Guten Tag, Sie sind ein Vollpfosten

Ich habe heute Post von der Unfallkasse bekommen. Die schreiben mir einen Brief, der über 7 Seiten geht, und teilen mir mit, dass ich zu nichts mehr zu gebrauchen bin. Meine Erwerbsfähigkeit ist in vollem Umfang gemindert (Erwerbsunfähigkeit), ich bin hilflos, schwer pflegebedürftig und außergewöhnlich gehbehindert. Schön dass wir da mal drüber gesprochen haben!!!

Jetzt hab ich es wenigstens nochmal Schwarz auf Weiß, dass ich zu nichts mehr zu gebrauchen bin. Meine Zimmernachbarin ist erst mal los zum Kiosk und hat zwei Picoloflaschen Sekt zum Anstoßen organisiert. Dann haben wir es hier krachen lassen. Ich überleg gerade, ob ich mir einen Bilderrahmen holen soll und mir das über das Bett hänge. Andere haben ihren Meisterbrief und ich häng mir da ne Urkunde hin, dass ich ein Krüppel bin. Oder vielleicht sollte ich mal eine Kontaktanzeige aufgeben. Beschreiben Sie sich selbst… da kopiere ich dann das rein.

„Wir wünschen Ihnen auf ihrem Weg der weiteren Genesung viel Kraft und alles erdenklich Gute.“ Welche Genesung denn? Haben die nicht noch 4 Absätze weiter vor geschrieben, dass aus mir nichts mehr wird? Wenigstens waren sie ehrlich. Worüber reg ich mich eigentlich auf?

Jemand meinte eben, ich soll froh sein, dass ich noch lebe. Ich hätte tot sein können. Klar, es gibt immer Leute, denen es besser oder schlechter geht als einem selbst. Soll ich mich jetzt mit einem Toten messen, um ein bißchen gute Laune zu kriegen? Vielleicht wäre es ja kürzer und schmerzloser gewesen, wenn sie noch 10 Sachen mehr drauf gehabt hätte. Keine Ahnung, ob das mehr oder weniger Glück gewesen wäre, echt nicht.

Die Versicherung hätte sich gefreut, tot wäre glaube ich billiger gekommen. Meine Eltern hätten sich keinen Anwalt geholt und die Trulla wäre mit fahrlässiger Tötung davon gekommen und würde heute schon wieder die nächsten Schulkinder belehren, wie sie über die Ampel gehen müssen.
Meine Eltern würden mehr leiden als heute. So hätten sie ein geliebtes Kind verloren, jetzt haben sie ein undankbares und depressives Wesen, das man im Moment besser völlig in Ruhe lässt, weil es unerträglich ist.


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