Vielleicht ist der einen Leserin oder dem anderen Leser meines Blogs aufgefallen, dass ich die Liste der Empfehlungen und Verlinkungen überarbeitet habe, jene, die in der rechten Spalte neben dem Haupttext steht. Sie ist nicht vollständig, schließlich wird nicht immer übermittelt, woher meine Besucher kommen. Falls ich etwas vergessen habe, was ich lieber nicht vergessen sollte, bitte ich um einen Hinweis…
Auch das eine oder andere Printmedium hat mich in den letzten zwei, drei Jahren erwähnt. Das ist immer recht lustig, wenn ich plötzlich übe die Vereinsadresse, die bei mir im Impressum angegeben ist, eine Zeitung (als Belegexemplar) weitergeleitet bekomme, mit freundlicher Empfehlung und einem Klebereiter auf der Seite, wo irgendetwas über meinen Blog steht. Meistens sind das Vereinszeitungen oder die Mitgliederzeitungen kirchlicher oder wohltätiger Organisationen, aber es war auch schon eine Parteizeitung und ein Mitgliedermagazin einer Gewerkschaft dabei.
Und es gab, gerade in den letzten Wochen, auch die eine oder andere Anfrage verschiedener Redaktionen. Mittendrin erinnere ich den außergewöhnlich langen Brief eines Redakteurs einer der auflagenstärksten Tageszeitungen Deutschlands, mit der Bitte, mich interviewen und ein, zwei Tage lang zu verschiedenen Alltagsstationen begleiten zu dürfen. Zum Sport, zur Uni, beim Autofahren, in meiner WG. Oder eine Anfrage eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders für eine Reportage im Rahmen einer Dokumentationsreihe. Mehrere Casting-Anfragen für alles mögliche, eine sogar für eine Talkrunde bei einem privaten Fernsehsender.
Und ich? Ich habe immer „Nein“ gesagt. Warum? Weil ich schüchtern bin, bei einer Talkrunde oder bei irgendeinem Dreh kein Wort rauskriegen würde. Und weil ich hier über mein Leben blogge, wobei ich bestimmen möchte, was ich von mir erzähle. Und nicht zuletzt, weil ich nicht als „starke Frau“ (die häufigste Anfrage) oder „Kraft für die Inklusion Behinderter“ (die zweithäufigste Anfrage) gelten möchte – ich möchte überhaupt nicht öffentlich vor vielen Menschen bewertet werden. Und das passiert automatisch, wenn man einen Artikel über mich schreibt, über die starke Frau, die ihr Leben in den Griff bekommen hat.
Vielleicht habe ich mein Leben ja gar nicht im Griff? Vielleicht stehe ich zwei Meter vor dem Abgrund? Vielleicht bin ich gar nicht stark, sondern nur kämpferisch? Genau das steht eben morgen oder nächstes Jahr exklusiv in meinem Blog.
Auf jeden Fall bin ich aber keine „Kraft für die Inklusion Behinderter“. Denn mein Verständnis einer inklusiven Gesellschaft ist ein gemeinsames Miteinander. Ein gemeinsames Miteinander kann immer dann nicht funktionieren, wenn auf gleicher Ebene (also auf der Ebene der Beteiligten) Bemühungen nötig sind, um dieses gemeinsame Miteinander zu erreichen. Denn jede Bemühung ist aus einem erkannten Defizit motiviert und das weiß auch der, der diese Bemühungen erlebt.
Die einzig sinnvolle Bemühung auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft kann es sein, Barrieren abzubauen, die das gemeinsame Miteinander behindern. Also einen Rahmen zu schaffen, in dem „alles möglich“ ist. Und zwar nicht, weil ein Mensch ohne Beeinträchtigungen das (offenherzig) möchte, sondern weil ein Mensch mit Beeinträchtigung das (selbstbestimmt) kann. Dass wir da nicht morgen sind, ist mir klar, darum geht es mir auch gar nicht. Mir geht es darum, dass ich nicht für die Inklusion behinderter Menschen kämpfe. Sondern für eine inklusive Gesellschaft, in denen alle Menschen selbstverständlich miteinander leben. Das möchte ich – nur mal so am Rande – erwähnen. Die zahlreichen Anfragen zu eben diesem Thema machen es nötig.