Es ist nicht nur ein Vorteil, dass ich mit dem Auto zur Schule fahren darf. Ich würde mal sagen: Anders geht es kaum. Wie sonst sollte ich den ganzen Krempel, einschließlich Laptop, den ich für den Unterricht trotz doppelter Büchersätze brauche, mitkriegen? Und die Strecke von 3.5 Kilometern ist auch nicht zu unterschätzen. Auch wenn der Weg durch den Wald sehr schön ist.
Ich habe, genauso wie die anderen beiden Rollifahrer, die mit dem Auto zur Schule kommen, eine Parkkarte für den Schulparkplatz bekommen. Drei Rollstuhlfahrer, drei Behindertenparkplätze – müsste doch eigentlich aufgehen.
Geht es aber nicht, weil mein netter Mathelehrer mit seinem schicken roten Sportwagen unbedingt auf dem Behindertenparkplatz parken muss. Unsportliches Foul sozusagen. Aber schließlich ist der Weg ja kürzer von
dort. Im Gegensatz zu ihm kann ich mich halt nicht einfach irgendwo anders hinstellen, weil man dann zwar beim Aussteigen noch genug Platz neben der Fahrertür hat, nach ein paar Stunden aber meistens nicht mehr.
In der Regel lässt niemand eine Türbreite Platz neben einem anderen Auto. Auch dann nicht, wenn ein fettes Schild drin hängt. Das heißt: Ich
käme nicht wieder weg.
Es ist nicht etwa so, dass er dort parken dürfte, er macht es einfach. Es ist auch nicht so, dass keine anderen Parkplätze mehr frei wären. Es sind oft noch genügend Parkplätze auf dem Schulparkplatz. Nur die nützen mir halt nichts, wie gesagt. Für ihn wären sie okay. Es ist sogar so, dass er, wenn er zur nullten Stunde kommt, also sehr früh, und
noch 30 Plätze frei sind, sich auf den Behindertenplatz stellt.
Ich habe den Lehrer schonmal persönlich angesprochen, da meinte er: Ja nee, er hatte es eilig und ich könnte ja sonst auch woanders parken, sind ja noch genug Plätze frei. Da habe ich ihm das erklärt, warum das nicht geht. Da meinte er, dass er dann eben künftig woanders parkt.
Nächsten Morgen stand er da wieder. Der Hausmeister hat ihn schon angesprochen, der Vertrauenslehrer auch. Kein Erfolg. Die stellvertretende Schulleiterin möchte sich mit solchen Banalitäten nicht
beschäftigen.
Gestern bin ich eine Viertelstunde zu spät gekommen, da der nächste freie und brauchbare Parkplatz bei Aldi war. Um zur Schule zu kommen, musste ich im Regen mit dem ganzen Gepäck erstmal in den Linienbus und drei Stationen zur Schule zurück fahren. Ich hätte natürlich auch eine halbe Stunde zu Fuß fahren können. In der ersten Stunde schrieben wir Klausur. Ganz toll.
Im Moment bin ich ziemlich ratlos. Ich habe keinen Bock auf riesiges Theater, gerade auch weil Mathe nicht mein Lieblingsfach ist und ich über die letzten 08 Punkte in der Klausur recht glücklich bin, aber es kann doch irgendwie nicht sein, dass ich mich um Führerschein, Auto, Parkplatz, Schule, scheiß Behinderung, alleine Wohnen und was-weiß-ich-nicht-alles kümmere, um den Weg zum Abi irgendwie zu finden
und dann jemand mit solchen unnützen und stumpfsinnigen Aktionen alles komplett blockiert, oder?
Das ist wirklich kein Prinzesschen-Gehabe. Ich komme meistens zur zweiten oder dritten Stunde, die anderen Rollifahrer zur ersten, so dass
es fast immer mich trifft. Die Schule liegt an einer sieben- oder achtspurigen Bundesstraße, da sind kilometerweit keine Parkplätze, schon
gar keine für behinderte Menschen. Arghhh!