Nachdem ich öffentlich erwähnt habe, dass die Schulaufsicht meine Schuldirektorin kurzfristig zu einem Gespräch in die Behörde eingeladen hat, und ich nicht bereit bin, diese Tatsache aus meinem Blog zu löschen, bin ich aufgefordert worden, mich mit dem Thema „Respekt“ auseinander zu setzen und auf mindestens zwei handschriftlichen DIN-A4-Seiten meine Haltung zu erörtern und in Frage zu stellen.
Respekt, das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ursprünglich „Zurückschauen, Rücksicht, Berücksichtigung“ und wird heute
in Deutschland meistens mit Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einer anderer Person verknüpft. Es wird auch im Sinne einer Achtung, die Menschen grundsätzlich voreinander haben sollten, gebraucht.
In gesellschaftlichen Abhängigkeitsverhältnissen mit Machtgefälle wird fehlende Autoritätshörigkeit manchmal gezielt als Respektlosigkeit bezeichnet, um Druck auszuüben und über die Erzeugung von Angst die Anerkennung von Autorität zu erzwingen.
Gerade als Mensch mit Behinderung lege ich sehr viel Wert darauf, als
gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft akzeptiert zu sein. Entsprechend akzeptiere ich auch die Gesellschaft, in der ich lebe, mit ihren Werten und Normen. Dazu gehört auch die Anerkennung der Gesellschaftsstrukturen, der gesellschaftlichen Vereinbarungen und Positionierungen.
Ich akzeptiere die gesellschaftliche Position eines Lehrers oder einer Schuldirektorin, das damit verbundene Amt und die damit verbundene
Autorität. Ich bemühe mich nach besten Kräften, jeden Menschen tolerant
und gleich zu behandeln, ihn zu achten. Ich respektiere Menschen, die sich durch Entschlusskraft, Kompetenz und freundliche, altruistische Haltung für das Gemeinwohl einsetzen oder durch besondere Leistungen meine Anerkennung verdienen.
Ich bin nach wie vor nicht der Meinung, dass ich diese hier dargestellte Haltung, die besonders in den letzten zwei Jahren durch meine Erfahrungen in und mit unserer Gesellschaft sehr gereift ist, überdenken und ändern müsste. Ich habe intensiv erleben müssen, dass viele Menschen, die Autorität für sich beanspruchen wollten, nicht mit der nötigen Achtung vor ihrem Amt oder ihrer gesellschaftlichen Stellung
versehen waren. Darum ist Respekt für mich auf keinen Fall gleichbedeutend mit Autorität, und Autoritätshörigkeit ist mit meiner Auffassung vom gesellschaftlichen Zusammenleben nicht vereinbar.