Lutscherpost

Schon mehrmals habe ich über das Bloggerprojekt berichtet, dem Versuch, möglichst viele Bloggerinnen und Blogger zu finden, die von einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit betroffen sind (oder im engeren Freundeskreis oder in der Familie oder Partnerschaft etc. regelmäßig mit dem Thema „Behinderung“ konfrontiert sind). Dabei geht es nicht darum, dass nun zwingend über diese Behinderung gebloggt wird. Es geht vielmehr darum, sich gegenseitig zu unterstützen, voneinander zu profitieren und vor allem auch andere Menschen mit Behinderung zum Bloggen zu bewegen, auch nicht zwingend über ihre Behinderung – aber ich finde es eben sehr wichtig, dass man sich nicht ein-igelt und sich selbst reflektiert und anderen Menschen die Chance gibt, einander zu verstehen. Dafür ist ein öffentlicher Blog ideal. Finde ich. Und wenn es darüber hinaus noch Menschen gibt, die da Projekt toll finden und es unterstützen, können eigentlich alle nur gewinnen.

Lange haben wir über einen Namen für die besagte Organisation nachgedacht. Wir haben uns sehr schwer getan. Am Ende stimmte die Mehrheit für eine bewusst provozierende Alliteration mit drei „B“, nämlich dem „Bund behinderter Blogger“. Einige Leute fanden das „behindert“ anfangs überhaupt nicht schön. Allerdings drückt zur Zeit nichts schöner und provozierender die Wechselwirkung von den Einschränkungen eines Menschen mit den Barrieren seiner Umwelt aus.

Und wie es halt immer so ist: Das Ding war noch keine zwölf Stunden im öffentlichen Register eingetragen, als der gewählte Kapitän die erst Lutscherpost (wie er sie nannte) im Briefkasten hatte. Eine Firma … ach, ich füge die Rechnung mal zur Ansicht bei:

Nun muss man wissen, dass der Adler oben links nicht der Bundesadler ist, sondern ein anderes Viech. Keine Ahnung, für ein halbes Hähnchen ist er zu groß. Das Aktenzeichen ist zufällig genau dasselbe wie das de Amtsgerichts und das private „elektronische Zentral-Register“ dieser Firma heißt zufällig auch „Handelsregisterbekanntmachungen“. Und das Konto wird auf Malta geführt.

Tja, und es steht ja auch nur drin, dass die Daten im Internet auf einer Domain des Justizministeriums bereitgestellt werden, nicht, dass diese Firma sie bereit stellt oder dass die Domain dieser Firma gehört, nä?

Komischerweise wird als Absender eine Firma in Aschaffenburg angegeben, während die Post in Hannover abgestempelt wurde. Und eine Recherche im Internet ergibt, dass die Straße, in der die Firma angeblich sitzt, nur Hausnummern bis 30, nicht jedoch bis 334 hat. Der Bundesgerichtshof hat laut Frank schon 2001 entschieden, dass so etwas verboten ist, wenn beispielsweise der Hinweis, dass eine Zahlung innerhalb einer Frist erforderlich ist, deutlich vor dem Hinweis, dass es sich nur um ein unverbindliches Angebot handelt, hervorsticht, und dann auch noch „Rechnung“ und nicht „Angebot“ drüber steht.

Kurzum: Es gibt in Deutschland wohl mehrere Dutzend solcher Firmen. Die erste Feuerprobe hat der von uns gewählte Vereinskapitän bestanden: Er hat nicht gezahlt. Ich muss allerdings gestehen: Ich hätte wohl zumindest einen Moment lang überlegt.

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