Richtfest

Pünktlich, um nicht zu sagen „überpünktlich“ wurde heute Richtfest gefeiert. Bis zum 30.09.14 sollten Rohbau und Dachkonstruktion fertig sein, die Baufirma hat es aber rund 14 Tage früher geschafft. Wir sind bisher sehr zufrieden, von zwei, drei kleineren Pannen, die aber alle behoben werden konnten, abgesehen, hat es keine Probleme gegeben. Pünktlich vor dem ersten Frost können jetzt noch das Dach gedeckt, Fenster und Außentüren eingesetzt werden, so dass es mit dem Innenausbau planmäßig weitergehen kann. In vier Monaten soll das Haus bezugsfertig sein.

Maries Eltern haben sich um Tische, Bänke und einen riesigen Grill gekümmert. Ein Freund von ihnen hat solche Ausrüstung und auch gleich den passenden Anhänger dazu – und hat sich auch noch bereit erklärt, die
Grillzange zu schwingen. Alle beteiligten Firmen eingeladen, sämtliche Nachbarn eingeladen, das Wetter war astrein, besser konnte die Party nicht werden. Die Zimmerleute hatten angeboten, Fleisch, Würstchen, Brot
und Salate einzukaufen. Wenn sie das schon anbieten, sage ich natürlich nicht Nein. Die Rechnung für Essen, Trinken und Sprit lag knapp über 600 Euro, das hatte ich mir für die geplanten 70 Leute deutlich heftiger
vorgestellt.

Der Nachbar, dem früher das Grundstück gehörte, bekam einen Ehrenplatz an der Tafel, das Ehepaar, das etwas weiter in der Straße wohnt und uns den Bauplatz vermittelt hatte, zwei weitere. Ich musste mich ein wenig wundern, wie viel Hochprozentiges die alten Leute trinken konnten. Aber es sollte ja Spaß machen.

Der größte Spaß war, als ein Zimmermann meinte, er müsste mich huckepack nehmen und mit mir auf das (noch ungedeckte) Dach klettern. Den letzten Nagel hätte er vergessen, den wollten wir zusammen einschlagen, anschließend wollte er mit mir dort oben anstoßen. Ich bin ja sonst für solche Spielchen überhaupt nicht zu haben, aber Andreas, so hieß er, sah aus, als würde er zu Hause die Waschmaschine eigenhändig in den dritten Stock tragen. „Komm her, Fliegengewicht“, sagte er zu mir, setzte mich auf seine Schultern und ging mit mir durch das halb fertige Treppenhaus nach oben. „Stoß dir nicht die Rübe“, meinte er. Er turnte aufrecht stehend über die Dachkonstruktion nach oben, hielt mich mit einem Arm an meinem Hosenbund fest. Mir rutschte das Herz in die Hose. Aber eine schöne Aussicht gab es hier oben. „Keine Angst, kleine Maus, die Balken, die ich hier zuletzt hochgetragen habe, wogen ein klein wenig mehr als du.“

Er setzte mich auf einen Dachbalken, ich hielt mich fast krampfhaft an ihm fest. Er zog einen Hammer aus seinem Hosenbund. „Hier ist ein Hammer, hier ist der Nagel, der muss da rein.“ – Er hielt mich an den Schultern fest, ich hämmerte diesen Nagel in den Balken. Die Menge unten klatschte. Dann holte Andreas zwei Schnapsgläser aus der Hosentasche, einen Flachmann aus der anderen. „So. Und nun anstoßen.“

Er füllte die Gläser, prostete mir zu, ich kippte das Zeug runter. Und das, obwohl ich sonst nie Schnaps trinke. Es brannte in der Kehle und im Magen. „So, und jetzt feuerst du das Glas mit ganz viel Kraft da vorne vor dem Haus auf die Erde und hoffst, dass es kaputt geht. Das bringt dann nämlich Glück.“ – Soso. Ich feuerte und das Glas zersprang in tausend Scherben. Die Menge klatschte und gröhlte. Andreas nahm mich wieder huckepack und turnte mit mir vom Dach als würde er gerade einen Spaziergang machen. Ich war froh, als ich wieder unten war und in meinem
Stuhl saß.

Es war ein lustiger Nachmittag. Alle sind satt geworden, niemand ist in irgendeine Schachtgrube gefallen oder von halb fertigen Treppen gestürzt und die Nachbarn finden uns nett. Die bisher beteiligten Bauleute haben alle von uns noch einen Umschlag bekommen, somit sind eigentlich alle gut bezahlt worden und ich hoffe, alle haben ihre Arbeit
gut gemacht. Bisher sieht es wirklich so aus. Bleibt zu hoffen, dass es so erfreulich weitergeht.

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