Beratungsbesuch

Inzwischen kennen wir das ja schon: Zu uns nach Hause kommt regelmäßig das Jugendamt, um sich ein Bild davon zu machen, wie es Helena geht. Ein erster Termin fiel wegen Krankheit der Mitarbeiterin aus, nun, zum zweiten Termin, erschien eine Kollegin, die wir noch nicht
kannten. Schätzungsweise um die 60 Jahre alt, hatte vor dem Termin im Auto erstmal geraucht und zog nun eine Fahne aus Parfüm und Zigarettengeruch hinter sich her. Auch wenn Helena ungewohnt schüchtern,
fast schon ängstlich ihr gegenüber war, war die Frau eigentlich in Ordnung.

Sie wollte Helenas Zimmer sehen, was sie anlässlich des Besuchs aufgeräumt hatte, so dass es nicht aussah wie ein tapezierter Bombentrichter. Sie fragte, ob sie in ihren Kleiderschrank schauen dürfe. Das kannten wir noch nicht. Helena zuckte mit den Schultern und öffnete alle Türen. Dann wollte sie von Helena wissen, welches ihr derzeitig größtes Problem sei. Sie stellte aktiv die Frage, ob Helena umziehen und von hier weg möchte, was ich immer wieder verstörend finde,
aber natürlich vollends verstehe, weil Kinder so einen Wunsch im Zweifel ja nicht selbst ansprechen würden. Es ist aber auch schwierig, zu verstehen, dass das Amt mit dieser Frage keine weiteren Hintergedanken verfolgt. Bei den ersten Malen dachte Helena gleich, man wolle ihr da was in den Mund legen.

Helena zeigte freiwillig ihr letztes Zeugnis und einige Handyfotos und Videoclips vom Reiten, Schwimmen und Handbiken, dann hatte die Dame es auch schon fast wieder eilig. Eigentlich dient so ein Besuch auch unserer Beratung, dafür war gar keine Zeit. Aber es war auch gar kein Bedarf da. Wir würden in den nächsten Tagen eine Abschrift des Berichts bekommen, den sie anfertigen müsse. Ich vermute, dass auch dieses Mal alles in bester Ordnung sein wird.

Auch wenn ich Stolz und Eigenlob nicht so mag, so bin ich doch sehr froh und sehr glücklich, dass Marie und ich trotz anfänglicher Zweifel, ob wir das schaffen würden, diesen Weg gegangen sind und diese Herausforderung angenommen haben. Ich weiß, dass es auch ganz anders laufen kann, aber: Wir bereuen die Entscheidung zu keiner Sekunde. Helena bereichert unser beider Leben sehr, im Übrigen auch das von Maries Eltern, und wir sind stolz, ihr etwas Halt geben zu können. Auch wenn es nicht einfach ist, mit zwei Menschen im Schichtdienst in so klaren und geregelten Strukturen zu leben, die ein Kind gerne hätte; die
Erfahrungen, die wir mit Helena machen, und die sehr überwiegend positiv sind, bereichern unser Leben sehr.

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