Keine bittere Pille

Ich war heute beim Frauenarzt. Dorthin wollte ich sowieso schon immer mal und mich untersuchen lassen, meine Hausärztin hat es mir auch empfohlen und Jan ist ja auch noch ein aktueller Anlass. Nicht, dass wir
bisher über ein paar ausgetauschte Küsschen auf Mund und Wange und ein bißchen eng aneinander sein im Whirlpool und ein paar längere und feste Umarmungen hinaus gekommen wären, aber sollte es an der Zeit sein, dass ich mich von ihm vernaschen lassen möchte, möchte ich bestimmmt nicht dann erst noch einen Termin beim Gynäkologen abwarten.

Ich war bei einem Mann in Othmarschen, den mir meine Hausärztin empfohlen hatte. Ich war zusammen mit Cathleen dort. Ich war mir etwas unsicher, ob ich sie mit reinnehmen darf. Aber als der Arzt fragte, ob wir einen gemeinsamen Termin hätten, Partnerinnen wären oder eine von beiden den Geleitschutz gibt, entspannte ich mich gleich. Ich erzählte ihm, dass mir meine Hausärztin empfohlen hätte, einmal den Frauenarzt zu
besuchen, er von ihr empfohlen wurde, ich nur allgemein mal vorbei schauen wollte, gleichzeitig aber auch schonmal in Richtung Pille vorfühlen wollte, mir ziemlich mulmig sei, weil man immer wieder vor schmerzhaften Untersuchungen lese und höre… und überhaupt.

Er schlug mir vor, dass er sich mit mir unterhält und er mich einmal untersucht. Es sei aber keine Untersuchung dabei, die manche Frauen als schmerzhaft empfinden. Ich dachte mir: „Wenn du hier schon her fährst, dann machen wir das jetzt richtig.“ Er riet mir von der Pille ab. Er meinte, dass die Pille ein Medikament ist, was in den Organismus eingreift und immer Nebenwirkungen hat. Manche Leute vertragen das, andere nicht, in seltenen Fällen gibt es schwere Nebenwirkungen. Bei mir
ist wegen der Querschnittlähmung das Risiko für eine Thrombose sowieso schon erhöht, die Pille sei deshalb nicht das Mittel der Wahl. Ich würde
sie bekommen, wenn ich das wollte, aber er rät mir, erst andere Dinge zu probieren. Leider kommt bei mir auch die Temperaturmethode nicht in Frage, da es bei Querschnitten immer eine Regulationsstörung gibt und die Temperatur durch diese beeinflusst wird. Sie liefert kein zuverlässiges Ergebnis. Aber ich könnte Muttermund und Schleim beobachten, um Anhaltspunkte zu bekommen und sollte sowieso anfangs immer mit Kondom schlafen. Und vielleicht zusätzlich an den fruchtbaren Tagen nicht, solange ich mir mit dem Kondom nicht sicher bin. Immerhin könnte es sein, dass beide Leute nicht merken, was da unten passiert (ist noch eine Erektion vorhanden, rutscht das Kondom?).

Dann kam die Untersuchung. Das übliche: Ich musste vorher auf Klo. Die Windel war zwar trocken, ich hatte aber wenig Lust auf irgendwelche Schweinereien. Er sagte, dass ich auf die Toilette gehen sollte, er gehe
solange ins andere Sprechzimmer und behandele den nächsten Patienten. Wenn ich wieder da wäre, müsste ich einen kleinen Moment warten.

Als er wiederkam, wollte er als erstes meine Brüste abtasten. Dann hangelte ich mich auf den Stuhl, auf dem ich davor noch nie gesessen habe. Ich hoffte, dass alles gut gehen würde. Aber es ging alles gut. Er
schaute mit einem beleuchteten Instrument in meine Vagina und er machte
ein Ultraschall von meinem Bauch. Er meinte, dass das alles in Ordnung und gesund aussieht.

Er empfahl mir, einen Aidstest zu machen. Er wolle mir keine Angst machen, aber ich hätte im Krankenhaus Blutkonserven bekommen. Das Risiko
ist nicht erwähnenswert, dennoch hätte ich eine Verantwortung für meinen Partner. Der Aidstest sei für mich kostenlos. Also wurde mir am Ende noch Blut abgenommen.

Insgesamt kann ich sagen: Der Arzt war sehr nett, sehr einfühlsam und
diskret und es hat nicht weh getan. Ich würde ihn meiner besten Freundin weiterempfehlen.

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