Positionspapier gegen Diskriminierung

Ich werde ab morgen wieder zur Schule gehen. Ich bin heute morgen noch vor der 1. Stunde von der Schulleiterin angerufen worden. Sie habe am letzten Freitag im Rahmen einer Lehrerkonferenz erfahren, dass es in meinem Jahrgang offenbar in erschreckendem Umfang, so drückte sie sich aus, diskriminierenden Unterrichtsinhalt (!) gegeben hätte, und zwar in Form einer unerträglichen (!) Diskussion über die Leistungsfähigkeit von
Menschen mit Behinderungen. Das sei nicht in ihrem Sinne gewesen und sie entschuldige sich in aller Form bei mir.

Die Konferenz war ursprünglich für Freitag von 16.00 bis 18.00 Uhr angesetzt gewesen, sie sei gegen 17.00 Uhr dazu gekommen und wollte ursprünglich spätestens um 18.00 Uhr wieder weg, da sie noch ein Treffen
mit Freunden (Frauenabend) hatte. Irgendwann hätte man ja auch mal Wochenende. Sie habe das Treffen abgesagt, die Konferenz habe bis 21.30 Uhr angedauert. Sie sagte, ihr sei wichtig, dass ich wisse, dass der Schule diese Sache alles andere als egal sei. Damit meine sie nicht nur sich selbst, sondern auch meine Lehrer.

Ich erwiderte, dass mir schon klar sei, dass die in dem Referat und in der späteren Diskussion geäußerten Ansichten nicht die offizielle Meinung der Schule, der Lehrer und der meisten Mitschüler seien. Dennoch
habe man es bisher nicht geschafft, weder in der Stunde noch danach, diese diskriminierenden Ansichten zu entkräften und sich zu distanzieren. Das hätte ich erwartet. Man hat zuerst diskutiert, später dann die Querschläger einfach reden und vortragen lassen und diese Meinungen ohne jeglichen Kommentar im Raum stehen lassen. Mich mit meiner Ansicht als Betroffene alleine gelassen. „Ich möchte zu Ihnen in die Schule kommen, um etwas zu lernen, um mir etwas Gutes zu tun für mein späteres Leben. Das, was Sie mir im Moment bieten, tut mir aber nicht gut. Im Gegenteil.“

Sie könne das „voll und ganz“ verstehen. Und es sei ihre Aufgabe, das
in den Griff zu bekommen. Sie distanziere sich eindeutig von diskriminierenden Äußerungen gegenüber behinderten Schülerinnen und Schülern. Sie begrüße unterschiedliche Meinungen und unterschiedliche Ansichten, aber sie dulde keine Diskriminierung an ihrer Schule. Man habe sehr intensiv beratschlagt am Freitag und unter anderem einen Referenten aus dem Behindertensport kurzfristig eingeladen gehabt. Wer das wohl war? Vielleicht kenne ich den sogar? Jedenfalls sei der „Gold wert“ gewesen. Man sei abschließend überein gekommen, dass die Schule bis zu den Sommerferien ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie sich eindeutig zu ihren Schülern mit Behinderung bekennt und eine gemeinsame Richtung vorgibt. Dadurch könne man zwar nicht verhindern, dass einzelne Schüler weltfremde Ansichten haben, aber man könne all denen, die noch keine eigene Meinung haben, vermitteln, „wie wir hier ticken, bevor die von Ihnen als Querschläger bezeichneten Mitschüler dazu Gelegenheit bekommen“ – als ersten Schritt.

Für mich ist dieses Signal eindeutig. Ich möchte der Schulleiterin vertrauen, dass sie dieses Problem in den Griff bekommt. Die Sache mit dem Positionspapier, einer klaren Stellungnahme gegen Diskriminierung, finde ich gut. Ihr muss klar sein, dass sie an ihrem Versprechen, das bis zum Sommer fertig zu haben, von mir gemessen wird.

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