Meine Oma sagt manchmal: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“
Meine Freunde drücken es manchmal etwas direkter aus: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten.“
Und mir ist das Thema einen ganzen Blog-Eintrag wert. Ich kenne den Grund nicht (meine Psychologin hingegen wahrscheinlich schon, aber die ist gerade nicht hier), aber es muss einen geben, aus dem sich Leute dazu hinreißen lassen, in ungewöhnlichen Situationen zu labern. Und eben
weil sie auf die Situation nicht vorbereitet sind, labern sie dann Scheiße. Und das wiederum ohne jede Not.
Auch wenn ich mich inzwischen wieder einigermaßen „normal“ fühle, muss ich diese „ungewöhnliche Situation“ für mich doch irgendwie in Anspruch nehmen. Wenn ich morgens meine Augen öffne (und über Nacht weder Einbrecher noch Scherzkekse an meinem Bett vorbei gekommen sind), steht irgendwo in greifbarer Nähe ein Rollstuhl. Das ist eben bei der Mehrheit meiner Mitmenschen anders.
Und so verwundert es auch nicht, dass es für eben diese Mitmenschen ungewöhnlich ist, wenn dieser Rollstuhl näher als fünf Meter an sie heran kommt. Und als wäre das noch nicht aufregend genug: Meistens sitzt
auch noch jemand drin, der noch nicht mal volljährig ist. Oh mein Gott,
und dabei sieht sie doch völlig normal aus!
Wegschauen ist nicht immer möglich, anstarren gegen die guten Sitten.
Habe ich eine Banane dabei, die ich schälen könnte? Oder bekommt von mir noch jemand eine SMS? Ist mein Schuhband offen? Nichts dergleichen? Dann nehme ich eben allen Mut zusammen und sage ihr ein paar aufmunternde Worte. Eine gute Tat am Tag muss sein.
Und so legen wildfremde Menschen mindestens einmal pro Woche den Arm um meine Schulter und sagen mir so nette Worte wie: „Ich an deiner Stelle würde mich umbringen.“
Ja nee, ist klar. Ich wusste zwar, dass es schlimm ist, aber sooo schlimm? Das habe ich nicht gewollt. Natürlich ist mir klar, was der Kommentar ausdrücken soll. Bewunderung, dass man diese aus ihrer Sicht schwere Situation meistert. Wie man ihn auch verstehen könnte, erwähne ich nicht, denn von meiner Oma weiß ich: Reden ist Silber, Schweigen ist
Gold.