Barrierefrei zum Arzt

Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, sollen in den nächten Jahren erwachsene Menschen mit kognitiven oder mehrfachen Einschränkungen eine bessere ärztliche Behandlung in Deutschland bekommen. Konkret ist vorgesehen, mit einer Finanzspritze von 50 Millionen Euro eine eine ärztliche Versorgung dieser Menschen in eigens eingerichteten medizinischen Behandlungszentren aufzubauen. Die von erwachsenen Menschen mit Behinderungen speziell benötigten Gesundheitsleistungen sollen „an einem Ort und mit vertretbarem Aufwand aus einem Guss“ erbracht werden. Darüber hinaus würden Ärzte bevorzugt zugelassen, die sich verpflichten, ihre Praxis barrierefrei einrichten.

Im Kinder- und Jugendbereich gibt es bereits ein flächendeckendes Netz von so genannten „sozialpädiatrischen Zentren“. Irgendwann werden diese jungen Menschen aber zu alt, um zum Kinderarzt zu gehen. Oftmals fallen sie dann in ein Loch, so die Bundesregierung.

Ich kenne mich mit dem Thema nicht gut genug aus, um mir ein abschließendes Urteil bilden zu können. Grundsätzlich begrüße ich natürlich alles, was getan wird, um Barrieren und damit Behinderungen abzubauen. Allerdings finde ich, es sollte generell keine neue Praxis mehr zugelassen werden, die nicht barrierefrei ist. Ob man dem Arzt, der
die Zulassung beantragt, diese Kosten aufbrummt oder ob man sie aus einem entsprechenden staatlichen Programm nimmt, will ich nicht entscheiden müssen. Auf jeden Fall werden bei staatlichen Zuschüssen auch die privat versicherten Patienten an den Kosten beteiligt.

Wie gesagt, ich bin nicht tief genug im Thema, um mitreden zu können.
Ich hoffe lediglich, dass dieses Angebot ein ehrlich gemeintes Angebot ist. Ehrlich insofern, als dass nicht das eigentliche Ziel ist, die Therapiekosten von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen dadurch mittel- bis langfristig zu senken, dass Therapieformen standardisiert werden. Standardisiert wurden in den letzten Jahren zum Beispiel die Rollstuhlversorgungen bei erwachsenen Menschen. Für einen Aktivrollstuhl, der zwischen 2.500 und 4.000 Euro kostet, zahlen die meisten Krankenkassen nur noch eine Pauschale, die nicht mal den Anschaffungspreis des günstigsten Modells deckt. Was die meisten Aktivrollstuhlfahrer können, dürfte Menschen mit kognitiven Einschränkungen in den Fängen eines standardisierten Versorgungsprogramms schwer fallen: Entweder massiv draufzahlen oder argumentieren, warum man vom Standard abweicht. Ich hoffe, dass es nicht
so kommen wird.

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