Wohnprojekt

Kodex gegen Porsche

In meinem Eintrag, in dem es um einige Neuerungen in der Pflegeversicherung ab 2013 geht, habe ich unter anderem positiv bewertet, dass der Medizinische Dienst der Krankenversicherung, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die als medizinische Begutachtungsstelle für alle gesetzlichen Krankenkassen arbeitet, einen Verhaltenskodex erstellen und sich an diesen halten muss. In diesem Fall bezog sich das auf Begutachtungen durch die Pflegekassen. Damit soll wohl verhindert werden, dass sich Gutachter dieser Institution daneben benehmen. Es ist traurig, dass so etwas nötig ist, aber es ist nötig, wie eine gestrige Begutachtung einer achtzehnjährigen in unserem Wohnprojekt beweist. Grundsätzlich finden bei uns solche… Weiterlesen »Kodex gegen Porsche

Erfolg oder Rohrkrepierer?

So ziemlich genau vier Jahre ist es jetzt her, als mir meine Psychotherapeutin, zu der ich heute immer noch Kontakt habe, empfohlen hat, über das Internet Kontakt aufzunehmen zu anderen Menschen. Ihr Rat war so simpel wie genial zugleich: Statt in der Einsamkeit in seinem eigenen Saft und Selbstmitleid zu ertrinken, einfach mal den ersten Schritt wagen. Sich virtuell irgendwo mitten auf den Markt setzen, sich vorstellen und abwarten, wer sich daneben setzt und das Plaudern anfängt. In der realen Welt darauf zu hoffen, dass plötzlich jemand, der einem gut tut, im Zimmer steht, ist zwar, wenn die Hoffnung erfüllt… Weiterlesen »Erfolg oder Rohrkrepierer?

Big Brother am Pflegebett

Spätestens seit letzter Woche ist ein Thema bei uns in den Wohngruppen gegenwärtig und wird selbst von denen diskutiert, die vorher nichtmal im Entferntesten daran gedacht haben, dass so etwas überhaupt möglich sein könnte: Gewalt in der Pflege. Ich möchte es einerseits nicht verharmlosen, andererseits aber auch nicht übertreiben. Dass selbst bei uns, wo wir sehr genau hinschauen, wer bei uns einen Job bekommt, und wo wir ein sehr gutes Klima haben, ein gewaltsamer Übergriff auf eine absolut wehrlose Person möglich sein könnte, darf man nicht aus den Augen verlieren; andererseits darf man jetzt auch nicht in Hysterie verfallen. Es… Weiterlesen »Big Brother am Pflegebett

Korrekt aber kalt

Ich glaube, fast alle Menschen sind sich einig, dass es absolut abscheulich ist, wenn ein Täter (oder eine Täterin) bei einem gewaltsamen Übergriff die körperliche Unterlegenheit eines Opfers ausnutzt. Das fängt nicht bei den Leuten an, die einem am Boden liegenden Menschen gegen den Kopf treten und es hört gewiss nicht bei einem Fall auf, der ausgerechnet Maria widerfahren ist, die ja bereits in der Pflegeeinrichtung, in der sie lange Jahre wohnte, bevor sie zu uns kam, Erfahrungen mit gewalttätigen Mitarbeiterinnen machen musste. Maria hat sich in den Monaten bei uns echt gemausert. Sie hat es nach jahrelanger Isolation geschafft,… Weiterlesen »Korrekt aber kalt

Allerbeste Freundin

Liebes (Online-) Tagebuch, ich brauche gerade mal jemanden zum Auskotzen. Es ist sehr spät in der Nacht und ich kann nicht schlafen, weil meine Gedanken mich einfach nicht in Ruhe lassen. In mir kreisen jede Menge Zweifel und Ängste, die sich mit ein paar vernünftigen Überlegungen nicht abstellen lassen. Immer, wenn es mir so geht, wie es mir gerade geht, merke ich, wie sehr ich mich an meiner Ordnung festhalte. Ich bin jemand, und ich habe das Gefühl, mit zunehmendem Alter prägt sich das immer stärker aus, der sehr viel Wert darauf legt, mir wichtige Dinge in sicheren Verhältnissen zu… Weiterlesen »Allerbeste Freundin

