Ein Aufzug ist eine technisch anspruchsvolle Einrichtung. Eine besondere Aufgabe an den Hersteller eines Aufzuges ist, diese technisch anspruchsvolle Einrichtung auch für geistig anspruchslose Fahrgäste benutzbar zu machen. Nicht jedem Hersteller gelingt die Bewältigung dieser besonderen Aufgabe.
Paradebeispiel: Hamburg Hauptbahnhof. Über die Bildung und die Intelligenz der dort herumlaufenden Menschen möchte ich kein Urteil abgeben. Es reicht mir zu wissen, dass sehr gebildete und geniale Menschen genauso mit der Bahn fahren wie keksdumme.
Einige von ihnen fahren mit dem Aufzug. Da wäre es doch wünschenswert, dass sowohl der geniale als auch der keksdumme Fahrgast dort ankommt, wohin er möchte. Doch bereits bei der Mitteilung an die technisch anspruchsvolle Einrichtung „Aufzug“, dass ich gerne mit der Kabine nach unten gebracht werden möchte, sind etliche Menschen überfordert. Muss ich jetzt den Pfeil nach oben drücken, um den Aufzug nach oben zu holen? Oder muss ich den Pfeil nach unten drücken, weil ich
nach unten fahren will? Oder drücke ich am besten beide Pfeile, weil ich ja erst den Aufzug nach oben holen, dann aber mit ihm nach unten fahren will?
Richtig ist natürlich: Ich drücke den Pfeil, der in die Richtung zeigt, in die ich gerne fahren möchte. Was aber, wenn es, wie am Hamburger Hauptbahnhof, diesen Pfeil nicht gibt? Also beide Pfeile nach unten zeigen? Oder nur ein Pfeil nach oben vorhanden ist, obwohl ich am oberen Ende des Schachtes stehe?! Egal, die meisten Leute drücken einfach irgendwo, im Zweifel überall. Solange irgendwann die Kabine kommt und die Tür sich öffnet, ist alles im Lot.
Und dann? In der Kabine gibt es ein Bedien-Tableau mit drei waagerecht nebeneinander angeordneten Tasten. Beschriftet sind sie mit „B“, „W“ und „G“. Da weiß jeder sofort Bescheid! Auch derjenige, der kein Deutsch versteht. Drückt auf „G“ für „Gleis“ und wundert sich, warum der Aufzug nach oben fährt und es kurz darauf nach Frittierfett stinkt, obwohl er dachte, dass eigentlich doch das „B“ für „Burger King“
stehen müsste.
Nein, „Burger King“ ist „Mc Donalds“, und für „Mc Donalds“ steht nicht etwa das umgedrehte „M“ in der Mitte, sondern das „W“ steht für „Wandelhalle“, das Gleis-„G“ steht für „Galerie“ und das „B“ für „Bahnsteig“. Schlau!
Doch nun kommt es. Ich habe in der Drogerie eingekauft, stehe oben und möchte in die mittlere Station, zum Ausgang. Da alle Rolltreppen aufwärts fahren, muss ich mit dem Aufzug (heißt er dann Abzug?) fahren. Und an dieser Stelle rächt sich jetzt, dass der Aufzugshersteller so anspruchsvoll geplant hat: Auf dem Gleis, äh, Bahnsteig steht der Regionalzug zur Ostsee und mindestens 3 Millionen Fahrradfahrer wollen mit. Da sie nicht in der Lage sind, ihr Bike über die Treppe zum Bahnsteig zu tragen, nehmen sie den Aufzug. Drücken im mittleren Geschoss jedoch beide Pfeile, also auch den nach oben, so dass die Kabine bei jeder Leerfahrt vom Bahnsteig zur Galerie auch im mittleren Geschoss hält, eigentlich, um Fahrgäste aufzunehmen, die nach oben wollen.
Oben stehe ich und kann 20 Minuten lang mit ansehen, wie die Kabine mit Fahrrädern gefüllt ankommt, mich 3 Radfahrer angrinsen, die Tür wieder zugeht und der Aufzug ohne mich wieder abfährt. Geschlagene 20 Minuten – bis der Zug abfährt. Selbstverständlich steigt niemand aus, um
mich mitfahren zu lassen. Erstens weiß er nicht, dass ich dort schon 20
Minuten stehe, zweitens würde das bedeuten, dass er dann bis zur Abfahrt des Zuges warten müsste, denn der Aufzug kommt nur prallvoll oben an. Und das will er natürlich nicht.
Manchmal hat es eben auch Nachteile, im Rollstuhl zu sitzen..