Die weiße Pest

Seit heute morgen ist das Garagentor, das einer unserer netten neuen Nachbarn
in der letzten Woche kaputt gemacht hat, wieder repariert. Dieses Mal ging es wesentlich schneller als im letzten Winter, wo wir wochenlang auf die Beschaffung eines Ersatzteils warten mussten. Nach Murphys Gesetz geht das Ding natürlich immer dann kaputt, wenn man auf das Auto angewiesen ist.

Zur Bahn oder auch nur zum Bus komme ich bei diesem Wetter nicht mehr. Der Grund ist sehr simpel: Es wird, wie auch schon im letzten Winter, nicht geräumt. Es ist lange nicht so schlimm wie im letzten Winter, denn da waren die Wege vereist, doch reichen mir auch schon 10 Zentimeter Schnee auf dem Gehweg, um steckenzubleiben.

Und wenn man heute räumt, dann macht man das nicht mehr wie früher mit einer sich drehenden Bürste, die die ganze weiße Pest zur Seite schleudert, sondern man nimmt einen Schneepflug. Der Schneepflug räumt die obere lose Schicht vor sich her und presst die darunter liegenden Schichten fest zusammen. Schließlich kann man den Schneepflug ja nicht über einen unebenen Gehweg kratzen lassen, dann würde das Ding ja an jeder dritten Gehwegplatte hängen bleiben. Anschließend fährt der schwere Trecker drüber und streut noch ein bißchen Split – voila.

Das größte Problem ist, dass die kleinen Vorderräder so viel punktuellen Druck aufbauen, dass sie in den festgepressten Schnee einsinken und ihn vor sich herschieben. Man müsste quasi ständig auf den
beiden Hinterrädern fahren, um voran zu kommen. Da aber auch diese in den Schnee einsinken (nicht so extrem wie die Vorderräder, aber es reicht) und man außerdem für das Fahren auf zwei Rädern ganz viel Fingerspitzengefühl braucht, das man in Handschuhen nicht hat, kommt man
allenfalls mühsam, eher gar nicht, vorwärts.

Zwischenzeitlich hatten wir schon mit 5 Rollis vor unserer Haustür die Wege von Schnee und Eis befreit, um wenigstens zu den wegen des defekten Rolltors auf der Straße geparkten Autos zu kommen. Drei Leute mit Schaufel, zwei mit Besen, das klappte recht gut. Wir waren gute 40 Minuten beschäftigt und es hat sehr viel Spaß gemacht. Wer aber glaubt, dass sich spontan noch einige Nachbarn gefunden haben, die mithelfen, irrt.

Dafür waren die Sprüche, die man so im Vorbeigehen absondern muss, umso besser:

„Schön macht ihr das.“ / „Ihr seid ja ein richtig eingespieltes Schnee-Räumkommando!“ / „Da habt ihr euch aber eine sinnvolle Beschäftigung gesucht!“

Immerhin blieb uns der Hausmeister erspart, der noch im letzten Jahr gefragt hat, ob wir bei diesem Wetter denn nun wirklich mit den Rollstühlen vor die Tür müssten! Ungefähr so vorwurfsvoll wie sich mein Vater früher beim Autofahren immer aufgeregt hat, wenn alte Menschen mit
Gehwagen an der unübersichtlichsten Stelle über eine vierspurige Straße
wackeln mussten, obwohl fünfzig Meter weiter eine Ampel ist. Tja, was denkt der sich eigentlich? Dass wir ohne Rollstuhl rauskrabbeln? Oder dass wir bis zum Frühling in der Wohnung bleiben? Ich bin froh, wenn die
weiße Pest endlich ein Ende hat. Und wir haben erst Dezember!

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