Inzwischen kommen pro Tag rund 100 Leser auf meine Webseite. Natürlich nicht jeden Tag andere, aber natürlich auch nicht jeden Tag dieselben 100 Leute. Bin ich jetzt berühmt?.
Man sagte mir, ich könne gut schreiben. Man sagte mir, meine Blog-Geschichte, die einige Zeit nach einem mehrmonatigen Koma mit einem „neuen Leben“ beginnt, sei so lesenswert, dass ich sie veröffentlichen sollte. Meine Psychologin hat mir ebenfalls dazu geraten. Als ich kürzlich zurückblätterte, um die Geschichte mit den Models und den Currywürsten zu suchen, habe ich mich erschrocken. Über mich selbst. Über das, was ich damals geschrieben und empfunden habe.
Über etwas anderes habe ich mich heute jedoch sehr gefreut. Ich habe einen handgeschriebenen Brief von der Ärztin bekommen, die mich damals auf der Straße versorgt hatte. Anlässlich meines Jahrestages vor etwas über einem Monat habe ich mich bei ihr gemeldet, ihr den Link zu diesem Blog geschickt und ihr geschrieben, dass ich mich auch gerne noch persönlich bei ihr bedanken möchte. Sie hat sehr nett geantwortet, dass sie einerseits mit sehr vielen Menschen täglich zu tun hat und sie um Verständnis bittet, dass sie nicht jedem Notfallpatienten einen persönlichen Kontakt anbieten kann, auch wenn viele sich das wünschen. An mich erinnere sie sich jedoch noch sehr gut, sie hat sich damals mehrfach nach mir erkundigt, und ich gehöre zu jenen Patientinnen, die sie gerne noch einmal treffen möchte, da sie auch sehr interessiere, was aus mir inzwischen geworden ist. Sie hat mir zwei Termine zur Auswahl gegeben, an denen ich sie an ihrem Arbeitsplatz besuchen kann.
Es ist mir schon wichtig, allen einmal zu danken. Bei den Menschen im Krankenhaus habe ich das getan. Sie ist eine der wenigen, bei denen ich noch nicht die Chance hatte. Ich freue mich, das nachholen zu können. Als ich die ersten Zeilen ihres Briefes las, dachte ich, dass sie gar keinen Kontakt wünscht. Das hätte ich akzeptieren können – aber so ist es natürlich schöner.
Andersherum gibt es auch Menschen, die auf mich zukommen. In einer Mail bietet mir ein Typ an, es mir richtig zu besorgen. Mein Gefinger im Bett sei doch nur die Kaltmiete in einer heißen Nacht. Ich habe damit gerechnet, dass es Menschen geben wird, die so auf meinen Blog-Eintrag reagieren werden. Jemand anderes, mir bisher ebenfalls unbekanntes, bietet mir für die Zeit, die auf die heiße Jahreszeit zwangsläufig wieder folgen wird (ich darf gar nicht dran denken), an, warme Socken zu stricken. So lieb das auch gemeint sein wird und so positiv ich diese Geste (im Gegensatz zu der anderen Mail mit dem „Besorgen“) auch sehe – einen solchen persönlichen Kontakt mit fremden Menschen, die zufällig meinen Blog lesen, möchte ich, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, nicht. Ich freue mich über Kommentare – und über viele Leser.
Und jetzt auf mein Bett.