Vor rund einem halben Jahr habe ich von Cathleen und ihrer Arie mit
dem Unternehmen berichtet, das sie bis einschließlich April mit Pampers
beliefert hat. Ihre Krankenkasse, bei der sie über die Mutter familienversichert ist, stellt die Versorgung mit „saugenden Hilfsmitteln zur Kontinenzförderung“ im Raum Schleswig-Holstein und Hamburg über ein Unternehmen sicher, das für alle Mitglieder die Aufträge bekommt. Rechtmäßig ist das seit einiger Zeit: Die Krankenkasse
darf bestimmte Leistungen aus Wettbewerbsgründen gezielt an ein Unternehmen delegieren.
Bis April hat Cathleen ein vernünftiges Markenprodukt aus dem unteren
Preissegment in ausreichender Menge über dieses Unternehmen, das vorher
schon Ausschreibungsgewinner bei der Krankenkasse war, zur Verfügung gestellt bekommen. Ab Mai wurde neu ausgeschrieben, seitdem würde sie über das Unternehmen nur noch ein absolutes Billigprodukt (Hausmarke) bekommen – in abgezählter Menge. Sofern sie weiterhin ein Markenprodukt erhalten möchte, könnte sie zuzahlen: Mit rund 100 Euro pro Monat wäre sie dann bei. Ich hatte in meinem Beitrag schon einmal davon erzählt.
Damals hat Cathleen gesagt, sie zahle lieber 50 Euro pro Monat selbst
(so viel kostet ihr Markenprodukt beim Mitbewerber) und habe keinen Stress, als eine Klage anzustrengen, bei der dann haarklein mit verschiedensten Leuten ausdiskutiert wird, wie oft sie in die Windeln machen darf und ob das Bier beim Kneipenbummel drin ist. Es war ja früher schon einmal die Rede von einem Miktionsprotokoll, für das Cathleen ihre Windeln wiegen sollte, um die Ausscheidungsmenge jeweils aufschreiben zu können.
Nachdem die alte Kostenübernahme ihrer Kasse mit dem 30.04.12 abgelaufen war, hatte Cathleen keine neue mehr beantragt und die Lieferungen gestoppt. Die letzte Lieferung war aus dem Februar 2012. Somit war das Thema eigentlich durch. Cathleen verzichtet nun jeden Monat auf knapp die Hälfte ihres Taschengeldes, um dem Theater zu entgehen und vernünftig versorgt zu sein. „Lieber gehe ich einmal ins Kino und bin attraktiv, als zweimal ins Kino mit nasser Hose und nach Pipi stinkend.“ – Ich hätte die ja alle verklagt, aber das ist ihre Entscheidung.
Nun kam aber gestern der Hammer: Vermutlich ganz aus Versehen schickt
das Unternehmen, das ab Mai Cathleen nicht mehr versorgt, einen Brief, in dem Cathleen darum gebeten wird, „die Dauerverordnung von Ihrem Arzt unterschrieben und abgestempelt unter Verwendung beiliegenden Freiumschlages zurück zu senden.“ – Verordnungszeitraum: Rückwirkend ab 1. Mai (!) dieses Jahres.
Ich will ja nicht behaupten, dass das Absicht war, frei nach dem Motto: Versuch macht kluch. Aber ich möchte auch nicht wissen, bei wievielen Leuten, die in Einrichtungen wohnen, die Pflegekraft die Einzelheiten gar nicht kennt und fürsorglich das Schreiben dem Hausarzt vorlegt. Ich kann dazu nur sagen: Ich bin froh, dass meine Unfallfolgen nicht über eine Krankenkasse reguliert werden.