Ich habe nicht schlecht gestaunt, als kürzlich bei uns im Bad ein Handtuch hing, in dem „Strafvollzug“ eingestickt ist. Frank hatte damit genau das erreicht, was er erreichen wollte. Großes Interesse und ratlose Gesichter. Vor allem, als er meinte, es sei ein Erinnerungsstück.
Bevor hier aber jemand das Gerücht verbreitet, ich würde mit schweren Jungs in einer Wohnung wohnen, möchte ich erwähnen, dass man die Dinger für 12,90 € im Santa-Fu-Shop kaufen kann.
Szenenwechsel. Wenn ich in Bergedorf auf die S-Bahn warte, stelle ich mich meistens so auf den Bahnsteig, dass ich an der Zugspitze einsteigen kann. Gerade auf der Linie S 21 fahren noch die alten Wagen, die eine enorme Einstiegshöhe haben und gerade mit schwerem Rucksack schaffe ich es manchmal nicht alleine. Dann hilft freundlicherweise ein anderer Reisender, wenn ich ihn darum bitte. Oder im Notfall der Fahrer –
mit einer Rampe oder einem Schubs.
Der Fahrer sitzt nunmal vorne im Zug. Wenn man also notfalls die Hilfe des Fahrers in Anspruch nehmen möchte, muss man sich schon dort positionieren, wo er mit seinem Zug hält. Alle gleich langen Züge halten an ziemlich derselben Stelle – doch nicht alle Züge sind gleich lang. Darauf muss man achten.
Meistens fahren auf der Linie S 21 Züge aus zwei Einheiten zu je drei Wagen. Das ist dann ein so genannter „Vollzug“. Im Gegensatz zu einem „Kurzzug“, der nur aus einer Einheit zu drei Wagen besteht, und einem „Langzug“, der aus drei Einheiten zu je drei Wagen besteht. Langzüge fahren meistens auf der Linie S 3, die bei mir zu Hause vorbei fährt.
Jedenfalls muss ich ständig, wenn ich jetzt diese Schilder sehe (selten hängen alle drei an derselben Stelle, wie auf dem Bild), an dem der Fahrer anhält, an das Handtuch aus dem Straf-Vollzug denken. Ich finde, dieses Wort ist ein geniales Teekesselchen – ein Wort mit verschiedenen Bedeutungen.
Und heute hatten wir einen offenen Vollzug. Weil irgendeinem Wahnsinnigen die Warterei im Tunnel zu lange gedauert hat, öffnete er auf freier Strecke die Not-Entriegelung und kletterte aus dem Zug. Meinetwegen hätte er sich dabei ruhig ein paar Knochen brechen dürfen. Hat er aber nicht. Der Idiot hat offenbar den Tunnel durch einen Fluchtweg verlassen. Der Zug fuhr aber, weil die Polizei erstmal alles absuchen musste, um sicherzustellen, dass man keinen Hilflosen ohne Orientierung überfährt, nicht weiter. Und die Züge auf dem Nachbargleis auch nicht. Und weil das kurz vor dem Bahnhof Altona war, kam für 40 Minuten lang der komplette S-Bahn-Verkehr rund um den Bahnhof Altona zum Erliegen. Mehr als 80% der Hamburger S-Bahn-Linien waren davon betroffen. Ich war froh, als die Leute die Tür wieder zusammengebastelt hatten und wir aus dem dunklen Tunnel rausfahren konnten.