Heute fand die Weihnachtsfeier aller Hamburger Rolli-Triathleten statt, also waren sowohl die Profis als auch der Nachwuchs, die Trainer, Helfer und Organisatoren eingeladen. Man konnte alleine kommen oder mit einer Begleitung, es gab standardmäßig superleckeren Grünkohl, man konnte aber auch etwas anderes zu essen bekommen.
Das Programm beschränkte sich auf Essen, Quatschen, Austauschen und einigen Bildern bzw. Clips von der letzten Saison an einer Leinwand. Das alles war irgendwie genau richtig und für mein Empfinden bestens gelungen und ich war froh, trotz der unmöglichen Wetterbedingungen dorthin gefahren zu sein. Insgesamt waren über 40 Leute dort.
So eine Veranstaltung will natürlich vorher organisiert werden. Man muss einen Ort finden, an dem man bekocht wird, der rolligerecht zugänglich ist, der Toiletten für Menschen mit Behinderungen hat, der zentral liegt und mit Öffis zu erreichen ist, wo man so ungestört ist, dass man etwas an eine Leinwand werfen kann; es sollte nicht zu teuer und nicht zu billig sein und vor allem: Es muss zwischen den ganzen Weihnachtsfeiern überhaupt noch Kapazitäten geben.
Wenn also darum gebeten wird, dass man sich bis drei Tage vorher verbindlich schriftlich anmeldet und entsprechende Kreuze auf einem vorgefertigten Fax-Vordruck macht oder eine E-Mail schreibt, kann ich einen richtig aggressiven Kotzanfall kriegen, wenn einzelne Leute meinen, das gelte für alle, nur nicht für sie. Nun war man in diesem Jahr schon so schlau und hat den Ort in der Einladung nur annähernd mitgeteilt und erst in der Bestätigung nach der Anmeldung die genaue Adresse, aber es gibt ja immernoch Leute, die dann rumfragen, bis sie die Adresse von anderswo erfahren und dann plötzlich auf der Matte stehen.
Was ja auch überhaupt nicht schlimm wäre, denn jeder soll ja mitfeiern können. Wenn es dann aber so ist, dass aufgrund der Anzahl von Gästen der Inhaber seine eher kleine Lokalität komplett umgeräumt hat, die Hälfte der Tische in den Keller getragen hat, damit mehr Platz für die ganzen Rollis ist, die Hälfte der Stühle rausgeräumt hat, damit Rollifahrer an den Tischen sitzen können, das Essen entsprechend vorbereitet hat anhand der Vormeldungen („Ich esse Grünkohl“ / „Ich esse nach Karte“), mache ich mir so meine Gedanken, dass die eher straffe Organisation durch die Abteilungsleitung durchaus ihren Sinn und ihre Berechtigung hatte.
Und dass es verdammt nochmal nervt, sogar stört, wenn zwei Dutzend Rollifahrer im Schneetreiben und eisigen Wind an einer Hausecke draußen warten müssen, weil für die acht unangemeldeten Personen erstmal wieder neu alles zurechtgepuzzlet werden muss und sich quer durch den Laden alles staut. Es musste im laufenden Betrieb umgeräumt werden, so, dass trotzdem alle Platz haben und zwischendurch zum Klo kommen, so, dass der
Beamer trotzdem noch die Leinwand erreicht, so, dass die Bedienung noch überall hinkommt etc. Und so, dass der Wirt sagt: „Hätte ich gewusst, dass 10 Leute mehr kommen, hätten Sie den anderen Raum bekommen. Ich habe Ihnen diesen gegeben, weil er gemütlicher ist.“
Nun denn, am Ende hat es doch noch geklappt. Den Grünkohl hatte er normalerweise nicht auf der Speisekarte und nur heute für uns im Programm, weil einige von uns sich das so sehr gewünscht hatten. Vielleicht war es kleinkariert, aber es war ausreichend kommuniziert, dass die Grünkohlportionen abgezählt waren. Nur wer sich für Grünkohl angemeldet hatte, bekam auch einen Teller davon. Alle anderen mussten aus der Karte wählen. Daraus ergibt sich logisch, dass die überhaupt nicht angemeldeten Leute … richtig: Auch aus der Karte wählen.
Es gibt in unserem Verein Menschen (und in diesem Fall handelte es sich um eine Fußgängerin), die aus Versehen einen großen bunten Salatteller bestellt und aus noch mehr Versehen jemand anderem den Grünkohl wegnimmt. Sich hinterher noch darüber beschwert, dass die Veranstaltung schlecht organisiert war. Nicht ohne Grund schrieb ich von „meinem Empfinden“ im zweiten Absatz.
Ich bin froh, dass unsere beiden Vorturner das nicht mitbekommen haben, ich hätte mich geschämt. Dass den beiden diese unangemeldeten Leute sauer aufgestoßen sind, hat man an der wenig diplomatischen Reaktion unseres „Chefs“ gemerkt, der auf die Frage, ob auch ein Getränk vom Verein übernommen werde, antwortete: „Es gibt ein Essen und zwei einfache Getränke pro Person. Die Gesamtrechnung zahlen am Ende diejenigen, die nicht angemeldet waren, zu gleichen Teilen.“
Ich komme mit solchem Verhalten (wie es die acht „Nachzügler“ an den Tag gelegt haben) nicht klar. Ich war noch nie so, auch vor meinem Unfall nicht, und ich kann mir auch nur schwer vorstellen, so zu werden.
Ich brauche eine gewisse Struktur in meinem Leben. Das mag eine Nebenwirkung meiner Behinderung sein, es kann auch sein, dass ich langsam immer spießiger werde, aber: Ich brauche sie einfach. Und mich nerven Leute, denen täglich nach dem Aufwachen ganz plötzlich einfällt, dass ein neuer Morgen begonnen hat.
Aber zum Abschluss sei es noch einmal erwähnt: Es war eine gelungene Veranstaltung und ich bin froh, trotz der unmöglichen Wetterbedingungen dorthin gefahren zu sein.