Behindertes Parken

Einer der letzten in Hamburg neu angelegten Behindertenparkplätze befindet sich in der Elbchaussee. So sieht er aus:

Lobenswert ist nicht nur, dass man zum Erreichen und Verlassen des Platzes keine Bordsteine überwinden muss und er eine ebene Fläche hat, sondern auch der ausreichende Platz zur Seite und nach hinten. Man könnte diskutieren, ob die Fläche nicht auch noch für zwei Stellplätze hintereinander ausgereicht hätte. Aber auch die farbliche Kennzeichnung finde ich vorbildlich.

Leider verstehen viele Menschen, die diese Beschilderung ignorieren, nicht, warum es Behindertenparkplätze gibt. Ich habe noch nicht lange den Führerschein, sitze auch noch nicht soooo lange im Rollstuhl, aber die Anzahl der mit mir um Behindertenparkplätze geführten Diskussionen ist atemberaubend.

Ich meine nicht die faulen Säcke, die mit einigermaßen schlechtem Gewissen den Parkplatz benutzen, weil sie keinen Bock haben, ein Stückchen weiter zu laufen oder noch eine Runde zu drehen, bis ein anderer Platz frei wird. Auch nicht diejenigen, die meinen, sie dürften auch mit einem Gipsbein oder mit ihrer klapprigen Oma an Bord dort parken. Und auch nicht die Kriminellen, die den Ausweis von ihrem Kind, ihren Eltern oder verstorbenen Angehörigen missbrauchen. Sondern die, die den Sinn dieser Plätze nicht verstehen, sie ignorieren und auf freundliche Bitten, den (einzigen) Platz freizugeben, zu diskutieren beginnen.

Argument 1: Wenn der Platz nah an einer Arztpraxis oder einer Behörde ist, macht es Sinn, wenn die Strecke zwischen Auto und Eingang nur 30 Meter beträgt. Bei einem Supermarkt in einer Größe, dass man vom Eingang
bis zur Kasse alleine schon zwei Kilometer läuft, kommt es nicht mehr darauf an, wenn der behinderte Mensch auf dem Parkplatz 30 Meter weiter zu einem anderen Parkplatz torkelt.

Argument 2a: Der Platz ist nur markiert, um den behinderten Menschen beim Eintreffen einen freien Parkplatz zu garantieren. Anderen Menschen wird das auch nicht garantiert. Wenn alle Plätze belegt sind, ist der Parkplatz nunmal voll. Das gilt für alle Menschen gleichermaßen, ob behindert oder nicht. (Die behinderten Menschen wollen doch immer gleich behandelt werden!)

Argument 2b: Der Platz ist nur markiert, um den behinderten Menschen beim Eintreffen einen freien Parkplatz zu garantieren. Es sind aber noch genügend andere Parkplätze frei, auf die die behinderten Menschen zurückgreifen können.

Argument 3a: Der Platz ist etwas breiter, weil behinderte Menschen schlecht Auto fahren können und so beim Rangieren keine anderen Fahrzeuge beschädigen. Sie sehen aber so aus, als wenn Sie auch auf normalen Parkplätzen gut ein- und ausparken können. Ihr Auto hat ja auch noch keine Schramme oder Beule.

Argument 3b: Der Platz ist etwas breiter, damit behinderte Menschen bequem aussteigen können. Es sind aber noch genügend andere Parkplätze frei, auf denen die behinderten Menschen auch bequem aussteigen können, weil der Parkplatz daneben ebenfalls noch frei ist.

Klar sind einige Leute froh, wenn sie nur 30 Meter zum Arzt haben. Klar freut man sich, wenn auf Anhieb ein Parkplatz frei ist. Klar wollen behinderte Menschen gleich behandelt werden. Klar gibt es auch behinderte Leute, die schlecht Auto fahren.

Aber für mich ist nur eins entscheidend: Ich benötige, um mit meinem Rollstuhl aus dem Auto zu kommen, eine Türbreite Platz auf der Fahrerseite. Ich muss meinen Rollstuhl dorthin ausladen und zusammenbauen. Und ich brauche diesen Platz auch, wenn ich wieder wegfahren will (weiß ich, ob sich auf anderen Parkplätzen nicht jemand nah daneben stellt, während ich weg bin?). Deshalb ist der Parkplatz breiter. Und damit nicht alle Parkplätze breiter sein müssen, hat man diesen einen als Behindertenparkplatz gekennzeichnet.

Leider brauchen viele Menschen, die einsehen müssen, dass sie in ihrer Großspurigkeit etwas nicht bedacht haben, ein letztes Wort: „Der Supermarktparkplatz ist Privatgrundstück. Da gilt die Beschilderung nicht.“

Ja nee, ist klar.

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