Was für eine Woche! Aber sie liegt hinter mir. Zum Glück. Meine Unterarme sehen aus wie die einer Drogenabhängigen, mein Bauch ist komplett lila-blau-braun gestreift, die Zellstoff-Industrie ist kurz davor, mir die goldene Kundenkarte auszustellen und ich habe endlich ma wieder gebadet und mehr als nur Zwieback an Butterkeks, Tee und püriertes Gemüse gefuttert. Mehr müsste ich eigentlich nicht schreiben, denn eigentlich ist alles bereits erklärt. Eigentlich.
Uneigentlich habe ich noch ein paar unappetitliche Details auf Lager die ich nicht für mich behalten möchte. Teilhabe wird bei mir bekanntlich groß geschrieben.
So kann ich nicht verschweigen, dass das ganze Drama mit einem so lauten Knall begann, dass Marie, die neben mir saß, um mit mir gemeinsa am PC etwas für die Uni vorzubereiten, erschrocken zusammenzuckte und mich fragend anguckte. Anschließend musste ich mich komplett ausziehen, duschen, meine Klamotten waschen und kam auch erstmal fast zwei Stunden nicht mehr vom Klo runter. Allerdings lerne ich ja dazu und habe dieses Mal gleich Maries Mutter gefragt, ob sie vorbei kommen und mich vorsorglich an eine Infusion hängen kann, damit das nicht wieder so dramatisch wird wie beim letzten Mal.
Auf diese Art war das Chaos dieses Mal wesentlich besser beherrschbar. Ich habe insgesamt fünf Tage an der Nadel gehangen, sollt am Anfang gar nicht aus dem Bett aufstehen, musste natürlich Thrombosespritzen kriegen und habe, nachdem man den Darm zunächst 48 Stunden ohne Nahrung völlig in Ruhe gelassen hatte, dann die klassische Mittel gegen Durchfall (Loperamid) und für heftigere Versionen (Codein) bekommen. Und da das nun mal wieder überhaupt nichts brachte, gab es a Tag fünf mal wieder Opiumtinktur. So widerlich das Zeug auch schmeckte so schön habe ich danach geschlafen. Und siehe da: Es dauerte 10 Minuten, da hörte der Lärm in meinem Bauch auf, weitere 10, dann bin ic eingeschlafen – und rund fünf Stunden, bis sich mein Darm das nächste Mal zu Wort meldete. Nach zwei weiteren Boli hat er sich wieder berappelt und benimmt sich seitdem ohne jedes Medikament als wäre nie irgendwas gewesen. Schon paradox.
Natürlich ist diese Therapie nicht zu empfehlen, wenn man nicht so massive Probleme hat. Es gibt auch genügend Querschnitte, die nicht so umgehauen werden, wenn sie sich einen Virus einfangen oder was falsches essen. Entsprechend in Aufregung war auch die Apothekerin, die für dieses kleine Fläschchen extra ein besonderes (Betäubungsmittel-) Rezep brauchte, dann das einzeln beim Großhandel bestellen musste, dann das nicht über den Boten liefern lassen wollte, sondern es persönlich bis a mein Bett brachte und dann noch fast in Ohnmacht fiel, als sie merkte, dass in dem orangenen Umkarton ein Prüfzertifikat beilag, das sie abheften musste und beinahe übersehen hatte.
Nun hoffe ich, dass das tatsächlich überstanden ist. Am meisten freu ich mich, dass ich (oder meinetwegen auch Maries Mutter) das dieses Ma auch ohne Krankenhaus in den Griff bekommen habe (oder hat). Und Cathleen? Kauft für mich ein und bringt mir die Sachen mit einer unheimlich liebevollen Begrüßung in mein Zimmer: „Na du alte Kackbratze?“