Das Auto.

Da ist es endlich, mein neues Auto. Die Lieferzeit war vier Mal so lange als vorher zugesagt. Am Ende, nachdem ich den Händler gewechselt hatte, klappte alles wie am Schnürchen. Da ich als Mensch mit Behinderung ohnehin schon relativ viel Rabatt bekomme und als Ausgleich für die lange Wartezeit kein weiterer Rabatt mehr drin war, hat man mich
unvorbereitet noch mit mehreren nicht bestellten und deshalb auch nicht
berechneten Extras beglückt. So meinte man, mir mit zusätzlicher „Ambiente-Beleuchtung“, was so viel heißt, dass der Dreck im Fußraum auch noch angestrahlt wird, und einem zusätzlichen „Ablagenpaket“ einen Gefallen zu tun, ohne vorher zu fragen, ob die Ablagen nicht möglicherweise beim Verladen des Rollstuhls hinderlich sein könnten. Ich
betone, dass das nicht vom zweiten Autohaus ausging, dort war man genauso verwundert darüber und fragte gleich, ob ich das so annehme oder
ob der wieder zurück geht. Ich dachte, ich kriege einen Föhn.

Das dachte ich sowieso, denn der für mehrere tausend Euro eingebaute Umbau entspricht überhaupt nicht den Erwartungen, den ich an diesen Preis habe. Ja, ich weiß, ich bin nur am Meckern. Ist auch so. Wie bitte
kann ein Einbau durch die Endabnahme kommen, der im Leerlauf scheppert?
Und wie bitte kann ein Auto durch selbige kommen, wenn das Amaturenbrett knarzt und im Kofferraum irgendwas während der Fahrt klackert?

Das Autohaus bat um Verständnis, dass man mich zur Reparatur der Handbedienung zu einer Firma schickt, die diese Geräte verbaut. Man selbst wollte daran keine Reparaturen vornehmen, das sei in meinem Interesse, man habe keinerlei Schulungen in dieser Hinsicht bekommen und
daher auch keine Ahnung davon. Damit kann ich leben – also fuhr ich zu einer Firma, die solche Geräte verbaut. Und war dort natürlich angemeldet. Erster Kommentar: „Das liegt daran, wenn man das ab Werk bestellt, statt das hinterher hier einbauen zu lassen.“ – Brauche ich das? Nein. Man fummelte eine gute Stunde an dem Teil herum, dann konnte ich vom Hof fahren. Beim Auffahren auf die Autobahn blieb dann das Gaspedal in der durchgedrückten Stellung stehen. Zum Glück beim Auffahren auf die Autobahn und nicht irgendwo in dichter Verkehrslage. Die Autobahn war frei, daher hatte ich genug Zeit, zu reagieren. Bei einem elektronischen Gaspedal konnte das ja nur zwei Ursachen haben: Entweder war die Feder defekt, die das Pedal wieder in die Ausgangsposition brachte, oder das Handbedienungsgerät war verklemmt. Ich drückte also den Hebel zum Gasgeben mit roher Gewalt in die Richtung, in die er eigentlich von selbst wieder zurückfallen sollte. Und das brachte auch gleich Erfolg. Meine zweite Maßnahme wäre gewesen, das Getriebe von „D“ auf „N“ zu stellen, was den nagelneuen Motor sicherlich erfreut hätte.

