Wir waren heute mal wieder baden. Na gut, eigentlich trainieren. Aber irgendwie war es mehr „baden“ als „trainieren“. Und eine Attraktion ungeahnten Ausmaßes.
Ein gechlortes und beheiztes Schwimmbad oder ein spiegelglatter See sind zwar optimale Verhältnisse, um auf Zeit zu schwimmen, ich möchte allerdings den Wettkampf kennenlernen, wo verlässlich solche Verhältnisse herrschen. Also tut man sich einen Gefallen, wenn man eben nicht nur im spiegelglatten Wasser trainiert. Entsprechend waren wir heute an der Ostsee verabredet. Was man sich für einen Strandausflug mi Sonnenhut und Bikini eigentlich sehnlichst wünscht, wollten wir heute eben gerade nicht: Es gab nicht eine einzige Welle.
Wir waren eine recht gemischte Gruppe, insgesamt fast 15 Leute, die jüngste 14, der älteste 37, verschiedene Behinderungen, fast alle mit Rollstuhl. Da wir eine weite Strecke schwimmen wollen und die Ostsee derzeit nur 15 Grad hat, war der Neo unverzichtbar. Umso lustiger muss das ausgesehen haben, als wir vom Auto quer über die Strandpromenade in Richtung Wasser gerollt sind. Wir haben uns, um nicht so viel Sand in den Neo zu bekommen, bereits auf dem Parkplatz umgezogen und ernteten natürlich jede Menge Kommentare. Am lustigsten fand ich noch: „Oha, da kommt der schwarze Block. Gegen was protestiert ihr?“
„Gegen das kalte Wasser“, meinte einer der älteren Jungs. Es bildete sich kurzfristig eine große Menschentraube, einige holten ihre Kameras raus. Nächstes Mal nehme ich mir mein T-Shirt mit dem Aufdruck „Bitte nicht füttern!“ mit. Da die Luft noch nicht so warm war (und das Wasser auch nicht), waren die meisten Urlauber und Touristen damit beschäftigt auf der Strandpromenade zu flanieren, statt in den Strandkörben zu liegen. Entsprechend waren weder die Duschen auf dem Strand noch die anderen sanitären Einrichtungen offen, worauf wir allerdings spekuliert hatten.
Es war nicht so kalt wie befürchtet. Wir waren etwa 45 Minuten unterwegs, als plötzlich ein Schlauchboot auf uns zuhielt. Die DLRG wollte von uns wissen, ob wir im Schwimmerbereich bleiben oder ob wir Richtung Dänemark abtreiben. Was das sollte, war irgendwie nicht klar, denn wir hielten uns, wenn auch am Rand, aber innerhalb des durch Bojen gekennzeichneten Bereichs auf. Als sich der Schlauchbootfahrer und sein Kollegin davon überzeugt hatten, dass es uns gut ging, brachten sie ih Boot wieder zurück an den Strand.
Im Anschluss an unsere Trainingseinheit haben wir zusammen gegrillt natürlich an einer extra dafür vorgesehenen Feuerstelle. Es mag komisch klingen, dass jemand, der sich im Sand ohne Rolli kaum und mit Rolli gar nicht bewegen kann, schon riesig auf eine geplante Sommerfreizeit a Strand freut. Aber es ist so. Im warmen Sand rumkrabbeln, sich von der Sonne streicheln, wärmen und bräunen lassen, im Meer baden, die Seeluft genießen – ja, ich glaube, der Sommer ist eine meiner vier Lieblingsjahreszeiten.