Kriminelle Kinder und süße Enten

Marie und ich sitzen zusammen mit ihrem Papa im Auto. Ihr Papa fährt über die Autobahn, möchte uns zu einer Geburtstagsfeier bringen, zu der wir eingeladen sind. Wir sollen zwei Salate mitbringen. Ich habe auf dem Beifahrersitz Platz genommen, Marie sitzt im Fond und passt auf die Salate auf. Über die Autobahn führt eine Fußgängerbrücke, auf dieser
spielen drei Kinder. Aus der Entfernung kann man erkennen, dass sie sich hingehockt haben und Stöcke unter dem Geländer hindurch auf die darunter liegende Fahrbahn werfen.

Maries Vater sagt: „Handy raus, gleich anrufen. Wenn sich da einer erschrickt und in Panik ausweicht oder die als nächstes Steine werfen, kann es ganz schnell Verletzte oder Tote geben.“ – Gesagt, getan. Nach rund dreißig Sekunden Warteschleife komme ich dran. Zuallererst möchte der Beamte auf der anderen Seite wissen, ob wir Richtung Osten oder Richtung Westen unterwegs sind. Die Sonne blendete uns. Im Westen wird sie untergehen…

„Wie alt sind die Kinder?“ – „Ich schätze um die 10 Jahre.“ – „Alle?“
– „Ja.“ – „Können Sie die beschreiben?“ – „Zwei trugen eine knallrote Jacke. Mehr war in den paar Sekunden nicht zu erkennen.“ – „Wir schicken
jemanden hin.“

Ich schätze, die Kurzen haben gar nicht begriffen, was sie da tun. Möglicherweise noch nicht einmal nachgedacht. Strafrechtlich wird man sie vor Vollendung des 14. Lebensjahres nicht zur Verantwortung ziehen können. Es waren inzwischen acht Minuten vergangen, wir waren bereits elf Kilometer weiter, da wurd das Radioprogramm unterbrochen. Man möge in beiden Richtungen vorsichtig fahren, denn „da schmeißen Kriminelle Steine von einer Brücke auf die Autobahn. Ich wiederhole: Vorsicht, kriminelle Steinewerfer. Na, hoffentlich werden die Idioten geschnappt.“

Soso. Aus Stöcken werden Steine. Kinder sind kriminell und Idioten dazu. Maries Vater sagte: „Da werden noch weitere Autofahrer angerufen haben. Vielleicht sind es inzwischen wirklich Steine. Aber ansonsten lobe ich mir die guten alten Zeiten, in denen die Verkehrsmeldungen ohne
Werbung, Jingles, ohne musikalische Dauerschleife im Hintergrund und ohne weitere Kommentare trocken vorgelesen wurden.“

Kaum hatte er das ausgesprochen, wurde noch einmal für eine Verkehrsmeldung unterbrochen: Auf einer anderen Autobahn sei eine Entenfamilie zu Fuß unterwegs. „Fahren Sie dort bitte besonders vorsichtig und lassen Sie um Himmels Willen die kleinen süßen Enten am Leben!“

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