What a day

What a day! Was für ein Tag! Irre. Ich bin föllig vertig. Aber: In Hamburg! Yeah! Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich ganz viele weite Felder und in ganz weiter Entfernung die roten S-Bahn-Züge hin- und herfahren. Und alle paar Stunden donnert der Hubschrauber über das Gebäude. Wie habe ich es vermisst!

Ich soll nicht stundenlang sitzen. Also ein Liegend-Krankentransport.
Ein Krankenwagen aus Hamburg sollte mich abholen. Gegen 12 Uhr. Um 16 Uhr sollten wir in Hamburg sein. Völlig utopisch, denn die Mühle fährt ja nicht schneller als … ja wie schnell eigentlich? Fahren Krankenwagen 80, 100 oder ist das nicht begrenzt? Es war jedenfalls so ein VW Bus mit
langem Radstand und Hochdach. Immerhin klimatisiert, aber doch recht eng. Am besten war der Typ, der die ganze Zeit neben mir gesessen hat, kein Wort gesprochen, aber die ganze Zeit mit seinem Handy Tetris gespielt hat. Ich habe jetzt noch das Geräusch im Kopf.

Jedenfalls standen die exakt um 9.45 Uhr auf der Matte. Und machten einen Zwergenaufstand, warum ich meine Sachen noch nicht fertig gepackt hatte. Wer denn von 12 Uhr geredet hätte, bis 12 habe man ihnen
gesagt. Eigentlich wollten sie am Vorabend herfahren, schlafen und heute morgen um 6 zurück. Alles klar. So oder so: Wenigstens waren die Papiere fertig und meine sieben Sachen packe ich notfalls auch in 7 Minuten zusammen.

Übrigens: Ich habe ein neues Wort gelernt (präferieren) und muss es doch gleich mal zum Besten geben: Wer mich kennt, weiß, dass ich immer den unkomplizierten Weg präferiere. Heißt: Diskussionen, ob der Rollstuhl im Krankenwagen mitgenommen werden kann oder ob dafür ein anderes Fahrzeug nötig ist, führt man besser nicht mit mir. Da der eine Sanitäter glaubte, das doch tun zu müssen, war ich gleich in passender Stimmung. Es war nicht der Tetris-Sanitäter, sondern der Fahrer, dennoch: „Meinen Sie, der bleibt jetzt hier oder was?“ – „Ja wir nehmen den nicht mit.“ – „Dann haben Sie jetzt wohl eine Leerfahrt. Weil dann fahr ich
auch nicht mit.“ Laber laber, wussten wir nicht, können wir nicht, dürfen wir nicht, am Ende konnten sie doch. Das war also schonmal überflüssig.

Zweite überflüssige Diskussion: „Wurde Ihnen schon ein Dauerkatheter gelegt?“ – „Nein.“ – „Dann hole ich eben noch die Schwester, damit sie Ihnen einen legt.“ – „Ähhh… Gegenvorschlag. Wir nehmen Katheter mit Beutel mit und halten auf einem Rastplatz und ich mache das bei Bedarf selbst.“ – „Ausgeschlossen, wir sind für Sie verantwortlich. Wenn Sie sich dabei verletzen!“ – „Ähm, ich habe das die letzten 2 Monate nur so gemacht?!“ – „Ja trotzdem, dann war ja ein Arzt dabei.“ – „Nein?!“ – „Sie sind aber erst 17, also bestimmen wir.“ – „Gleich fahren Sie wirklich alleine.“

Der Typ kam mit der Schwester wieder. „Nein, die Patientin kathetert sich selbst. Dauerkatheter macht man bei jungen Patienten eigentlich nicht mehr. Halten Sie einfach mal auf einem Rastplatz an.“ La la la… erst 17 *pfeif* Ich fragte die Schwester: „Können Sie mir denn noch so 3
bis 8 Stück mitgeben?“ – „Haben wir im Auto“, fuhr der Sanitäter dazwischen. Wow, sind die gut ausgerüstet. Ich fragte skeptisch: „Sicher? In meiner Größe? Mit Beutel?“ Die Schwester löste die Situation
auf: „Nehmen Sie lieber die mit, die Sie kennen. Sie kriegen von uns welche und sollten auch nur die nehmen, die Sie vom Arzt verordnet bekommen haben.“

Hätten wir das also auch geklärt. Von dem Tetris-Gepiepe mal abgesehen, war die Fahrt relativ entspannt. Um 16.20 Uhr waren wir in Hamburg, ich bekam mein Bett im Zweierzimmer (zusammen mit einer anderen
Patientin, die vor einigen Wochen vom Pferd gefallen ist und jetzt Rollstuhlfahren lernt) und bekam noch am selben Abend Besuch von meinen Leuten. Gummibärchen, Kekse, Klamotten, ein großes Foto-Poster für die Wand, 1 Stick mit ganz vielen Bildern drauf und frischer Mucke … eigentlich wollte ich nur noch 14 Tage bleiben. Ich habe erstmal bestimmt 15 Minuten lang alle geknuddelt und gedrückt, was bin ich froh,
wieder hier zu sein. Kein ostdeutscher Dialekt mehr, sondern den trockenen Hamburger Humor, den ich so liebe. Mir fällt ein großer Stein vom Herzen.

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