Übel Und Berühmt

Eigentlich wollte ich nur ein paar Tropfen gegen die permanente Übelkeit, lernte bei Maries Mutter aber auch gleich noch die passende Bauernweisheit dazu: „Kotzt der Bauer übern Trecker, war das Essen nicht so lecker.“

Vielleicht hätte ich nicht so laut sagen sollen, dass ich so lange nicht krank war. Kaum sind Semesterferien, fange ich mir irgendein Virus ein und bin nur noch am Rumspucken. Ja, schon gut, keine Details. Nur so viel: Wenn selbst Kamillentee den Rückwärtsgang einlegt, ist irgendwas nicht normal. Vielleicht wollte er mich auch nur daran erinnern, dass ich völlig aus meinem Gedächtnis verdrängt habe, dass die letzte heftige Magen-Darm-Aktion noch gar nicht so lange her ist.

Allerdings war es dieses Mal lange nicht so extrem und auch nach einem Tag und ohne Krankenhaus wieder vorbei. Zwieback kann ja so gut schmecken, wenn man sonst nichts darf…

Nein, die Verlinkung im BILDblog habe ich in der Aufregung nicht übersehen. Wie könnte ich auch, wenn plötzlich wie aus heiterem Himmel die Besucherzahlen eine Spitze in die grafische Auswertung zeichnen? Am Tag der Verlinkung kamen über 17.000 Leute auf meine Seite. Der Zähler lief zeitweise schneller als meine Uhr…

Ja, ich bin wieder ein wenig berühmter geworden. Leider haben mich, wenn man den Statistikseiten glauben darf, auch mal wieder einige Fetischisten abonniert und auf einschlägigen Seiten verlinkt. Dieses Mal sind es aber weniger diejenigen, die gerne pinkeln oder mir gerne dabei zuschauen würden, sondern diejenigen, die auf Rollstühle oder andere technische Hilfsmittel stehen oder gerne mal gelähmte Beine berühren würden. Wie fühlen sie sich an? Tot? Kalt? Trocken? Nee, soll ichs sagen? Normal. Benehmt euch!

Aktuelles Thema Nummer Eins in der Behindertenszene: Der Paralympics-Star Oscar Pistorius soll angeblich seine Freundin erschossen haben. Ja, genau der, der auf seinen Karbonprothesen so erfolgreich war. Angeblich soll er sie für einen Einbrecher gehalten und aus Versehen erschossen haben. Heute nun will jemand rausgefunden haben, dass ihr Schädel gebrochen ist und ihr Blut an seinem Cricket-Schläger haftet. Und diesmal war es nicht die von mir kürzlich zitierte Zeitung, sondern ein Radiosender, der Oscar den Nachnamen „Pistolius“ gab und gleichzeitig befand, dass es gar keinen plausiblen Grund geben dürfte, warum nicht auch behinderte Menschen zum Mörder werden könnten. Genau, ihr Deppen, das ist die Kehrseite der Inklusion: Wenn schon, dann wollen wir Behinderten jetzt auch in alle gesellschaftlichen Bereiche vordringen und in allen Statistiken berücksichtigt werden. Und sei es nur die Kriminalitätsstatistik. Kann man bitte erstmal rausfinden, was wirklich war und bis dahin, solange man also keine Ahnung hat, einfach mal …

Apropos „Kriminalität unter Menschen mit Behinderungen“ und „Berühmtheit“: Die Chancen stehen sehr gut, dass ich meine Lebensgeschichte bald noch berühmter wird. Schon einige Male bin ich von Lesern darauf angesprochen worden, ob man meine Geschichte nicht mal verfilmen könnte. Nein, nein, ich komme nicht in die Kinos. Aber wohl ins Fernsehen. Wie ich heute erfuhr, finden sich Eckpunkte meiner persönlichen Geschichte in einem Fernsehfilm wieder, der um den Jahreswechsel 2013/14 im ZDF ausgestrahlt werden soll. Was genau da los ist und worum es sich handelt, darf ich vorher natürlich nicht mal in mein Tagebuch schreiben… Nur so viel: Der Film geht über 90 Minuten, es geht um eine fiktive kriminelle Handlung, und für die persönliche Geschichte einer der Hauptfiguren liefere ich (und mein Online-Tagebuch) dem Drehbuchautor jede Menge Inspirationen. Der Film wird zu einer Sendezeit ausgestrahlt, zu der üblicherweise Millionen einschalten und kostet in der Produktion eine siebenstellige Summe. Nein, ich spinne nicht. Aber ob ich das cool oder sehr cool finden soll, weiß ich noch nicht. Einerseits finde ich das sehr cool, andererseits habe ich aber auch ein bißchen Angst. Wovor, weiß ich noch gar nicht. Jedenfalls bin ich aufgeregt.

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