Der Pfeil ist geil

Es ist vorbei. Marie und ich haben gestern unser vorbereitendes Praktikum für das nächste Semester geschafft. Alles bestens. Die Professorin war sehr zufrieden mit uns, was will man mehr?

Auf dem Weg nach Hause fuhren wir mit der S-Bahn. „Verehrte Fahrgäste, dieser Zug hält wegen eines Polizei-Einsatzes nicht am Bahnhof Sternschanze.“ – Nanu? Ach ja, die City wurde ja zum Gefahrengebiet erklärt, weil ein paar Demos angemeldet waren und einige Teilnehmer zu Gewalt aufgerufen haben sollen. Nachdem wir wohlbehalten zu Hause angekommen sind, spricht man in den Nachrichten von den schwersten Ausschreitungen seit Jahren. Immer wieder hauen sich Menschen in unserer Stadt die Köpfe ein und ich bekomme mehr und mehr den Verdacht, es wäre irgendwann billiger, wesentlich mehr Kohle für Deeskalation auszugeben. Das sagt übrigens auch Marias Assistenz, die sich geweigert hat, Flaschen für sie auf die Polizei zu werfen…

Ich bin nur wenig politisch aktiv, wenngleich ich mir schon zu etlichen Dingen eine Meinung bilde. Aber wenn ich sehe, dass linksautonome Demonstranten den Staat bekämpfen, in (von) dem sie leben, läuft hier was falsch. Wenn ich sehe, und das war auf Videos zu sehen, welche Angriffsflächen die Polizei den Chaoten bietet, die eben nicht friedlich demonstrieren wollen, habe ich den Eindruck, hier läuft genauso viel falsch. Wenn ich sehe, dass einige Leute nicht dorthin fahren, um für eine Sache zu demonstrieren, sondern um des Krawalls wegen Krawall zu machen, läuft erst recht was falsch. Und wenn Leute, die für eine Sache demonstrieren, nicht friedlich demonstrieren, sondern nur provozieren, gewälttätig werden, Flaschen, Knallkörper und Steine schmeißen, läuft hier auch was falsch. Und wenn man dann die einschlägigen Medien liest, die nur die Sichtweise der Polizei darstellen, läuft hier noch mehr falsch. Wenn ich sehe, dass ein 20 Jahre existierendes Stadtteil- und Kulturzentrum an einen Investor verkauft wird, der dort Profit machen will, … genau, auch dann läuft was gehörig falsch. Genauso wie in der Politik etwas falsch läuft, wenn Probleme wie derzeit eben die Rote Flora, die Esso-Häuser, die Lampedusaflüchtlinge nicht gelöst, sondern nur vertagt oder aus sicherer Entfernung betrachtet werden. Es läuft was falsch, wenn sich die Bürger in ihrer Stadt nicht mehr sicher fühlen können. Und so langsam ist eine
Schmerzgrenze erreicht. Deeskalation wäre ein richter Ansatz. Menschen ernst nehmen. Herrje!

Stattdessen denken Leute sich so einen Unsinn aus, wie man europäische Banküberweisungen vereinheitlicht. Die Betonung liegt dabei auf „europäisch“. Kann mir mal einer sagen, wieviele Banküberweisungen von Privatleuten über die Landesgrenzen hinweg getätigt werden? Bei mir sind es aktuell weniger als 5%. Komme ich auf die Idee, beim Telefonieren mit meiner Freundin die 004940 vorweg zu wählen? Nein, denn die acht- bis zehnstellige Anschlussnummer in Großstädten reicht mir schon völlig. Demnächst gibt es hierbei auch noch eine zweistellige Prüfzahl, die zwischen Vorwahl und Anschlussnummer eingefügt werden muss, um zu verhindern, dass sich ein Besoffener nachts um halb vier an der falschen Stelle ein Taxi ordert?! Ich habe mich mit dem neuen Bank-Account-System nie beschäftigt, aber ich bin mir sicher, es hätte eine gute und vor allem kundenfreundliche Alternative zu IBAN, dem Schrecklichen, gegeben!

Und wo ich schon beim Rummotzen bin: Die Bahn, habe ich gerade erfahren, hat endlich eine fahrzeuggebundene Rampe an ihren Fernverkehrszügen eingeführt. Öffentlich angekündigt hatte die Bahn das schon 2008, nun, fast sechs Jahre später, gehen bundesweit die ersten vier ICE-Züge damit auf die Schiene! Eigentlich sollten bis 2011 schon 16 Züge unterwegs sein, aber es hapert mal wieder an allen möglichen Ecken. Zulassungsprobleme, Streitigkeiten zwischen der Bahn und den Herstellern – ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass bis 2020 bereits sämtliche IC-Züge mit diesem System ausgerüstet sein sollen und bis 2025 auch sämtliche ICE-Züge. Aber noch etwas anderes fällt auf: Die neuen ICEs haben nur 2 bis 3 Rollstuhlplätze. Ja, richtig, gelesen – die Flotte, die ab 2025 eingesetzt wird und dann vermutlich bis mindestens 2045 auf den Schienen rollt, ist mitunter mit weniger Stellplätzen geplant als heutige ICEs. Bei einer immer älter werdenden Gesellschaft. Die Bahn macht mobil, die Bahn kommt.

Apropos „Kommen“: Gestern war Welt-Orgasmus-Tag. Juchu! Leider habe ich morgens nicht genug Zeit gehabt und abends war ich zu kaputt, um das zu feiern. Aber ich bin mir sicher, es hat genügend Einladungen mit Hinweis auf das Thema gegeben. Ich fühle mich so frei, ein ferkeliges Bildchen zu posten, gesehen auf einem Hamburger Volksfest. In diesem Sinne: Der Pfeil ist geil!

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