Ich sollte Recht behalten. Die Ostsee benimmt sich, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Als wäre über Nacht jemand mit einem Bügeleisen über sie hinweg gegangen. Am Himmel einige Schönwetterwolken und selbst Elsa guckt frisch frisiert aus der Wäsche (wie kann man eine so nette Möwe, die nur unsere Brötchen klauen will, HA74N taufen?).
Okay, aufmerksamen Betrachtern wird aufgefallen sein, dass es bei mir mehrere Elsas gibt. Macht aber nix.
Nach einer kilometerlangen Rennbikefahrt auf dem Deich und unzähligem „Oh geil guck mal!“ von vorbei radelnden Urlaubern, gab es mittags Spaghetti mit selbst gemachtem Pesto (ich hätte gerne noch was von der grünen Suspensionssalbe). Am Nachmittag wehte keine gelbe (und auch keine rote) Fahne mehr. Der Wind war deutlich schwächer geworden, so dass wir zunächst eine Stunde Training im Neo hatten (und dieses Mal waren wirklich alle im Wasser) und anschließend ohne Neo mit Luftmatratzen und einem geliehenen Schlauchboot das Meer unsicher machten.
Zu unserem abendlichen Lagerfeuer auf einer extra dafür vorgesehenen Feuerstelle gesellten sich auch jede Menge andere Kinder und Jugendliche, die auf dem Campingplatz Urlaub machten, und brachten ihre Würstchen und Marshmallows mit. Da waren mindestens fünfzehn Leute, die nicht zu unserer Schwimmgruppe gehörten. Zwei Teilnehmerinnen packten dann noch ihre Gitarren aus (ich wünschte, ich hätte die Zeit, das zu lernen) – die Stimmung war schon toll. Wir waren alle mit unseren Rollstühlen von hinten an die die Feuerstelle umschließenden Holzbänke (gegen Wegrollen gesicherte halbierte Baumstämme) gerollt und hatten uns dorthin umgesetzt und uns quasi an die leeren Stühle angelehnt. Wenn nicht gesungen wurde, wurde erzählt. Drei Geschwister und eine Freundin, alle zwischen 6 und 8 Jahre alt, quetschten sich zwischen Marie und mich und hörten die ganze Zeit gespannt zu. Einmal kam der Vater vorbei, fragte ob alles gut sei, und verschwand wieder. Die vier Mädchen saßen mehrere Stunden bei uns und haben kaum ein Wort gesagt. Als es dunkel wurde, legte eins der Mädchen plötzlich ihren Kopf gegen mich. Total süß!
Um 23 Uhr war Nachtruhe, wir mussten in die Zelte. Die vier Mädchen wurden von ihren Eltern abgeholt, die Mutter erzählte, dass sie mit ihrem Mann einen total schönen Abend zu zweit hatte und sie nicht glauben konnte, dass die vier über Stunden hier sitzen bleiben würden. Sie hätte mehrmals aus der Ferne nachgeschaut. „Ihr habt denen bestimmt was in den Rotwein gemischt“, sagte der Papa grinsend. Worauf die Älteste ansprang: „Wein durften wir gar nicht trinken, Papa. Wir sind ja noch Kinder und für Kinder ist Alkohol giftig.“ – Siehste?!