Eine Woche Urlaub

Der Winter ist in Norddeutschland derzeit -zum Glück des rollenden Volkes- kein richtiger Winter. Von ein paar Hagelkörnern und etwas Schneegriesel im Zusammenhang mit dem Sturmflut-Orkan am Anfang dieses Monats abgesehen, hatten wir in Hamburg in der letzten Woche Temperaturen deutlich über 10 Grad. Plus.

Als Maries Eltern ihren Winterurlaub gebucht haben, hätten sie nicht damit gerechnet, dass es am Strand von Dubai im Dezember kälter sein könnte als am Strand von Scharbeutz. Marie fliegt sowieso gerne mit in den Familienurlaub, ich wurde zum zweiten Mal gefragt. Nach den Erlebnissen im letzten Jahr warte ich mit der Antwort höchstens aus Bescheidenheit länger als zwei Sekunden.

Man sollte vielleicht dazu sagen, dass es in den Vereinigten Arabischen Emiraten einige Menschen gibt, die viel Geld haben, und die zur Behandlung schwerwiegender chronischer Krankheiten nach Deutschland kommen. Es ist nicht unüblich, dass diese sich auf der Privatstation einer angesehenen Klinik ein Zimmer mieten und sich dort vom Chefarzt behandeln lassen – koste es, was es wolle. Teilweise schließen Kliniken zu solchen Anlässen sogar kurzfristige Arbeitsverträge mit allen möglichen fachlich versierten Leuten aus dem örtlichen und überörtlichen
Dunstkreis, stellen also nur für den einen Patienten ein optimales Team zusammen. Wenn sich so etwas wirtschaftlich rechnet, kann ich mir vorstellen, welche Summen dabei fließen. Nicht selten kommen die betroffenen Menschen regelmäßig wieder nach Deutschland, bringen teilweise sogar Freunde und Familie mit.

Nicht selten ergeben sich dadurch aber auch persönliche Kontakte. Und so kann es dann passieren, dass man sich eine Woche lang ein 200 m² großes Haus in einer Ferienanlage leisten kann, das sonst für eine Woche mal eben 8.500 € kostet. Pro Person, versteht sich. Mir wäre dieser Luxus so viel Geld nicht wert, mir reicht auch eine Luftmatratze in einer Turnhalle. Aber: Ich verzichte natürlich nicht darauf, wenn ich ihn nutzen darf. Und nachdem ich es im letzten Jahr schon sehr luxuriös fand, als wir „lediglich“ eine Hotelsuite hatten, habe nicht schlecht gestaunt, als ich vor Ort realisierte, wo wir eine Woche lang wohnen werden. Nein, Marie und ihre Eltern würden so viel Geld ebenfalls nicht ausgeben. Maries Mutter stellte schon auf dem Flug klar, dass sie eingeladen worden sind und ein wohlhabender Patient die Unterbringung über Vitamin B eingefädelt hat. Trotzdem: Alleine der Flug wird pro Person schon vierstellig und ich bin ehrlich gesagt (nicht nur deshalb) sehr gerührt, dass sie mich dabei haben möchten und mich dazu einladen.

Diese Ferienanlage ist ins Meer hinein gebaut und steht teilweise auf Stelzen, was dazu führt, dass Marie und ich in unserem Overwater-Schlafzimmer eine Glasplatte im Fußboden haben, durch die man die Fische beobachten kann. Falls gerade welche vorbei kommen. Zieht man die Vorhänge auf, hat man gute Chancen, eine zu hohe Welle schon aus 10 Kilometern Entfernung zu erkennen. Und dass zu diesem Haus auch eine riesige Strandterrasse und privater Pool direkt vor den beiden Schlafzimmern gehört, wir uns zu viert eine eigene Jacuzzi teilen, kostenlos zwei Fitness-Center mit täglich einem Ganzkörper-Massage-Termin nutzen dürfen, grenzt schon an Wahnsinn.

Der Hammer ist eine 10.000 m² große Poolanlage, die aus drei großen Abschnitten besteht und die nicht nur einen eigenen Sandstrand, sondern auch verschiedene ins Wasser eingelassene Massageliegen hat. Hin und wieder schwimmt ein ferngesteuertes Schiff vorbei, auf dem Cocktails oder Obstgläser stehen. Man stellt einfach sein leeres Glas drauf und nimmt sich ein neues Glas runter. Nein, ich träume nicht und es ist auch keine Märchenstunde. Cool ist auch die Swim-Up-Bar, an der man sich bequem auf einen im Wasser verankerten Stuhl setzen kann. Die Theke ist gleichzeitig der Abschluss des Beckens, so dass die Bedienung auf der anderen Seite der Theke im Trockenen läuft und alles serviert, was man haben möchte. Man selbst sitzt bis zum Bauch im Wasser und wenn man ausgetrunken oder aufgefuttert hat, schwimmt man einfach weiter. Bis wir wieder zurück nach Deutschland fliegen, wachsen Marie und mir vermutlich noch Schwimmflossen.

Um ins Meer zu kommen, muss man nur aus der Terrassentür und dann über den Strand. Am ersten Tag sind Marie und ich gekrabbelt, am zweiten Tag hatte man von unserer Terrasse bis drei Meter vor das Wasser ineinander verhakte Plastikplatten verlegt. Keine Ahnung, ob das Hotelpersonal das nachts gemacht hat, sie lagen da jedenfalls plötzlich. Für Silvester sind wir zu einem Galadinner eingeladen – es wird das erste in meinem Leben.

Leider hat an den ersten beiden Tagen das Wetter absolut nicht mitgespielt. Als wir ankamen, regnete es bei 11 Grad. Man muss dazu wissen, dass die durchschnittliche Nachttemperatur im Dezember bei 15 Grad liegt und die durchschnittliche Tagestemperatur bei 26 Grad. Und es gibt statistisch einen einzigen Regentag im Monat. Den hatten wir ausgerechnet erwischt. Entsprechend kühlte auch das Meer von 26 schlagartig auf 23 Grad ab. Seit heute knallt aber wieder die Sonne und bei 24 Grad Lufttemperatur und relativ trockener Luft ist es sehr angenehm. Ohne Lichtschutzfaktor 50+ geht gar nichts. Dass man außerhalb der Hotelanlage sich komplett bedecken muss (im Bikini an den öffentlichen Strand oder im Top und kurzer Hose auf öffentlichen Straßen ist ein absolutes No-Go und kann zur Verhaftung führen), ist gar nicht so schlimm…

Auch wenn es hier absolut faszinierend ist und ich gerne gefragt werde, ob ich noch einmal mitfliege – ich bleibe trotzdem mit allen vier Rädern auf dem Boden. Mein nächster Urlaub wird wieder einer mit Schlafsack und Campingkocher…

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