Sehr geehrte Frau Kollegin. Wir berichten Ihnen über die Patientin Jule …, die sich seit dem 8. Juli 2008 in unserer stationären Behandlung befindet. Frau … war am Morgen des 08.07.08 auf dem Weg zur Schule als Fußgängerin im Straßenverkehr verunfallt. Sie wurde nach Erstversorgung durch den Notarzt mit dem Rettungshubschrauber lebensgefährlich verletzt, intubiert und beatmet in unsere Notaufnahme eingeliefert, wo nachfolgende Primärdiagnostik erfolgte…
Ich hab seit dem Unfall meine Regel nicht mehr gekriegt. Was hab ich gegrübelt und konnte nicht schlafen. Abends einschlafen oder morgens um 4 war am schlimmsten. Die gedanken, dass ich keine Kinder mehr kriegen könnte, taten weh. Ich hab mich nicht getraut, einen Arzt zu fragen, weil ich Angst hatte, was der mir erzählt. Dann habe ich eine andere Patientin gefragt, der es so ähnlich ergangen ist wie mir. Ich habe allen Mut zusammengenommen, und dann sagte sie: „Das ist nicht normal. Ich würde das unbedingt in der Visite ansprechen. Du hast ja im Leben vielleicht noch was vor.“ Als ich sie fragte, ob sie denn ihre Regel regelmäßig kriegt, sagte sie Ja. Ein, zwei Monate hätte ich ja auch verstanden, aber kein halbes Jahr.
Und ausgerechnet darauf hat mich zwei Tage danach eine andere Tussi angesprochen. Die hängt immer mit meiner „Freundin“ zusammen ab und meine „Freundin“ hat sie gefragt, weil sie sich ja so Sorgen macht. Und sie will mich überreden, ich soll den Arzt fragen. Nur die tussi sagte das in der Eingangshalle und hinter uns saßen am Tisch so ein paar Spacken, vor denen ich das eigentlich nicht erzählen wollte, und dann hör ich noch, wie die sich unterhalten: „Vielleicht wurd sie ja im Heli gepoppt.“ Und ein anderer fing an zu singen: Über den Wolken soll die Freiheit wohl grenzenlos sein…
Ich hab inzwischen mit meiner Psychologin gesprochen. Die hat gleich bei der Ärztin angerufen, noch während der Stunde und hat gesagt: Das ist völlig normal, kein Grund zur Sorge. Du kannst Kinder kriegen, und wenn dein Körper wieder Zeit hat für die Regel, kommt sie auch wieder. Zur Zeit hat er einfach noch wichtigeres zu tun.
Jetzt bin ich erstmal wieder ruhig. Aber schon wenn mir einer sagt: Siehste, frag nächstes mal gleich den Arzt … ist mir das irgendwie schon zu viel und ich krieg das Heulen.
Ausgerechnet mein Opa hat mich endlich mal besucht vor paar Wochen, ich hab mich riesig drauf gefreut und seine erste Frage war: „Und wie oft hast du denen hier schon das Bett vollgeschissen?“ Wirklich wahr!!! Meine Oma kreischte gleich los: „Willi!!! Nun reiß dich mal zusammen.“ Und der hat sich dann noch verteidigt: „Wieso früher im Lazarett und im Krieg und das waren noch Zeiten.“ Ehrlich ey…
Too much information … sorry … bin grad bißchen sabbelig.
Ich darf zur Zeit vier Stunden am Stück aus dem Bett und jede Woche eine mehr, wenn die Haut mitspielt. Ganz viel Krankengymnastik krieg ich schon und Psychotherapie und dann son Bildchen malen und Tonbilder antuschen und so Zeug halstücher batik… ^^
Wenn ich alles wieder alleine kann, wenn ich weiß, wo ich wohnen kann, wenn sich alles wieder eingespielt hat, so dass nicht in einer Tour ein Arzt was kontrollieren oder anpassen muss, darf ich wieder raus. Nicht vor Juni haben sie gesagt.