Zu Einfach

Ich fahre ja nach wie vor gerne und oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Weil es einfach schneller geht und für mich billiger ist. Aber manchmal kann einem auch die Lust daran vergehen.

Nach jahrelangem Umbau hängt seit wenigen Monaten wenigstens schon mal die Uhr an einem zentralen Bahnhof, über den ich regelmäßig fahre, wenn ich zur ambulanten Therapie ins Krankenhaus, einschließlich meiner Psychologin, muss. Die Deckenleuchten sind noch nicht alle montiert, di Aufzüge haben inzwischen aber schon alle ihre Kinderkrankheiten gehabt Der eine stand nach einem mehrmonatigen Umbau mehrere Monate wegen eines defekten Bauteils still, der andere war auch in meinem Blog schon mehrmals Thema.

Man benötigt grundsätzlich zwei Aufzüge. Einer führt von der Straßenebene oder vom Busbahnhof auf eine Verteilerebene, ein weiterer zum S- oder Fernbahngleis. Nun ist der zur Verteilerebene schon wieder seit einer Woche defekt, nachdem er letzten Monat schon drei Wochen außer Betrieb war. Grund diesmal: Die Notrufeinrichtung ist defekt. Ohn Notrufeinrichtung darf der Aufzug nicht fahren, das Ersatzteil werde erst Ende September geliefert.

Unterdessen lässt sich der Aufzug zum Gleis von unten nicht rufen. Licht brennt in der Kabine auch nicht. Der Zustand hält auch schon seit einem halben Jahr an, mehrmals habe ich mich schon bei der zugehörigen Kundenhotline beschwert. Meine letzte erhaltene Antwort: „Der Aufzug is gestern kontrolliert worden, Sie müssen vielleicht etwas fester auf de Knopf drücken.“ – Argh.

Und wenn man dann spontan den Nahverkehrszug vom anderen Gleis nehme will, wird einem der Einstieg mit der Rampe verweigert. Grund: „Sie sind nicht vorgemeldet.“

Aber immerhin gibt es eine Lösung, so die Mitarbeiterin des Kundendialogs der Bahn. Die sehe so aus:

1. Sie steigen in den Bus einer bestimmten Linie (fährt alle 10 Minuten) und fahren eine Station weiter. (Fahrtzeit: 3 Minuten.)
2. Dann fahren Sie zur nächsten Kreuzung, überqueren die Straße und rollen auf der anderen Straßenseite einmal um den kompletten Bahnhof herum. Weg: Rund 600 Meter. Für Leute, die nicht ortskundig sind, eine ziemliche Herausforderung.
3. Sie befahren die Verteilerebene des Bahnhofs über eine fest installierte Rampe.
4. Sie fahren mit einem anderen Aufzug auf ein Nachbargleis, durch das sonst keine Bahnen fahren.
5. Sie klingeln oben an der Notrufsäule und bitten die Servicekraft, de Fahrdienstleiter zu veranlassen, eine der nächsten S-Bahnen durch das gesperrte Gleis zu leiten.
6. Abwarten.

Nun ist es tatsächlich so, dass der Fahrdienstleiter in der Regel sehr kooperativ einen der nächsten Züge umleitet. Allerdings gibt es dabei etwas zu beachten: Durch das Gleis können nur S-Bahn-Züge geleite werden, die den Bahnhof durchfahren, keine, die in dem Bahnhof wenden. Und die Mehrzahl der Züge endet dort und fährt anschließend wieder zurück. Außerdem müsse der Zug noch mindestens 10 Minuten entfernt sein damit die anderen Fahrgäste sich auf die Umstellung vorbereiten können und der Zug nicht zunächst falsch in der automatischen Ansage angekündigt wird. Im ungünstigsten Fall steht man also 34 Minuten auf dem Bahnsteig, bis das klappt. Dazu kommt noch der Umweg mit dem Bus, s dass mich das Theater ruhig mal eine geschlagene Stunde mehr Zeit kosten kann.

Was mir nicht in den Kopf will: Die Notrufeinrichtung dürfte doch nicht viel anders aufgebaut sein als ein besseres Seniorentelefon mit Handsender. Und sie wird auch nicht die einzige dieser Art in Deutschland sein. Warum kann man diese Bauteile nicht irgendwo in Deutschland so vorrätig halten, dass man es mit einem Paketdienst innerhalb von 48 Stunden versendet hat? Wenn ich mir eine Porno-DVD bestelle, klappt das doch auch bis zum nächsten Morgen um 10. Aber vielleicht mache ich mir das auch zu einfach.

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