Alptraum

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt in Hamburg die Straße „Hahnenkamp“ zwischen dem Bahnhof Altona und dem dortigen Schnell-Restaurant überquert habe. Es muss Wochen her sein.

Freitag nacht hatte ich einen völlig widerwärtigen Alptraum. Ich weiß nicht mehr wie, aber ich lernte eine Familie kennen, die nichts zu essen, dafür aber bestimmt ein Dutzend Kleinkinder zu Hause hatte. Die waren alle völlig abgemagert. Ich hatte die Aufgabe, mich um eins dieser Kinder zu kümmern. Es war mir verboten, ihm was zu essen zu kaufen oder überhaupt Geld für ihn auszugeben, ich durfte nur seine Zeit vertreiben. Er hat sich gewünscht, am Bahnhof Altona die Fernzüge anzuschauen und war begeistert von ein- und ausfahrenden großen Loks.

Ich erinnere mich, dass ich vor Wochen einen kleinen Jungen dort gesehen hatte, der tatsächlich sehr abgemagert war, und der sich an den Loks begeisterte. Im Gegensatz zu „meinem“ Jungen im Traum hatte dieser reale Junge eine Nasensonde und allem Anschein nach hatte er Leukämie. Kahl rasierter Kopf … naja. Ich habe ihn im Vorbeifahren gesehen, damals. Und seine leuchtenden Augen beim Anblick dieser großen Lokomotiven.

Der Junge in meinem Traum freute sich also auch beim Anblick der Züge. Dann wollte er etwas essen und irgendwie machte ich ihm deutlich, dass ich ihm nichts zu essen kaufen darf. Aber er meinte, er würde da eine Stelle kennen, wo man Essen umsonst bekäme. Ich zögerte einen Moment, dann rollte ich hinter diesem Jungen her. Es war total unheimlich, kalt, nur komische Leute unterwegs, alles in komischen grauen Farben, kaputte Scheiben, schreiende Leute, irgendwo brannte es. Der Junge lief auf die Straße „Hahnenkamp“, direkt zwischen Bahnhof Altona und einem Schnellrestaurant. Der Junge kniete sich mitten auf der Straße zwischen den fahrenden Linienbussen hin und begann, an irgendetwas zu lecken. Als ich ihn wegzog, sah ich, dass dort ein Schnuller in den Fugen zwischen dem Kopfsteinpflaster eingeklemmt war. Als ich den Jungen weggezogen hatte, kam ein ekliger Typ und strich diesen Schnuller mit Currysoße aus diesem Schnellrestaurant ein. Der Typ war so unheimlich und die ganze Situation so widerwärtig, dass ich laut schreien wollte.

Das war der Moment, in dem ich schweißgebadet aufwachte. Mein Puls raste, meine schweißnassen Haare klebten auf der Stirn, ich schlief nackt und ohne Decke, war am ganzen Körper schweißgebadet, hatte mich komplett nassgepinkelt und lag mit einem Arm halb draußen und nahezu diagonal im Bett. Ich zitterte am ganzen Körper und als endlich Licht brannte, realisierte ich, dass das alles nur ein Alptraum war. Cathleen kam rein, sah mich, erschrak sich ziemlich und fragte: „Was ist los!? Du hast geschrien wie am Spieß!“ – „Ich hab Scheiße geträumt.“ Sie nahm mich in den Arm und tröstete mich. Und schlief bei mir, nachdem wir das Bett neu bezogen hatten.

Das einzige, was ich am nächsten Tag realisierte, war, dass draußen am Ende der Straße ein Altpapiercontainer gebrannt hatte. Den Brandgeruch hatte ich wohl in meinen Traum eingebaut. Das Fenster war offen, wenn auch nur hinter einem Rolladen.

Und heute kam ich dann zur Straße Hahnenkamp. Und als ich das Kopfsteinpflaster sah, musste ich mich enorm zusammenreißen, um nicht laut zu schreiben. In den Fugen klemmte ein Schnuller. Ohne Currysoße. Aber genauso wie im Traum. Ich schwöre, ich bin hier Wochen nicht gewesen. Ich rätsel nun die ganze Zeit, ob mir das jemand erzählt hat oder ob ich verdrängt habe, dass ich in den letzten Tagen dort gewesen bin und mir das aufgefallen ist. Ich bin völlig verwirrt.

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