Pampers, Pampers, Pampers

Der Titel des Beitrags lässt nichts gutes erahnen. Entweder wird es wieder irgendein Schweinkram oder es lockt schon wieder Horden von Fetischisten an. Oder beides? Trotzdem kann ich das Thema aktuell nicht aussparen. In meinem Kopf drehen sich heute den ganzen Tag nur Pampers, Pampers und nochmal Pampers. Wie bei Jochen Busse, der mir heute in unserer WG mehrmals zitiert wurde.

Worum geht es? In erster Linie um Cathleen. Sie wurde bisher über das Internat mit Pampers versorgt, da sie wegen einer angeborenen Querschnittlähmung nicht soviel Kontrolle über ihre Blase hat, wie sie haben müsste, um es zuverlässig von einer Toilette zur nächsten zu schaffen. Besonders unterwegs und nachts hat sie Probleme, wobei sie allerdings, je nach Trinkmenge, runde zwei bis maximal vier Stunden „anhalten“ kann. Sie hat keine komplette Querschnittlähmung. Auch bei ihr unterstützt Oxybutynin (wie bei mir). Das soll als allgemeine Info erstmal reichen.

Meine Unfallkasse sagt zu mir: Kümmere dich selbst drum. Lass dir vom Arzt verordnen, was du brauchst, wähle einen günstigen Versandhändler, reiche einen Kostenvoranschlag ein und wenn alles okay ist, bekommst du eine Einkaufsberechtigung bis zu einer bestimmten Menge pro Quartal. Die ist aber so großzügig bemessen, dass ich sie nicht mal annähernd ausschöpfe und trotzdem gut damit auskomme.

Cathleens Krankenkasse, in Böhmen, äh, Barmen zu Hause, sagt: Kümmere dich selbst drum. Lass dir vom Arzt attestieren, dass du Pampers brauchst, dann nimm den Versandhändler, mit dem wir einen Vertrag haben,
und vereinbare mit ihm, was du bekommst. Wir zahlen monatlich pauschal 33 Euro dorthin, damit ist alles bezahlt. Wenn du mehr brauchst, als du für 33 Euro bekommen kannst, musst du den Rest selbst zahlen.

Okay. Dann rechnen wir mal. Der Monat hat 30 Tage. Pro Tag soll ich mindestens 2 Liter trinken. Ein wenig Flüssigkeit nimmt man noch über die Nahrung auf. Man schwitzt, man atmet Flüssigkeit aus, rechnen wir mal, dass man pro Tag rund einen bis 1,5 Liter Urin ausscheidet. Nehmen wir das Mittel von 1,25 Litern pro Tag. Cathleen ist sehr klein, bei einer urologischen Untersuchung wurde ihre Blasenkapazität auf maximal 550 ml geschätzt. Wobei sie mehr als 250 ml nicht mehr kontrollieren kann. Das heißt: Spätestens bei 250 ml will sie auf Klo. Das sind bei 1,25 Litern pro Tag rund 5 Mal.

Das wiederum würde bedeuten, dass sie pro Monat 150 Windeln benötigen würde. Vom billigsten Produkt (ein Markenprodukt aus Schweden) könnten pro Monat 90 Stück abgerufen werden, eine weitere Packung würde die 33-Euro-Marke überschreiten. 90 Stück, das bedeutet im Schnitt alle 8 Stunden eine neue Windel. Rechnen wir mit 1,25 Litern pro Tag, würden in den 8 Stunden 420 ml Urin produziert werden. Dieses Markenprodukt hat eine Auslaufgrenze von 510 ml.

Was aber, wenn sie zwischendrin Sex haben will und nochmal die Windel wechseln möchte? Oder Schwimmen? Oder ein Exemplar reißt kaputt oder klebt nicht. Oder geht verloren. Oder wechselt den Besitzer, weil die beste Freundin ihre zu Hause vergessen hat. Oder oder oder. Vielleicht zieht sie auch nochmal um die Häuser und trinkt drei Flaschen Bier. Was dann? Nichts. Dann muss sie wohl, wenn sie nicht draufbezahlen will, in die Hosen machen. Drei Windeln pro Tag sind laut Versorgungsvertrag auf Bundesebene ausreichend.

Das Problem betrifft nicht nur Cathleen, sondern auch viele, viele andere Menschen, die gesetzlich krankenversichert sind. Es gibt bereits ausführliche Widerspruchs- und Klagebegründungen zum Download.

Ich vermute, dass diese Kostenbremse eingebaut worden ist, weil in vielen Heimen den Leuten lieber eine Pampers umgebunden wird, statt sie auf Klo zu setzen. Pampers ist halt einfacher. Diejenigen, die wirklich so etwas brauchen, müssen mal wieder drunter leiden. Ich bin froh, dass es mich nicht persönlich betrifft. Aber wir alle werden dafür kämpfen, dass Cathleen nicht vom Regen in die Traufe kommt.

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