Drei Wochen Konzeptioniert

Im Moment bin ich wieder in einer Phase angekommen, in der mich alle paar Stunden irgendetwas auf Hundertachtzig bringt und in der ich einmal mehr einzelnen Leuten den Laufpass gebe. Ich bin gerade mal wieder völlig von der Rolle.

Da findet heute bei mir im Sportverein eine Veranstaltung für Kinder und Jugendliche statt. In letzter Sekunde bekomme ich natürlich mal wieder eine Anfrage, ob ich vor Ort spontan helfen könnte, da -wie immer- etliche Helferinnen und Helfer spontan abgesagt hätten. Wie imme bleibt die Arbeit an den dümmsten Leuten hängen, ich weiß auch nicht, wieso ich mich immer wieder dazu breit schlagen lasse. Doch, eigentlich weiß ich es: Ich möchte den Kindern den Tag nicht vermiesen.

Egal, dieses Problem müssen andere lösen. Aber ein Problem musste durch mich gelöst werden: Mit mir an einem Tisch, an dem Kuchen und Brötchen verkauft werden, steht eine junge Frau, die nicht im Triathlon und auch nicht im Kindersport aktiv ist, wohl aber in einer anderen Sportart unseres Sportvereins. Ich kenne sie nur vom Sehen. Sie gab sic stinkig, weil auch sie kurzfristig um ihren „freien“ Samstag gebracht worden ist – was ich mit einem „ich hatte heute auch was anderes vor, aber lass uns das hier vor allem für die Kinder nett über die Bühne bringen“ zu beenden versuchte. Keine Lust, mir möglicherweise über Stunden dieses Gemecker anzuhören.

Sie dreht aber weiter auf und greift ausgerechnet einen bestimmten Vereinsfunktionär an, natürlich in seiner Abwesenheit, den ich auch noc besonders gerne mag, weil er mir schon sehr oft geholfen hat. Menschlich vor allem. Ich halte ihn für besonders ehrlich und aufrichtig. Ich antworte: „Entschuldige mal, du weißt selbst, wieviel Freizeit der in unseren Laden steckt, ich glaube nicht, dass das fair ist, was du hier gerade sagst.“

Woraufhin sie durchblicken lässt, dass sie ihn für ein absolut falsches Ar…loch hält. Er sei dafür verantwortlich, dass ihr drei Monat Arbeitslohn vorenthalten worden seien. Er habe ihr eine 20-Stunden-Stelle versprochen, sie habe diese in gutem Glauben angenommen, und als es um die Bezahlung ging, soll er sich herausgewunden haben. Starker Tobak.

Und wie es der Zufall so will, eine halbe Stunde später taucht ausgerechnet dieser Funktionär dort auf. Und mehr aus der Wut heraus, dass ich mir sicher war, sie hat mich angelogen, als mit dem Bedürfnis danach, diesen Vorwurf zu klären (schließlich wäre der für mich ein Grund gewesen, mich künftig extrem von diesem Menschen zu distanzieren) habe ich ihn zur Seite genommen und ihn direkt gefragt, warum er sie nicht bezahlt hat. Ja, so kann ich auch sein. Und im Moment tut es mir kein bißchen Leid.

Woraufhin es ein Dreiergespräch in einem Umkleideraum gab. In dem dann ans Licht kam, dass gar nicht er ihr den Job versprochen hatte, sondern jemand zwei Ebenen tiefer, dass sie gar keinen schriftlichen Vertrag hatte, obwohl sie genau weiß, dass der Verein alle Verträge schriftlich macht, selbst mit einmaligen Helfern bei einem Event, und dass sie -und nun kommt es- auch niemals gearbeitet hat. Nach seiner Darstellung war es zwar so, dass sie für so einen Job vorgesehen war, dass auch die Gelder dafür bereit standen, dass sie sich aber nicht entschließen konnte, den Job anzunehmen, weil sie wegen einer anderen parallelen Beschäftigung sehr ungünstig besteuert worden wäre.

„Ich wusste gar nicht, dass du die Arbeit überhaupt aufgenommen hast“, sagte der Funktionär zu meiner „Sportkollegin“ mit den dunkelroten Wangen. – „Naja“, meinte sie, „ich habe zu Beginn der Tätigkeit in meinem anderen Job drei Wochen Urlaub gehabt und war in Norwegen, und in diesen drei Wochen habe ich insgesamt sechzig Stunden konzeptioniert und mir überlegt, wie ich die Arbeit im Sportverein angehen werde.“

Wie mich solche Leute nerven! Einfach mal schnell irgendwas behaupte und in den Raum stellen und andere schlecht machen. Der Funktionär meinte, er sehe das Gespräch als beendet an, sie solle ihm bis heute abend eine Mail schicken, dass sie diese Beschuldigungen nicht noch einmal öffentlich wiederholt; schickt sie ihm das nicht, leiert er ihr das über seinen Anwalt aus dem Kreuz, und das werde teuer.

Ich überlege gerade, wievielen Leute sie wohl diesen Mist bereits aufgetischt hat. Und wieviele Leute das glauben, ohne sich die zweite Seite angehört zu haben. Inzwischen bin ich auf Hundertneunzig. Diese Frau soll mir bloß nicht wieder unter die Augen treten!

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