„Lassen Sie mich durch, ich bin Aufsichtsrat!“
Einfach unglaublich, was sich in den letzten Tagen auf dem Parkplatz eines großen Hamburger Sportvereins abgespielt haben soll. Zumindest behauptet das die Boulevardpresse in einem bebilderten Artikel. Ein Aufsichtsrat soll sich am letzten Dienstagabend auf dem Arenaparkplatz mit einem Ordner eine Rangelei geliefert hat, weil der Ordner seinen Ausweis sehen wollte, bevor er ihn auf ein gesperrtes Areal lässt. Ich finde das irgendwie peinlich.
Wenn ich im Rahmen meines Studiums auf irgendeiner Station arbeite, habe ich, auch wenn ich die ganze Zeit nur dumm irgendwem hinterher rolle und zugucke, einen Ausweis deutlich sichtbar am Hemd zu tragen. Wie alle anderen Mitarbeiter dort auch. Ob Professor, ob Sozialschwester, ob Verwaltungschef, ob Putzfrau – wer auf dem Gelände ein- und ausatmen möchte und dabei kein Patient oder Besucher ist, braucht dafür seine Chipkarte. Ansonsten ist der Wachdienst, der übrigens auch einen Ausweis sichtbar an der Frau, am Mann oder auch am Hund trägt, gehalten, einen konsequent durch die nächste Tür ins Freie zu begleiten.
In der S- und U-Bahn darf fast jeder Rollstuhlfahrer frei mitfahren. Die meisten Prüfer, die von Zeit zu Zeit durch die Waggons laufen und die Fahrkarten kontrollieren, verzichten darauf, meinen Behindertenausweis sehen zu wollen und winken gleich ab, wenn ich beginne, ihn rauszukramen. Trotzdem würde ich nicht auf die Idee kommen irgendeinen dummen Spruch zu machen, wenn ihn doch mal jemand sehen will.
Ich würde sagen, es gehört eine gehörige Portion Überheblichkeit dazu, wenn man einem Wachdienst auf Nachfrage verweigert, seinen Auswei zu zeigen, gerade wenn man Dinge vorhat, die nur einem bestimmten Personenkreis überhaupt erlaubt sind, und zur Überwachung der Einhaltun dieser Differenzierung extra ein Wachdienst beschäftigt wird. Der vermutlich seinen Job verliert, wenn er einfach jeden durchgehen lässt, der behauptet, er sei im Aufsichtsrat. Wo ist also das Problem, einen Ausweis vorzuzeigen? Wo ist das Problem, höflich zu bleiben? Wie kommt jemand auf die Idee, es „im Dienst“ auf eine körperliche Auseinandersetzung anzulegen? Selbst wenn man, was hier gar nicht zur Debatte steht, seinen Ausweis vergessen haben sollte, hat spätestens de Wachmann ein Handy, mit dem man kurz auf der Geschäftsstelle anrufen und die Frage nach den Personalien klären könnte.
Vielleicht kann man von einem Wachmann erwarten, dass er sich mit de Gesichtern der Personen vertraut macht, für die eine bestimmte Regel nicht gilt. Vielleicht sollte man das dann in die Arbeitsplatzbeschreibung des Wachmanns hinein schreiben und ihm ein aktuelles Fotoalbum zum Auswendiglernen an die Hand geben. Die Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen, sollte man als Aufsichtsrat wohl haben. Oder?