Neue Kraft für eine neue Saison

Der Sport hat mich aus einem der tiefsten seelischen Tiefs meines Lebens geholt. Das ist jetzt fünf Jahre, sieben Monate und ein paar Zerdrückte her. Über den Sport habe ich die ersten Kontakte zur Rollstuhl-Szene gefunden. Der Sport hat meinem Leben nach dem Unfall einen ersten Sinn gegeben. Ohne den Sport wäre ich heute nicht da, wo ich heute bin.

Dennoch habe ich mich am letzten Samstag nach einem sehr langen persönlichen Gespräch dazu entschieden, ab dem kommenden Jahr neue Wege zu gehen rollen. Die Gründe dafür waren weniger, dass ich aktuell nicht in Hamburg bin, schließlich komme ich ja zurück, sondern mehr, dass meine Vorstellungen vom organisierten Sport aktuell nicht mehr mit der örtlichen Realität unter einen Hut zu bringen sind.

Das soll nicht heißen, dass ich keinen Sport mehr machen möchte. Im Gegenteil, ich freue mich schon auf den ersten Triathlon-Wettkampf im neuen Jahr und nutze die Winterzeit eifrig für Training. Sondern das soll heißen, dass ich mich vorerst nicht mehr in dem Umfang für gemeinsame Ziele einbringe, wie ich es einst versucht habe. Ich werde in dieser Hinsicht egoistischer und kümmere mich erstmal um mich.

Denn mein Engagement für andere Menschen im Sport scheint trotz bestem Willen zu lästig geworden zu sein. Ich habe wahrgenommen, sobald ich unerwünschte Fragen gestellt oder allzu kritisch kommentiert hatte, war es mit der Sachlichkeit vorbei. Vielleicht muss ich mir tatsächlich vorwerfen lassen, dass mir eine schriftliche Auseinandersetzung mit einer Sache mehr liegt und weniger emotional gelingt als eine mündliche, und ich insofern für persönliche Gespräche am Ende nicht mehr zur Verfügung stand. Vielleicht muss ich mir ebenfalls vorwerfen lassen, wegen der Probleme mit meiner Mutter nicht so offen mit meinen persönlichen Daten umzugehen wie es andere Menschen machen – politisches Engagement aus einer bestehenden Deckung heraus kann tatsächlich schwierig sein. Auch ich mache Fehler, auch ich lerne dazu.

Ich habe gehofft, etwas Gutes tun und etwas Besseres erreichen zu können. Es hat Kraft gekostet. Diese Kraft werde ich künftig anders einsetzen. Für mich. Und für meine Freunde, die meine Kraft und meine Gutmütigkeit teilen möchten.

Ich bin sehr froh, keinen Mannschaftssport zu treiben. Und im Triathlon auch am neuen Studienort so gut aufgestellt zu sein, dass der Schritt meine sportliche Laufbahn kaum beeinflussen wird. Ich habe allerdings auch dazugelernt und rechtzeitig persönliche Erfahrungen gemacht, die mich vor noch größeren Enttäuschungen bewahrt haben. So kann ich meine Energie anders verwenden und nach dem Winter mit neuer Kraft in eine neue Saison starten.

Eins noch: Ich führe hier für mich ein Tagebuch. Nicht mehr und nicht weniger. Ich führe es öffentlich, weil ich Menschen an meinem Leben, an meinen Gedanken und an meinen Träumen teilhaben lassen möchte. Ich wünsche mir allerdings von keinem Leser irgendeinen Aktionismus in dieser Sache. So aufgeheizt, wie die Stimmung hier ist, schadet das im Moment nur den Menschen, die mich jahrelang unterstützt haben. Und das wäre keineswegs in meinem Sinne.

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