sie insgesamt nur knapp über 1,50 m groß, eine Hose in Länge 30 kann sie noch zweimal umkrempeln…) gestaltet sich die Suche nicht ganz so einfach und die Sache mit dem Anprobieren hat es auch in sich.

Als wir auf dem Rückweg durch den Bahnhof Altona düsten und hintereinander rückwärts auf die Rolltreppe nach unten fuhren, bekam eine Seniorin fast einen Herzinfarkt. Sie kreischte, schlug mit den Händen ins Gesicht und blickte mit weit aufgerissenen Augen hinterher, wie wir in den Tiefen des S-Bahn-Tunnels verschwanden. Ich dachte erst, ihr selbst sei etwas passiert, aber die Aufmerksamkeit galt uns. Selbstverständlich kam sie hinter uns her, und während wir auf den Zug warteten, erzählte sie uns, dass ihr Mann im Rollstuhl saß und immer geschoben werden musste. Der hätte jedoch auch keinen so sportlichen wie wir gehabt.

Man sehe ja auch so viel Sport von Behinderten im Fernsehen. Da seien ja teilweise auch ganz junge Leute dabei, die einen Motorradunfall hatten. Und manchmal seien ja sogar Kinder dabei. Das sei ja so schrecklich. Aber sie bewundere diese Leute für die Leistung, die sie da erbringen. „Das schaffen normal Sterbliche ja oft nicht, was die noch mit einer zusätzlichen Behinderung schaffen.“

Ja, was soll man dazu sagen? Soll man sagen, dass man im Alltag auch völlig selbständig ist, selbst schwimmt, Sport treibt und ein lustiges und lebenswertes Leben hat? Ich habe mich an Cathleen orientiert, die einfach nur zugehört, an den richtigen Stellen genickt und freundlich gelächelt hat. Bis unsere Bahn kam. „So, wir müssen vorne einsteigen! Schönen Tag noch!“ Vollgas, auf und davon. In welchen Wagen man einsteigt, ist völlig egal, aber das weiß sie ja nicht. Auweia.

Also ich halte mich schon für normal Sterblich. Ich habe eine Einschränkung, eine Behinderung, und benutze zum Ausgleich dieser einen Rollstuhl. Mehr nicht. Und wenn ich Pech habe und es Komplikationen gibt, könnte ich theoretisch sogar eher sterben als sie in ihrem hohen Alter.

Als ich zu Hause meine Mails las, war eine dazwischen, in der ich überschwänglich für diesen Blog gelobt wurde. Ich sei für mein Alter sehr erwachsen und hätte einen sehr guten Schreibstil. Vielen Dank für dieses Lob! Ich muss da aber mal was richtig stellen: Die Texte stammen zwar allesamt von mir, auch der Satzbau und der rote Faden (ich hoffe, er ist erkennbar, manchmal zweifel ich selbst) – aber die Rechtschreibung ist nicht 100% von mir und ein Online-Wörterbuch der Synonyme liegt parallel neben diesem Fenster und wird fleißig benutzt. Dazu kommt, dass ich sehr gerne schreibe – aber eben auch sehr langsam. Für einen Text wie diesen brauche ich locker eine Stunde, manchmal wesentlich mehr. Bis ich ihn dann veröffentliche, lese ich ihn noch mehrmals durch, mache dabei auch noch etliche Korrekturen und oft fallen mir an den Tagen danach auch noch wieder 534 Fehler auf, die ich nachträglich korrigiere. Für einen Blog reichen meine Fähigkeiten vielleicht, und ich freue mich riesig, wenn er sich leicht und unterhaltsam lesen lässt.

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