Warnblinklicht an, Standstreifen angesteuert, Auto aus. Per Handy die
Firma angerufen. „Wir schicken Ihnen einen Abschleppdienst.“

Der kam, wollte mich allerdings mit dem Abschleppseil ziehen, was ich
aber ablehnte, denn ich könnte das Auto ja nur mit dem eingebauten Gerät abbremsen. Und das war ja nicht in Ordnung. Also fuhr der wieder weg und es kam ein Abschlepper mit Kran, der mein Auto auflud … und weil
ich in den Lkw vorne nicht rein kam, kam dann auch noch die Polizei mit
einem Sprinter und holte mich mit meinem Rollstuhl von der Autobahn. Auf dem Gelände der Umbaufirma entschuldigte man sich ein paar Mal bei mir. Eine Kunststoffabdeckung sei nicht richtig verankert gewesen und habe sich verhakt. Man tausche sie komplett aus. Was ganze zwei Stunden dauerte. Anschließend bin ich vom Hof, zunächst war alles gut, nun scheppert es wieder im Leerlauf. Ein nächster Termin lässt noch auf sich
warten, zunächst wurde mit dem Gerätehersteller Kontakt aufgenommen. Der stellte bereits in Aussicht, das Gerät komplett zu tauschen, ein defektes Gerät wolle man nicht auf sich sitzen lassen.

Das Knarzen im Amaturenbrett kam von einer Lüftungsdüse, die hat man ausgetauscht. Ein Klackergeräusch kam vom Beifahrersitz, das hat man behoben, ein weiteres kommt aus dem Kofferraum. Da meinte die Werkstatt,
man habe die Abdeckung der Reserveradmulde im Verdacht und habe diese mit Klebefilz „entstört“, es klackert aber noch immer. Außerdem ist mir aufgefallen, dass irgendwer, ich habe den Abschleppdienst im Verdacht, zwei stecknadelkopfgroße Beschädigungen am hinterhen Stoßfänger verursacht hat. Da ist nämlich bereits der Lack abgeplatzt. Eine Schraube an der Beifahrertür ist auch nur halb lackiert … ich bin genervt.

Eigentlich ist das Auto total toll, wenn dieser Ärger nicht wäre. Den
Turbodieselmotor und das DSG-Getriebe kenne ich schon vom Touran, der leichtere und windschnittigere Golf ist damit fast schon übermotorisiert. Das Getriebe schaltet, im Stadtverkehr, bei 60 km/h bereits in den 6. Gang und man kann ohne Probleme mitschwimmen. Im Gegensatz zum Touran hat der Golf nun auch eine Start-Stopp-Automatik, die ich teilweise etwas gewöhnungsbedürftig finde. Gerade wenn man von der Autobahn kommt und ein paar Kilometer mit 130 km/h gefahren ist, dauert es rund eine Viertelstunde, bis das Auto im Innenstadtverkehr wieder an Ampeln den Motor ausschaltet. Die Werkstatt meinte, das sei normal, das liege an einer zu hohen Temperatur der Ansaugluft nach einer
Autobahnfahrt.

Besonders gut gefällt mit die Stop-And-Go-Funktion (Abstandsassistent), bei der das Auto einfach die Geschwindigkeit des Vordermanns übernimmt. Was im Stau absolut geil ist, weil man sich nur um das Lenken kümmern muss. Und es funktioniert sogar. Und sehr begeistert bin ich bisher vom Verbrauch, der mir schon beim Touran sehr gefallen hatte. Wenn man normal fährt (also nicht besonders sparsam), komme ich im Stadtverkehr nicht über 5 Liter. Wenn ich darauf achte, möglichst wenig zu verbrauchen, ist selbst im Stadtverkehr problemlos ein halber Liter weniger drin. Man könnte das sicher noch optimieren. Auf der Autobahn bin ich, von einigen 120er- und 100er- Beschränkungen abgesehen, die meiste Zeit mit Tempomat 160 gefahren, zu einer Zeit mit wenig Verkehr. Das war absolut entspannt, der Motor dreht bei etwa 3.000
U/min, also durchaus ruhig, und ich bin durchschnittlich nicht über 5 Liter pro 100 Kilometer gekommen. Damit bin ich sehr zufrieden.

Nun bin ich mal gespannt, wann mein Auto tatsächlich so „perfekt“ ist, dass es nicht mehr ständig in die Werkstatt muss. Mindestens zwei weitere Termine zu jeweils einem ganzen Tag stehen noch an.

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