Donnerwetter! Nach über einem Vierteljahr und einer amtsärztlichen Beurteilung ihres Gesundheitszustandes (nach Aktenlage) schafft es das zuständige Bezirksamt, Jana eine Bescheinigung auszustellen, dass sie als „vordringlich wohnungssuchend“ anerkannt wurde. Diese Anerkennung ist erforderlich, damit Jana bei uns einziehen darf, weil unser Vermieter beim behindertengerechten Umbau unserer Wohnung öffentliche Fördermittel bekommen hat.
Der neue Vermieter (unser Vermieter) war heiß darauf, möglichst sofort mit ihr einen Mietvertrag zu schließen. Gestern abend haben wir uns alle getroffen, alle anderen WG-Bewohner (Cathleen, Sofie, Frank und
ich) sowie der Vermieter können sich Jana gut als weiteres Mitglied der
Wohngemeinschaft vorstellen. Da ohnehin nur noch die Zustimmung des Amtes ausstand, wir uns ansonsten ohnehin schon alle einig waren, unterschrieb Jana zum 01.12.10 und hat ab heute ein neues Zuhause! Wir freuen uns alle sehr. Sie übernimmt das Zimmer mit eigener Dusche und WC, in dem ursprünglich Lina und Liam wohnten.
So, wie es aussieht, wird sie auch keine Übergangsfristen zwischen alter Wohnung und neuer haben. Normalerweise würde sie noch bis zum 28.02.11 dort Miete zahlen müssen, Frank versucht jedoch, sie ohne jede Frist rauszuboxen. Zu der entsprechenden Vorarbeit hat er ihr schon geraten, als sie zum ersten Mal davon erzählte, ausziehen zu wollen. Er hat ihr einen Brief verfasst, der zwar aus rechtlicher Sicht alle notwendigen Inhalte hatte, aber in sehr einfachem Laiendeutsch geschrieben war, so dass der Vermieter nicht erkennen konnte, dass ein Jurist dahinter steckt. Jana hat das Ding unterschrieben und ihrem Vermieter übergeben.
In dem Brief hat Jana den Vermieter aufgefordert, dafür zu sorgen, dass ihre Nachbarn aufhören, sie zu belästigen. Sie vermute eine behindertenfeindliche Einstellung eines Nachbarn hinter den wiederholten
Zerstörungen ihrer Pflanzen, dem Stromabstellen, Luft aus dem Handbike lassen, den Briefkasten mit Urin bespritzen und was einem noch so alles einfällt. Angefangen hatte das Theater, als Jana eine Mieterhöhung von rund 50% nicht zahlen wollte…
Der Vermieter reagierte gar nicht auf dieses Schreiben, sondern schien sich sicher zu fühlen und drehte erstmal richtig auf. Alles, was danach noch vorgefallen ist, hat Jana schriftlich festgehalten und die Liste ist lang. Zwischenzeitlich hat sie ihn noch einmal unter Fristsetzung aufgefordert, den Hokuspokus abzustellen, da sie sonst die Miete mindern würde. Daraufhin sind ihr dann sogar rohe Eier gegen die Wohnungstür geworfen und ein Seitenspiegel am Auto abgetreten worden (und komischerweise gehen da nur die vier Mietparteien des Hauses plus der Eigentümer dran vorbei) – und nun hat Frank heute das Fass aufgemacht und für sie fristlos gekündigt.
Eine Fortsetzung des Mietverhältnisses sei nicht mehr zumutbar. Seine
Mandantin lebe in großer Angst, die ständig zunehmende Gewalt gegen ihr
Eigentum könne sich irgendwann auch gegen ihre Person richten, wobei sie als Rollstuhlfahrerin relativ wehrlos sei. Außerdem habe sie Angst, dass bei den ständigen Manipulationen an Handbike und Pkw auch sicherheitsrelevante Teile beschädigt werden könnten und sie das in ernsthafte Gefahr bringen könnte. Er hat das dann alles noch nett ausformuliert – und tschüss. Aber selbst wenn das nicht durchgeht und der ehemalige Vermieter damit durchkommt, die drei ausstehenden Mieten zu zahlen, wird die Summe nicht mal vierstellig.
Ich freue mich richtig für Jana – und natürlich auch für uns und mich, denn nun haben wir endlich wieder alle Zimmer belegt. Was auch durchgesickert ist: Ab 01.12.10 wird die andere große rollstuhlgerechte Wohnung im Haus ebenfalls zur WG umfunktioniert, da sich seit das Haus gebaut worden ist keine einzige Familie gefunden hat, die dort einziehen
will. Die Wohnung ist für eine Familie einfach zu groß. Eine zweite Rolli-WG: Ich bin mal gespannt, wie die anderen Mieter im Haus das aufnehmen. Ich hoffe, die dort einziehenden Leute sind vernünftig und es
gibt keinen Stress.