Startrek für die Wissenschaft

Inzwischen ist es amtlich: Ich werde nächste Woche nach Hamburg verlegt! Vermutlich am Mittwoch. Dann soll ich noch 14 Tage stationär in
einer Anschlussbehandlung bleiben und wieder fit werden und dann darf ich endlich wieder nach Hause. Nach über zwei Monaten! Bin ich froh!

Als sich abzeichnete, dass ich wieder aufstehen soll und wieder in ein normales Bett mit normaler Antidekubitusmatratze (also keine Hüpfburg und keine Wechseldruckmatratze mehr, sondern Schaumstoff) darf,
kamen zwei Mädels an mein Bett, die eine Doktorarbeit schreiben und im Rahmen dieser erforschen, wie sich Scherkräfte auf die lange geschonte und daher nun besonders empfindliche Haut auswirken – und vermeiden lassen. Gerade die verletzte Haut ist ja deshalb abgeheilt, weil keinerlei Druck von außen auf sie gewirkt hat (oder so wenig wie möglich, eben durch die Verteilung des Drucks über diese komische Matratze). Nun ist wieder (zuerst stundenweise) das Körpergewicht drauf und nun wird es spannend, sobald eine Falte oder ähnliches unter dem Oberschenkel ist. Gerade beim selbständigen Umsetzen vom Rollstuhl auf das Bett oder auf die Toilette kann die Haut in den ersten Tagen übermäßig strapaziert werden. Das fehlte mir natürlich noch, dass ich mir hier noch die nächste Stelle hole und dann wieder flach liege.

Diese beiden Mädels erforschen nun, ob man dieses anfängliche Risiko dadurch mindern kann, dass man die Patienten übergangsweise für vier bis
fünf Tage in ein enganliegendes, dehnbares Kleidungsstück steckt, dass die Haut eng umschließt. Man mache damit äußert gute Erfolge.

Ich dachte mir: Warum nicht?! Obwohl es bescheuert aussieht und ich mir vorkomme als würde ich als Quetschwurst in einem Startrek-Film mitspielen, ist bisher zumindest noch alles gut gelaufen. Ich habe jetzt
einen Fummel an, der von den Fußspitzen bis zum Hals meinen Körper einhüllt in einen eng anliegenden Synthetikstoff. Nur die Schultern und die Arme sind frei. Und der Kopf natürlich…

Bordeaux-Rot. Obenrum kann ich mir zum Glück ein T-Shirt drüberziehen, dann sieht das nicht ganz so beknackt aus. Lena fällt vor Lachen fast jedes Mal aus dem Stuhl, wenn sie mich sieht. Insgesamt habe
ich zwei solche Dinger bereit gestellt bekommen und ich muss das nun Tag und Nacht tragen. Ein wenig erinnert mich das an mein Bodysuit vom Schnellfahrtraining, das man ja auch bis über die Schultern führt, damit
die Hose nicht rutscht. Aber da sind wenigstens die Füße frei.

Ich dachte erst, man würde mehr schwitzen in dem Ding, aber das scheint wohl recht atmungsaktiv zu sein. Das Problem ist nur: Ja, richtig, du ahnst es schon. Alleine ausziehen kann ich es nicht, Pampers
drunter tragen kann man auch nicht (dann würde man ja wieder Falten produzieren) – muss ich mehr erzählen? Immerhin habe ich zwei Stück und die Dinger trocknen wahnsinnig schnell, so dass ich einen am Waschbecken
ausspülen und zum Trocknen über die Bettkante hängen kann, während ich den anderen trage. Bevor der zweite nass ist, ist der erste wieder trocken. Man kann es nur noch mit Humor nehmen: Hurra, was bin ich froh,
wenn der Zirkus vorbei ist.

Jetzt muss nur noch alles wie geplant klappen, die Haut muss sich so benehmen, wie man es von ihr erwartet, das Wetter muss mitspielen, dann liege ich in spätestens sechs Wochen am Strand in der Sonne, beide Stinkefinger zum Himmel gestreckt!

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