Seit Montag warten wir alle stündlich auf eine Entscheidung, ob Cathleen bei uns einziehen darf. Cathleen selbst dreht völlig am Rad, ist erstmal wieder in ihrem Internat, da sie keine Schule versäumen soll. Sie sagt, ihr ist nur noch übel und sie schläft kaum noch, hat keinen Appetit, kann sich nicht konzentrieren. Sie möchte, dass es endlich weitergeht.
Heute hat Sofie bei dem Sozialarbeiter angerufen, der letzte Woche das Gespräch mit allen geführt hat, um zu fragen, ob es was neues gibt. Cathleen selbst traut sich nicht, dort anzurufen und beim Sozialamt selbst werden wir wohl kaum eine Auskunft bekommen. Der Sozialarbeiter war sehr freundlich und sagte zu, sich beim Sozialamt zu erkundigen.
Eine Stunde später rief er zurück: Das Sozialamt würde wohl zustimmen. Es ist noch nicht alles zu 100% geklärt, aber es würde wohl klappen. Es fehlt aber noch der Antrag der Mutter! Das heißt: Cathleens Mutter hat noch gar nicht unterschrieben. Also habe ich sie angerufen und da sagte sie mir: „Sie ist sich noch unsicher, da in ihrem Internat ja auch ein fertiges Therapiekonzept vorliegt, was man hier erst wieder neu erstellen müsste. Die ganzen Termine sind dort ja schon festgelegt, wann sie Krankengymnastik hat und so … hier ja nicht.“
Als ich Cathleen das erzählt habe, antwortete sie ohne irgendein Gefühl zu zeigen: „Dann ist das wohl so. Vermutlich will es mein Stiefvater nicht. Oder sie ist zickig, weil sie nicht früh genug gefragt
wurde oder nicht genug mitreden durfte.“
Ich fragte völlig entsetzt: „So schnell gibst du doch jetzt aber nicht auf?“ – Sie antwortete: „Wenn mein Stiefvater was nicht will, kann
man daran nichts machen.“ Wir haben uns geeinigt, dass der Sozialarbeiter nochmal bei ihrer Mutter anruft. Als er von Sofie den aktuellen Stand erfuhr, war er nicht gerade erfreut. Er will nun morgen nochmal mit der Mutter reden. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
Es kann doch nicht wahr sein – da beschäftigt diese Frau allen Ernstes ein Dutzend Leute über mehrere Tage, kommt nicht zum Termin, weil sie einkaufen muss, findet beim zweiten Termin alles toll und bringt jetzt so eine Ausrede als Begründung? Ich muss das nicht verstehen, oder? So nach und nach verstehe ich aber, warum Cathleen das zu Hause nicht mehr aushält. Da würde ich auch wahnsinnig werden.
Nun bloß nicht ungeduldig werden. Mal sehen, was der Sozialarbeiter erreicht. Und so lange: Warten, warten, warten. Ätzend. Auch für mich, die Cathleen lieber gestern als heute hier bei sich hätte.