Noch eine Versicherung

Mein Vater hat für mich, als ich etwa 12 Jahre alt war und zu reiten anfing, eine private Unfallversicherung abgeschlossen. Als ich meinen Unfall auf dem Schulweg hatte, wurde die komplette Versicherungssumme bei Invalidität fällig. Die Versicherungssumme betrug
100 T€, allerdings mit 5-facher Progression, weil es meinem Vater damals darum ging, die wirklich „heftigen“ Dinge abzusichern und nicht die „kleineren“, und so hat jenes in Bayern vertretene große Unternehmen
mir vor etlichen Monaten eine halbe Million Euro ausgezahlt, die zur Zeit über 5 Jahre festgelegt sind mit 100% Einlagensicherung, auf verschiedene Konten verteilt und mit jeweils 4,2% Zinsen. Ich weiß, Aktien könnten auch 42% Zinsen bringen, aber eben auch -42% oder -100%. Insofern: 4,2% sind doch toll.

Hinzu kommen noch weitere rund 250 T€, die die gegnerische Versicherung als Schmerzensgeld zahlen musste bzw. die mir als 10-Jahres-Abschlag auf die Hälfte meiner Erwerbsunfähigkeitsrente gezahlt worden sind. Da ich alleine von der halben Rente und des Pflegegeldes der Unfallversicherung (nicht aus der gesetzlichen Pflegeversicherung) mehr als nur bescheiden leben kann (Was für Ausgaben
habe ich denn als Schülerin mit einem WG-Zimmer?), bleiben pro Monat zwischen 2 und 3 T€ stehen, die ich nicht ausgebe. Mein neues Auto (den Viano) habe ich beispielsweise von diesen Zinsen bezahlt. (Es handelt sich um einen Sparvertrag, bei dem die Zinsen ausgezahlt werden und nicht stehen bleiben müssen.)

Okay, das erzähle ich nicht, um anzugeben, sondern um ein ganzes Bild
zu erzeugen, wenn ich folgendes berichte: Mein Vater hatte diese Unfallversicherung abgeschlossen, weil er damals meinte, dass die Familienunfallversicherung, die er davor hatte, nicht ausreichend wäre, weil diese nur eine monatliche Invaliditätsrente bis zum 25. Lebensjahr für Kinder zahlt – danach ist Ende. Bei dieser Versicherung, die bestand
nach wie vor, hat mein Vater aber, wie ich inzwischen erfahren habe, meinen Unfall auch eingereicht. Ohne mir je davon etwas zu erzählen.

Und nun kommt es: Er hat dort erklärt, dass ich bei ihm wohne und nach seinem Auszug (die haben das Haus verkauft, als sich meine Eltern getrennt haben) bei ihm geblieben wäre. Die Versicherung hat mich aber anlässlich meines 18. Geburtstages angeschrieben und wollte von mir eine
Unterschrift. Die haben sie auch bekommen, allerdings nicht von mir, sondern von meinem Vater… Ich wusste von nichts. Irgendwas ist dem Sachbearbeiter spanisch vorgekommen, so dass er „im Rahmen einer Überprüfung über das Melderegister“, wie er mir in einem Schreiben an meine WG-Anschrift nun mitteilt, festgestellt hat, dass ich nicht mehr dort wohne. Da mein Vater zwar Versicherungsnehmer sei, ich jedoch die Leistungsempfängerin, möchte man von mir wissen, ob ich mit einer Auszahlung der monatlichen Rente bis zum 25. Lebensjahr auf das Konto meines Vaters einverstanden bin. Es handelt sich hierbei um monatlich über 3.300 €. Auch hier hatte mein Vater eine 5-fache Progression gewählt, falls wegen Voll-Invalidität des Kindes ein Elternteil als Arbeitskraft ausfällt. Und Querschnittlähmung bedeutet im Versicherungsrecht Voll-Invalidität.

Nun ist es ja so, dass ich einerseits dankbar sein muss (und auch bin), dass mein Vater für mich schon die andere Versicherung abgeschlossen hatte, von deren Zinsen ich nun monatlich leben kann. Was ich aber unmöglich finde, ist, dass er hier so ein Ding dreht, ohne mir etwas zu sagen. Wäre er jetzt angekommen und hätte gesagt: Du, Jule, hier gibt es noch eine Versicherung, die haben wir mal abgeschlossen, um
für dich da sein zu können und nicht arbeiten zu müssen, wenn du mal „invalide“ wirst – dazu dann irgendwann die, die dir etwas zahlen sollte. Vielleicht wäre dann bei mir sofort alles klar gewesen und ich hätte es okay gefunden, wenn meine Eltern das Geld bekommen.

Vielleicht kann man jetzt auch argumentieren, dass ein ähnlicher Fall
eingetreten ist. Meine Eltern haben sich „meinetwegen“ oder zumindest wegen meines Unfalls getrennt. Ich habe keine Ahnung, ob mein Vater noch
arbeitet. Oder nun nur noch von diesem Geld lebt. Nur: Wenn man das so entscheidet, steht meiner Mutter doch wohl die Hälfte zu, denn die Beiträge wurden doch wohl vom gemeinsamen Geld bezahlt, oder?

Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Wenn ich der Versicherung mitteile, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, sie für mich auch keinen Unterhalt zahlen (was sie auch nicht müssen), wird mir das Geld künftig auf mein Konto überwiesen und mein Vater müsste vermutlich die zu Unrecht erhaltenen Zahlungen zurückzahlen oder an mich
weiterleiten.

Frank, der Rechtsanwalt in unserer WG, hat dazu eine sehr konkrete Meinung. Die will ich nicht vorweg nehmen. Mich würden Kommentare und Meinungen dazu sehr interessieren. Schreibst du mir was?

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