Julius Möchte Skaten

Ich habe gestern etwas gemacht, was ich sonst eher nicht so oft mache: Öffentlich um Geld bitten. Nee, ich hab mich nicht verzockt. Abe der Wunsch, den da jemand hat, möge sich doch am besten bitte auf ganz viele Schultern verteilen, finde ich. Meine beiden hatten schon was getragen. Aber das reichte noch nicht ganz.

Es geht um Julius. Julius ist 17, geht noch zur Schule, ist seit einer Frühgeburt Spasti und begeisterter Chairskater. Chairskating ist ein Extremsport, bei dem ein Rollstuhlfahrer skatet. Also durch die Halfpipe rauscht und ähnliches macht. Sieht gefährlich aus, ist es mitunter auch; wie bei allen Sportarten sollte man natürlich seine Grenzen kennen. Julius hat den Sport für sich selbst entdeckt, aber er schleppt auch alle möglichen Freunde mit und zeigt ihnen, wie das geht und wird dabei selbst immer besser.

Chairskaten kann man nicht mit dem Stuhl, den man von der Krankenkasse bekommt. Das wäre ungefähr so, als würde ich nach Feierabend mit einem Dienstwagen am Autorennen teilnehmen wollen. Er is weder darauf ausgelegt noch sieht es toll aus, wenn man später mit einem verschrammelten Ding zum Kunden fährt. Und ich möchte mal die Eltern sehen, denen es egal ist, wenn Sohnemann nicht zur Schule kann, weil der Rolli beim Skaten kaputt gegangen ist.

Also muss ein Skatestuhl her. Extra dafür gebaut, ultrastabil, unkaputtbar. Für Workshops kann man den leihen, aber es ist wie beim Windsurfen: Da kann man Brett und Neo auch leihen. Wenn die Surfschule geöffnet hat und das passende Gerät und vor allem der passende Neo vorhanden ist. Und man genug Geld hat, was man als Schüler in der Regel nicht hat.

Julius ist heiß auf diesen Sport. So ein spezieller, maßangefertigte Skate-Stuhl kostet aber eine Menge Geld und wird natürlich von den Krankenkassen nicht übernommen. Die Familie hat auch nicht so viel Geld aber mit vereinten Kräften (ein Griff in Julius Spardose, ein Griff in Papas Spardose und eine öffentliche Spendenaktion über eine Crowdfunding-Plattform) war das zu schaffen.

Knapp über 1.000 € hatte Julius selbst schon gesammelt. Als ich gestern mittag darum bat, ob nicht der eine oder die andere, dem oder der es nicht weh tut, noch 10 € dazu tun möge, waren noch 500 € der angesetzten Gesamtsumme offen. Keine 12 Stunden später waren die 500 € zusammen, so dass es jetzt losgehen kann!

Alle Achtung, ich wusste ja, dass tolle Leute unter meinen Leserinne und Lesern sind, aber von dem schnellen Ergebnis war selbst ich sehr angenehm überrascht. Ich habe Julius gestern abend noch geschrieben, er möge doch mal auf seine Projektseite gucken – da war die Endsumme noch nicht erreicht. Ich bekam sofort eine Antwort und ich habe den Eindruck er hat sich sehr gefreut. Und ganz süß fand ich seinen abschließenden Satz: „Falls du Lust hast, können wir dann ja mal eine Runde gemeinsam skaten (ich zeig dir wie es geht)!“

Nee, Julius, davor hätte ich viel zu viel Schiss… Ich würde ja gerne mal Mäuschen sein und sein Gesicht sehen, wenn er heute morgen aufwacht auf die Seite klickt und sieht, dass sein Stuhl finanziert ist! Er hat mir jedenfalls gestern versprochen, sobald der Stuhl da ist, bekomme ic Fotos gemailt. Die werde ich dann natürlich auch hier reinstellen – aber schon heute bedanke ich mich bei allen, die was dazu beigetragen haben, dass Julius nun seinen Skatechair bekommt: Danke!

Ein Video zu dem Sport kann man sich übrigens hier bei Spiegel Online ansehen. In dem Video ist Julius auch zu sehen. Und auf dem Foto unten ist er der vordere von den beiden, in dem grünen Rolli. Und wer sich seine Crowdfunding-Seite noch einmal ansehen will (das Ziel ist inzwischen erreicht), kann das mit einem Klick auf diesen Link tun.

Von der Autorin zuletzt am 11.10.13 um 5:59 Uhr editiert.

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