Menschen im Hier und Jetzt

Unsere Bevölkerung wird immer älter, vor allem durch höhere Lebenserwartung und niedrige Nachwuchsraten. Damit nimmt automatisch auch die Anzahl der an Demenz erkrankten Menschen zu. Schon heute fehlt es bei ihrer Versorgung an allen Ecken und Kanten. Die Neuordnung der Pflegeversicherung, aus der bezahlt werden soll, dass sich jemand um diese „Menschen im Hier und Jetzt“ kümmert, war überfällig. Allerdings: Eine ehrgeizige Suche nach nachhaltigen Lösungen habe ich mir anders vorgestellt. Selbst die von den Finanzierungsproblemen losgelöste Suche nach einer respektvollen Bezeichnung für eine Gruppe mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, hat man in den Monaten intensiver Suche nicht… Weiterlesen »Menschen im Hier und Jetzt

Cash für Maria

Endlich. Der Bescheid für Maria, der ihr monatliche Leistungen zum Lebensunterhalt (sprich: Cash für Lebensmittel, täglichen Bedarf etc.) bewilligt, ist durch. Mit Bescheiddatum vom 14.08.12 wurde die Leistung rückwirkend ab Antragsdatum zuerkannt. Acht Monate werden nachgezahlt (somit bekommt eine gute Freundin ihr geliehenes Geld endlich zurück). Bewilligt wurde die Leistung zunächst bis 31.08.12, das heißt, in den nächsten 14 Tagen muss noch ein neuer Antrag für die Zeit ab 01.09.12 gestellt werden. Bezeichnend ist, dass im Briefkopf bereits eine andere Ansprechpartnerin steht als diejenige, die den Bescheid unterzeichnet hat. Es hat also ein Personalwechsel stattgefunden, wohl nicht ganz freiwillig. Mit… Weiterlesen »Cash für Maria

Licht und Schatten

Inzwischen ist schon wieder fast ein Monat vergangen, seit über die Assistenzleistungen von Maria entschieden worden ist. Bewilligt wurden damals 4.970,37 € pro Monat für Pflege und Assistenz zusammen. Das entspricht nicht dem beantragten Umfang und auch nicht den im Gutachten festgestellten Umfang. Inzwischen wird es wieder lustig. Warum man die Leistung um 545,50 € niedriger bewilligt hat als sie beantragt und im Gutachten befürwortet wurde, konnte uns niemand richtig erklären. Man sei vielleicht von falschen Zahlen ausgegangen, vielleicht auch nicht – das müsse ein Widerspruchs- oder Gerichtsverfahren klären. Unstrittig sind aber die jeweils mindestens 4.970,37 € für die Monate… Weiterlesen »Licht und Schatten

Die Nummer 26 war es

Endlich haben wir eine gefunden. Die Rede ist von einer (weiteren) Assistentin für Maria, die wir seit Wochen suchten. Nach 25 Bewerbern und wochenlanger Suche ist sie seit Montag dabei und sie scheint ein absoluter Glücksgriff zu sein. Es geht nicht um Pflege, sondern um Assistenz, also nicht um Waschen, Nahrungsaufnahme, Klogang, ins Bett bringen, sondern um alles andere, was Menschen täglich machen, wobei Maria aber Hilfe braucht. Die Bewerberin, die bis zum 30.06. noch als Praktikantin da ist und ab 01.07. fest anfängt, kommt eigentlich aus der Pflege, ist also eine examinierte Kraft, ist aber mit gerade 24 Jahren… Weiterlesen »Die Nummer 26 war es

Bescheid für Maria

Am 15.06.12 ist die vom Gericht gesetzte Frist, bis zu der das Sozialamt über Marias Antrag auf ein selbstbestimmtes Leben mit Assistenz in einer eigenen Wohnung, genauer in einem Ein-Zimmer-Apartment mit Dusche, angeschlossen an ein (unser) Wohnprojekt, endgültig zu entscheiden hatte, abgelaufen. Ein am 14.06.12 geschriebener Bescheid erreichte Maria heute. Beantragt wurden 6.119,87 € pro Monat, davon 2.884 € als Grund- und Behandlungspflege (Pflege- und Krankenkasse), 2.631,87 € als Assistenz (Sozialamt, da mittellos) und 604 € für Lebensunterhalt einschließlich Warmmiete (ebenfalls Sozialamt). Bewilligt wurden laut Bescheid die kompletten Assistenz- und Pflegeleistungen wie beantragt und durch Gutachten befürwortet, anerkannt wurden jedoch… Weiterlesen »Bescheid für Maria