Ein Restaurant in Lurup gehört einer deutsch-türkischen Familie. Vater, Mutter, ein Onkel und die Kinder arbeiten dort. Wir sind mit unserer WG nur durch Zufall dort gestrandet, wurden sehr höflich und zuvorkommend bedient. Der Inhaber erzählte uns beim zweiten Besuch beiläufig, dass auch eine seiner Töchter im Rollstuhl sitze.
„Sie macht mir Sorgen. Sie liest sehr viel und ist sehr klug. Sie geht auf das Gymnasium und lernt viele Sprachen. Aber ihr fehlen Freunde. Die Freunde in der Schule haben oft andere Interessen als sie mit ihrer Behinderung.“ Als wir ihm erzählten, dass wir alle im Sportverein sind, holte er seine Tochter nach unten und seitdem macht sie in meinem Verein in einer Jugendgruppe mit.
Dadurch ist die Tochter sehr aufgeblüht und körperlich viel fitter geworden, hat wohl auch guten Anschluss gefunden – aber nun ist es so, dass jedes Mal, wenn wir bei denen zu Gast sind (so einmal pro Quartal),
bekommen wir dort randvolle Teller, werden von der Mutter etliche Male gefragt, ob sie uns etwas für morgen für die Mikrowelle noch einpacken soll, ständig Getränke nachgefüllt und am Ende, wenn wir nach der Rechnung fragen, sagt er immer: „Seid meine Gäste.“ Also mit anderen Worten: „Ihr seid eingeladen.“
Was wir natürlich nicht wollen, denn wir laden uns damit ja quasi selbst ein. Und wir kommen nicht dorthin, um dort ein Essen „abzustauben“, sondern weil wir dort nett bedient werden und es sehr gut
schmeckt (vor allem die Aufläufe sind end-lecker). Auf der anderen Seite ist es aber auch unhöflich, die Einladung abzulehnen. Nun sagte die Tochter neulich, dass der Papa so stolz auf uns sei (obwohl wir nichts weiter gemacht hatten, als ihr eine Telefonnummer von unserem Sportverein zu geben und ein bißchen davon zu erzählen), dass er wohl mal zu ihr (zur Tochter) gesagt hat: „Deine Freunde können jeden Tag zu uns kommen, ich habe immer etwas zu essen für sie. Sag ihnen das.“ Das finde ich so rührend und emotional bewegend, dass ich gar nicht weiß, wie ich „richtig“ damit umgehen soll.
Ich möchte es auf jeden Fall aufschreiben, weil es mich sehr positiv bewegt. Es macht mich sehr nachdenklich, mit welchen Kleinigkeiten man Menschen glücklich(er) machen kann. Vor allem denke ich dabei sehr oft darüber nach, warum nicht viel mehr Menschen diese Erfahrung machen und aus ihr etwas für ihren täglichen Alltag ableiten: Denke nicht nur an dich und deinen Vorteil, sondern denke auch mal an andere und tue ihnen etwas gutes. Und wenn es nur eine Klitzekleinigkeit ist.