Zu viel Frischluft

Mehrmals bin ich ja nun schon bei Freunden zu Besuch gewesen, die in einem von der örtlichen Presse als „Pfuschbau“ betitelten Mehrgenerationenhaus wohnen. Jenes barrierefreie Wohnhaus mit insgesamt 28 Wohneinheiten im Hamburger Stadtteil Bergedorf kommt nicht aus den Schlagzeilen heraus. Neenee, nicht meine Schlagzeilen – schon die der Tageszeitung. Zuletzt hatte ich im März in meinem Textbeitrag „Licht aus, Tür zu
darüber geschrieben. Heute nun bekam ich Besuch von einer Freundin im Rollstuhl, die in diesem Mehrgenerationenhaus wohnt – und wäre es nicht so traurig, könnte man fast schon darüber lachen, dass es schon wieder ein neues Kapitel zum Haareraufen gibt.

Was ist es diesmal? Die Heizung. Oder besser gesagt: Die Belüftung. Das Haus wurde den heutigen Anforderungen entsprechend wärmeisoliert, dazu gehören auch nahezu luftdichte Fenster und Türen. Damit es auch bei Miefmuffeln nicht schimmelt und die innen liegenden Bäder ohne Fenster ausreichend Frischluft bekommen, gibt es eine Belüftungsanlage, die oben auf dem Hausdach die Umgebungsluft ansaugt und dann über ein Schachtsystem in jede einzelne Wohnung haucht. Das ist heutzutage nichts
außergewöhnliches.

Außergewöhnlich ist aber, dass der Schornstein in baurechtlich zwar nicht zu beanstandenden, aber dennoch vor einem bestimmten Aspekt her fragwürdigen Abstand zu der Stelle angebracht ist, wo die Frischluft angesogen wird. Der Aspekt lautet: Das Haus hat eine hochmoderne Pelletsheizung, die mit Holzschnitzeln heizt. Und wie man (nicht) weiß, qualmt so eine Holzheizung beim Anfahren gerne mal für einen Moment.

Bisher hat es keine Probleme gegeben, denn als das Haus bezogen wurde, war Sommer und nach dem allerersten richtigen Anfahren der Heizung blieb es draußen auch gleich so kalt, dass die Heizung sich nicht ständig aus- und wieder einschaltete. Doch inzwischen ist es tagsüber wärmer und dann … fährt sie sich erst in den Abendstunden wieder hoch, nachdem sie den ganzen Tag über automatisch abgeschaltet war.

Was laut örtlicher Presse dazu führte, dass die Belüftungsanlage den beim Anfahren der Heizung in die Atmosphäre geblasenen Dreck ansaugte und es „im ganzen Haus nach Feuer roch und der zweite Stock deutlich verqualmt war“ – und die Feuerwehr, nachdem mehrere Anwohner unabhängig voneinander den Notruf gewählt hätten, weil sie Rauch aus der Hütte steigen sahen, mit drei Löschzügen angerückt sein soll. Nach der örtlichen Presse sei es „besonders prekär“, dass eine zentrale Belüftungsanlage für die Wohnungen installiert worden sei, die „die Abgase der Heizung wieder ansaugt und in den Räumen verteilt.“

Tja, ich finde, irgendwie wird dieser Nichtraucherschutz manchmal auch überbewertet. Und zu viel Frischluft soll gar nicht gesund sein.

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