Knackiger Po

Wem das Thema „Sexualität“ nicht liegt, der liest besser nicht weiter. Ich werde nicht pornografisch. Ich versuche es zumindest bestmöglich. Es geht um Sexualität. Um meine. Aktuell. Ich bin untervögelt. Nein, das wäre nicht meine Wortwahl, mit der ich öffentlich über mich schreiben würde. Wenn es nicht so schlimm wäre. Wenn ich nicht so leiden würde…

Einst dachte ich noch, Liebe und Sexualität gehören irgendwie zusammen. Also Sexualität gebe es nur, wenn da Liebe ist. Oder wenn Geld fließt. Dass es Liebe auch ohne Sexualität geben kann, wusste ich. Aber andersrum? Okay, das wusste ich auch, das war aber nichts für mich. Dachte ich.

Ich bin mal frisch in mich gerollt. Ich bitte auch für diesen Ausdruck um Entschuldigung, er ist eine Anspielung auf einen kürzlich erhaltenen Kommentar, mit mir stimme etwas nicht, wenn ich als Rollstuhlfahrerin von „ins Bett gehen“ spreche. Und da wollte ich nur schlafen. Heute will ich immerhin Sex! Das wird noch lustig.

Also, ich bin in mich gerollt. Und habe dort eine Überlegung gefestigt, die schon seit einiger Zeit in meinem Kopf kreist. Ausgangspunkt war die Frage, wieviele Ehen heute noch 50 Jahre halten. Damit möchte ich jetzt nicht denjenigen die Sterne vom Himmel holen, die sich gerade mehr oder weniger frisch die ewige Treue geschworen haben. Davor habe ich großen Respekt. Ewige Treue wäre auch etwas für mich, wenn dieses Feuer füreinander immer weiter brennen würde. Wenn ich also am Tag meiner goldenen Hochzeit aufwache und feststelle, noch immer neben dem richtigen Mann zu liegen. Und nicht neben einem Tyrann, der mir trotzigen Hexe im Zuge eines inzwischen fünfzig Jahre alten Versprechens schon lange die Souveränität genommen hat.

Ich weiß, ich polarisiere gerade. Aber das eher, weil ich erkenne, dass das, wovon ich heimlich träume, nicht in greifbare Nähe kommt. Vielleicht haben mir auch die Umstände bei dem Mädchen vor 14 Tagen ein paar merkwürdige Gedanken in den Kopf gesetzt. Das weiß ich nicht. Ich weiß aber inzwischen, dass ich künftig etwas egoistischer und weniger konservativ sein möchte. Und nicht auf den Typen warten möchte, der mir ewige Treue schwört. Wenn ich ihn treffe, wird er schon noch früh genug seine Chance auf die goldene Hochzeit bekommen.

An meinem jetzigen Studienort studiert ein junger Mann. Er ist älter als ich. Wird in zwei Monaten 29. Ist mit seinem Medizinstudium relativ fertig. Ist sehr sportlich, rennradelt fast täglich. Kommt eigentlich aus Schleswig-Holstein und will dorthin auch wieder zurück, sobald er seine Abschlussprüfung in der Tasche hat. Ist Single. Ich denke ständig an ihn. Ich träume von ihm. Ich will ihn. Am liebsten jetzt sofort. Er will auch was von mir. Glaube ich. Weiß ich. Er macht ständig so eindeutige Andeutungen. Er interessiert sich für mich. Für meinen Sport. Für mein Studium, für alles. Ich traue mich nicht, weil ein kleines Männchen in meinem Kopf sagt, dass ich etwas sehe, was ich sehen möchte. Dass die eindeutigen Andeutungen nur für mich eindeutig sind. Weil er mir schmeicheln will. In Wirklichkeit …

Ich schreibe nicht weiter. In ein paar Wochen ist er weg. Dann müssten wir uns nicht mehr begegnen. Ich kann nichts verlieren. Das hat mir dieses kleine Männchen in meinem Kopf, das mich ständig zu neutraler Betrachtung ermahnt, auch gesagt. Und mich ihm eine SMS schreiben lassen.

Ob ich ihn wirklich will, weiß ich noch nicht. Ich kenne ihn noch zu wenig, um über so etwas wie eine Beziehung nachzudenken. Aber ich will mit ihm ins Bett. Und ich hoffe, er auch mit mir. Und wer weiß … vielleicht wird am Ende doch mehr draus.

Ich habe ihm geschrieben, dass ich ihn vermisse. Und seinen knackigen Popo. Ja, ich habe mehrmals kontrolliert, ob mein T9 (oder wie auch immer das jetzt heißt) die beiden „n“ beim knacken drin gelassen hat. Hat es. Solche SMS würde ich sonst nie verschicken. Und das weiß er. Hoffentlich. Bisher hat er noch nicht geantwortet.

Und Marie? Sie sagt: „Ich drücke dir die Daumen. Sollte er noch einen netten Bruder haben, ich suche auch noch…“

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