Physikum – schriftliche Prüfung

Ich habe es überstanden. Das Ergebnis habe ich noch nicht, es ist also theoretisch denkbar, dass ich in einem halben Jahr noch einmal ran muss, aber für den Moment kann ich das Thema vor allem in meinem Kopf weit zur Seite schieben. Ich rede von schreibe über den ersten Teil der ärztlichen Prüfung, früher offiziell Physikum genannt, heute inoffiziell noch immer. Den mündlichen Teil
hatte ich in der vorletzten Woche schon hinter mich gebracht, der schriftliche Teil war zu Beginn dieser Woche dran. Zwei Tage zu jeweils vier Stunden, pro Tag 160 Multiple-Choice-Fragen aus insgesamt vier Fächern. Es handelt sich dabei um eine Zwischenprüfung nach Ende des 4. Semesters. Sie schließt den Teil des Studiums ab, in dem man lernt, wie der Körper funktioniert, wenn er gesund ist. In weiteren mindestens 9 Semestern (Mindeststudienzeit) kann man nach Bestehen des Physikums lernen, welche Krankheiten es gibt und wie man sie behandelt.

Im Moment glaube ich fest daran, dass ich diese Zwischenprüfung bestanden habe. Der mündliche Teil ist bestanden, denn ansonsten hätte ich vor dem schriftlichen Teil schriftlich erklären müssen, ob ich trotz
Nichtbestehen des mündlichen Teils den schriftlichen Teil ablegen möchte. Das hätte beispielsweise dann Sinn gemacht, wenn man den mündlichen Teil einfach ein halbes Jahr später noch einmal machen möchte. Die Erfahrung zeigt aber wohl, dass etliche Leute, die den mündlichen Teil nicht bestehen, hinwerfen. Immerhin gab es wohl auch dieses Mal diverse Leute, die mit unter 10% korrekten Antworten sang- und klanglos abgesoffen sind. Wenn ich durchschnittlich mehr als 9 von 10 Fragen falsch habe, würde ich mir, glaube ich, auch Gedanken mache, ob das Studium für mich das richtige ist. Es sei denn, ich kann mir erklären, warum ich die mündliche Prüfung schlicht verkackt habe, gleichwohl aber die schriftliche bestehen werde.

Ich habe mich mit Marie und anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen ausgetauscht, und ich habe ein sehr gutes Gefühl. Bei einer Frage weiß ich jetzt schon, dass ich mit einem falschen Wert multipliziert habe, zwei oder drei Fragen habe ich nicht gewusst, da habe ich irgendwas angekreuzt (immerhin um 20% besser, als nichts anzukreuzen), bei zehn oder zwölf Fragen war ich mir unsicher und habe … naja „geraten“ wäre der falsche Ausdruck, aber ich war froh, nur Kreuze setzen und weder Lösungsweg noch Begründung abliefern zu müssen. Einige davon sind aber richtig gewesen, wie ich hinterher festgestellt habe. Also ich habe ein sehr gutes Gefühl und ich war auch bereits mit einem sehr guten Gefühl in die Prüfung gegangen. Auch wenn ich dafür bereits ausgiebig belächelt
wurde.

Ich muss aber auch sagen, dass ich so derbe unter Strom stand, dass ich mich erst heute wieder einigermaßen ansprechbar fühle. Ich habe von den letzten 48 Stunden mindestens 35 im Bett verbracht und nur geschlafen. So aufgeregt wie am ersten Prüfungstag war ich schon lange nicht mehr. Mein Herz raste so sehr, dass ich schon Angst hatte, mein Kreislauf würde schlapp machen. Hat er aber nicht. Ich bin an beiden Tagen mit dem Taxi zur Prüfung gefahren. Selbst Auto fahren wollte ich nicht, dafür war ich zu aufgekratzt, Bus und Bahn wollte ich mir auch nicht antun.

Am Mittwochabend bekam ich von Ronja noch eine Ganzkörper-Entspannungs-Massage – statt Physiotherapie. Ich bin auf der Liege fast eingeschlafen. Heute morgen hatte ich meine erste vernünftige
Mahlzeit nach vier Tagen Appetitlosigkeit. Doch, ich habe in den vier Tagen was gegessen, aber es schmeckte mir nicht. Im Gegensatz zu heute morgen.

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