Wenn alleine meine Anwesenheit reicht, für Unfrieden zu sorgen, muss nach wie vor die Frage erlaubt sein, ob ich mir das zumuten möchte.
Wenn sich körperliche Angriffe gegen behinderte Menschen richten (und damit meine ich nicht nur mich, sondern auch zwei Mitschülerinnen mit einer Behinderung) und man sich ernsthaft um seine körperliche Unversehrtheit sorgen muss, wird ein Schulbesuch unerträglich und unzumutbar. Wenn die verantwortlichen Lehr- und Führungskräfte meiner Schule es nicht schaffen, in letzter Konsequenz (nach unzähligen Ermahnungen und schriftlichen Verweisen) die nicht gesellschaftsfähigen Subjekte aus dem gemeinsamen Schulunterricht zu entfernen, bleibt mir, bleibt uns keine andere Wahl, als um einen persönlichen Termin bei der Schulbehörde zu bitten.
Vorausgegangen ist eine körperliche Auseinandersetzung zwischen einer
Mitschülerin und mir. Die Mitschülerin weiß bereits heute, dass sie ihr
Abitur nicht schaffen wird, zieht aber nicht die nötigen Konsequenzen, sondern geht weiter zum Unterricht und will es „noch irgendwie reißen“. Da sie aber ohnehin nichts zu verlieren hat, lässt sie ihren Frust an ihren Mitschülern aus, am liebsten an jenen, die ihr körperlich unterlegen sind. Dass sie zumindest zeitweise ein Springmesser dabei hat, darf als bekannt vorausgesetzt werden, auch unter den Lehrern.
Gestern hat sie mir erst im Vorbeigehen grundlos und ohne jede Ankündigung eine Kopfnuss verpasst, später auf dem Flur stürmte sie auf mich zu, hockte sich seitlich neben mich und rülpste mir laut ins Gesicht. Meinte dann, sie habe Hackfleisch gegessen. Im Weglaufen drehte
sie sich noch einmal um, kam zurückgelaufen, blieb vor mir stehen, beugte sich nach vorne und stützte sich mit ihren Händen auf meinen Knien auf, schob mich ruckartig zurück. Ich musste mich mit dem linken Arm auf meinen Oberschenkeln aufstützen, um mich zu stabilisieren und ihr mit dem Rumpf nicht entgegen zu fallen. Da ich nicht wusste, was sie
wollte und aus Angst, sie würde mich nach hinten werfen, immerhin deutete sie genau das zwei Mal durch ruckartige Bewegungen an, holte ich
mit der rechten Hand aus und verpasste ihr eine kräftige Ohrfeige. So kräftig, dass sie von mir abließ. Das alles lief innerhalb von Sekundenbruchteilen ab.
Ich rollte rückwärts, sie kam erneut auf mich zu. Es gelang mir, mein
Pfefferspray aus der Jackentasche zu holen. Es reichte, es zu schütteln, damit sie weglief. Ich habe es nicht benutzt, sondern es, nachdem sie weglief, wieder eingesteckt. In der nächsten Stunde fehlte die Mitschülerin zunächst, später kam sie in den Unterricht und drohte mir im Vorbeigehen, mich bei passender Gelegenheit zusammenzuschlagen. Sie kenne da ein paar Leute… Die andere Rollstuhlfahrerin, die heute mitfährt zu einem kurzfristigen Termin beim Schulamt, hat das zum Glück auch mitbekommen. Frank und ich haben morgen früh einen Termin bei einer
Rechtsanwältin in Eimsbüttel, über die dann auch Strafanzeige gestellt werden soll.
Wenn das so weiter geht, verpasse ich mein Abitur, weil ich wegen ein
paar Behindertenhassern nicht ausreichend am Unterricht teilnehmen kann. Das würde zwischen allen behinderungs- und krankheitsbedingten Fehlstunden zumindest den Ausschlag geben. Wenigstens ist draußen schönes Wetter.