Verliebte Stinkesocke

Heute war wieder Schwimmtraining angesagt. Dieses Mal mal wieder in einer Ausweichhalle, zu der ich erstmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln „anreisen“ musste. Scheiße, ist das kalt geworden! Ich wollte, wie immer, nicht unnötig viel mitschleppen und hatte mich zu Hause schon schwimmfertig umgezogen, über dem Schwimmanzug nur eine Sporthose, ein T-Shirt und eine Fleecejacke … brrrr! In den drei Minuten bis zur Bushaltestelle wäre ich fast erfroren. Am meisten genervt hat mich dieser eisige Wind, der mir ins Gesicht wehte.

Im Bus durfte ich wenigstens an der Heizung stehen. Und umsteigen musste ich auch nicht, sondern wurde direkt bis vor den Eingang der Schwimmhalle chauffiert. Cathleen soll zur Zeit nicht schwimmen, da ihr grippaler Infekt irgendwie noch nicht ganz weg ist. Ich war etwas spät dran, insofern warteten vor Ort schon die üblichen Verdächtigen…

Einschließlich Jan. Und der war heute dran. Es kann doch echt nicht sein, dass ich ihm Andeutungen über Andeutungen mache und er einfach nichts eindeutiges erwidert!? Hat er Angst, mit einer noch nicht ganz Volljährigen irgendetwas anzufangen? Will er nur eine gute Freundschaft? Wir kennen uns nun schon so lange und heute war der Tag, an dem ich das rausfinden musste. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, im unklaren zu sein.

Ich fragte nach dem Schwimmen, ob er noch mit ins warme Wasser kommt.
Es gibt in der Schwimmhalle einen heißen Pool, keinen Whirlpool, aber einen ähnlich warmen, mit etwa 1,35 m Wassertiefe, rund, Durchmesser etwa 8 Meter. Er wollte mit. Simone auch. Als wir alle drin waren, sagte
ich zu Simone: „Ich bin kuschelsüchtig.“ Simone kam gleich zu mir geschwommen, umarmte mich und sagte: „Och, hat dich keiner lieb?“ Ich schmollte und schüttelte den Kopf. Simone streichelte mir über die Haare. „Armes nasses Schaf“, ärgerte sie mich.

Ich antwortete: „Bäääh, Jan, die ist gemein zu mir!“ Schüttelte Simone ab, schwamm zu ihm und klammerte mich um seinen Hals. Was macht er? Wiederholt: „Armes nasses Schaf!“ Mit den Worten: „Blödmann. Ich klau dir gleich die Badehose!“ schob ich ihn ebenfalls von mir weg. Er antwortete: „Die würde dir bestimmt gut stehen.“

„Wenn du sie mir gibst, probiere ich sie an.“ – „Sicher…“ – „Ich mache das! Sofort!“ – „Ich zieh doch hier nicht meine Badehose aus!“ – „Schade.“ Simone grinste nur und planschte unauffällig vor sich hin. Ich schwamm wieder auf ihn zu und versuchte, sie ihm runterzuziehen. Er hatte natürlich deutlich mehr Kraft, schnappte mich an den Oberschenkeln und zog meine Beine aus dem Wasser, so dass ich fast einen Handstand machte. Zum Glück hatte ich vorher tief Luft geholt. Als ich mit meinen Händen den Boden berührte, ließ er mich los, gab mir aber noch einen fetten Klaps auf den Po.

Als ich wieder aufgetaucht bin, schwamm ich wieder zu ihm, hängte mich um seinen Hals und versuchte, ihn unter Wasser zu drücken. Ohne auch nur einen geringsten Erfolg. Er war deutlich stärker als ich. Aber ich genoss den engen Körperkontakt. Als ich nach einer Minute nichts erreichte, ließ ich ihn los und schwamm zu Simone. Gab ihr einen Kuss auf die Wange. Bekam prompt einen zurück. Schaute wieder zu Jan und fragte: „Willst du auch einen?“

„Na klar“, antwortete er. Ich fragte ihn: „Von wem?“ – Er überlegte nicht lange, sondern antwortete: „Na von beiden!“

Simone antwortete: „Du musst dich schon entscheiden.“ Sehr gut. Er machte irgendeinen Abzählvers: Ene mene muh und raus bist… Dann merkte er, dass das bei mir enden würde und fing noch einmal an. So dass am Ende dann doch Simone raus war. Er wollte einen Kuss von mir! So ein Spielkram. Ich setzte noch einen drauf und sagte: „Okay, kriegste. Kriegst auch zwei. Aber ich will vorher deine Badehose anprobieren.“

„Dann verzichte ich auf den Kuss“, sagte er.

„Okay, dann lassen wir das mit der Badehose“, sagte ich, schwamm auf ihn zu, klammerte mich um seinen Hals und gab ihm erst rechts und dann links einen Kuss auf die Wange. Mein Herz raste. Dann ließ ich ihn wieder los und schwamm zu Simone zurück. „Das ging zu schnell“, sagte er. Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen, schwamm zurück und wiederholte das ganze nochmal langsam. Und nochmal. Und nochmal. „Jetzt langsam genug?“ Er schüttelte den Kopf.

„Um neun macht der Pool zu, bis dahin hätten wir Zeit“, sagte ich. Seine Antwort: „Ich glaube nicht, dass ich das bis dahin realisiert habe. Das sind nur noch 15 Minuten.“ – Simone: „Ich geh schonmal duschen… ihr könnt ja um 9 nachkommen.“

Während er sich mit seinen Schultern an einer Haltestange abstützte, die Beine im 45-Grad-Winkel mit durchgedrückten Knien auf dem Boden stehend, umklammerte ich seine Schultern und schaute ihm in die Augen. Mit seinen Händen hielt er mich an den Hüften fest. Er fragte mich: „Warum sagst du mir eigentlich nicht, dass du dich in mich verliebt hast?“

Was für eine Frage! Die kann nur von Männern kommen, ehrlich. „Ich war mir lange Zeit nicht sicher, ob das auf Gegenseitigkeit beruht.“ – Er sagte: „Ich weiß nicht, ob ich zu alt für dich bin.“ – „Bist du nicht“, antwortete ich spontan. „Oder findest du, dass ich zu jung bin?“ – „Ich nicht, aber andere könnten das vielleicht denken.“ – „Lass andere doch denken, was sie wollen. Solange das nichts verbotenes ist und von beiden gewollt, ist doch alles in bester Ordnung.“

„Willst du denn?“ fragte er. Oh Mann! Ich nickte. Er gab mir einen Kuss auf den (geschlossenen) Mund. Keinen Kuss, eher einen flüchtigen Schmatzer. So wie die anderen, die wir uns vorher gegenseitig auf die Wangen gegeben hatten. Dann drückte er mich fest an sich ran. Das erste Mal, dass ich in meinem Leben mit einem Typen zusammen bin. Es ist so schön!!! Verliebte Stinkesocke ist glücklich.

Mehr ist nicht passiert, ziemlich schnell danach kam die Schwimmmeisterin und warf uns raus, zum Abschied bekam er noch einen Kuss auf die Lippen – aber wir sehen uns ja bestimmt bald wieder..


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert