Gut ist es

„Na, hast du dich schon gut eingelebt?“ – Diese Frage habe ich in den letzten Tagen mehr als einmal gestellt bekommen. Die Antwort ist kurz und knapp: „Nein. Gut ist es, aber eingelebt habe ich mich noch nicht.“

Was ist gut? Das, wovor ich die größte Angst hatte, ist erstmal nicht eingetreten. Ich bin nicht völlig einsam und niemand will mit mir zu tun haben. Wie schon geschrieben, kennen mich drei Kommilitoninnen bereits als Bloggerin. Soll heißen: Eine hat meinen Blog mal entdeckt, wie sie erzählt, im Rahmen einer Recherche für das Studium, hat ihn zwei Freundinnen empfohlen und … lustig. Zu denen habe ich ein recht gutes Verhältnis. Sofern man davon nach wenigen Tagen sprechen kann. Bisher ist es sehr entspannt.

Der Rest derer, mit denen ich bisher zu tun hatte, war auch sehr nett. Sehr interessiert, sehr höflich, und, anders als in Hamburg, deutlich weniger häufig schroff und rüpelhaft. Mir fehlen „Digger, Alder, deine Mudder“ schon. Die drei kamen zwar nicht permanent in Hamburg im Hörsaal vor, aber durchaus schon mehrmals täglich. Die Leute sind hier insgesamt sehr viel ruhiger und überlegter. Das gefällt mir. Zunächst.

In meinem Haus wohnen, soweit man das jetzt bereits beurteilen kann, auch nur nette Leute. Ein direkter Nachbar ist ein wenig eklig, weil er immer im Treppenhaus rülpst. Laut – um sich dann anschließend selbst zur Ordnung zu rufen. So vermutet man in einer Sekunde einen ausgewachsenen Hirsch vor der Tür, in der anderen hört man deutlich ein „Tsss. Na! Also sowas!“ durch die geschlossene Wohnungstür. Vielleicht löst sich ja das Problem und es macht ihm keinen Spaß mehr, sobald ein paar Pflanzen dort stehen und den Schall so brechen, dass es nicht mehr so toll hallt.

Ein gemeinsames Grillen auf der halb gepflasterten Auffahrt haben wir bereits hinter uns. Ich habe einen Nudelsalat beigesteuert, von dem man merkte, „dass den eine echte Hausfrau gemacht hat! Ich weiß selbst, wie schwer das ist, an so ein Ding Geschmack dran zu kriegen!“ – Siehste?!

Um sportliche Möglichkeiten kümmere ich mich in der nächsten Woche. Ein paar Leute haben mich bereits genötigt, nächste Woche zum Hochschulsport in die Schwimmhalle zu kommen. Ich bin gespannt, ob ich da mithalten kann, denn eine reine Rolligruppe gibt es hier nicht. Ansonsten freue ich mich, wenn ich bald mein Handbike und meinen Rennstuhl hier habe, um wieder vernünftig trainieren zu können. Ganz so platt wie in Hamburg ist das Land hier nicht, aber Mädels mit Muskeln sollen ja sexy sein.

Und sonst? In Hamburg ist schöneres Wetter als hier. Geschneit hat es hier zwar nicht, aber einige Leute mussten heute früh ihre Autos kratzen. Bäh! Ich dachte, das wäre erledigt und nun kommt der Sommer! Ich möchte endlich baden!

Und ja, ich vermisse meine Leute. Aber soziale Netzwerke machen das alles etwas erträglicher. Und ich hoffe, dass Marie sich das bis zum nächsten Semester nicht nochmal überlegt. Und dass ihre Mama sie für rund zwei Jahre ziehen lässt, denn ihr fehlt dadurch natürlich eine wichtige Arbeitskraft in der Praxis. Aber noch habe ich keinen Grund zur
Sorge!

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