Birne mit Rosenkohl

Dass Miley Cyrus mitunter auch gerne mal auf sächsisch singen
würde und das dann eher nach Rosenkohl als nach Abrissbirne klingt, dürfte inzwischen die Runde gemacht haben, auch ohne dass ich den Link dorthin noch einmal poste. Dass jedoch sich jemand zwei Stöpsel ins Ohr steckt und dieses für einen Mann von Tonlage und Tonumfang recht anspruchsvolle Lied in einer Fußgängerzone unweit des Hamburger Hauptbahnhofs absolut falsch, völlig schräg und betont laut mitsingt, um
Aufmerksamkeit zu bekommen, fand ich durchaus mal lustig. Während ich auf eine Freundin wartete, schaute ich mir das Treiben aus sicherer Entfernung an. Im ersten Moment vermutete ich, der etwa 40 Jahre alte Mann, der seine Augen hinter einer Sonnenbrille versteckte, könnte irgendwelche Drogen genommen haben. Es hätte mich zumindest nicht großartig verwundert.

Allerdings entdeckte ich nach einiger Zeit, dass er von zwei Kameras gefilmt wurde. Eine war in einiger Entfernung hinter einem Fahrradständer versteckt, die andere wurde von einem Mann bedient, der betont unauffällig auf einer Bank saß. Offenbar sollten die Reaktionen der vorbeigehenden Menschen gefilmt werden. Und die fielen sehr unterschiedlich aus. Die meisten Menschen schmunzelten oder lachten, ein
paar Kinder bekamen insbesondere beim fast schon gebrüllten Refrain Angst und wollten schnell weiter – und irgendwann kamen die ersten Mitarbeiterinnen aus den umliegenden Geschäften heraus und forderten den
Mann auf, ein wenig weiterzugehen. Was er allerdings nicht tat.

Einen Moment lang überlegte ich, ob ich mich einfach mit Stöpsel in den Ohren neben ihn stellen und ihm mit noch schrägerer falscher Stimme die Show stehlen sollte, doch dann kam meine Freundin und ihre erste Frage war: „Wer ist er denn?!“ – Es dauerte nicht mehr lange, dann kam eine private Sicherheitsfirma und scheuchte ihn weg. Kurz darauf nahm er
seine Brille ab, montierte die Kamera vom Fahrradständer ab und nickte seinem filmenden Kumpel zu. Zu gerne hätte ich gewusst, ob es einen ernsten Hintergrund zu diesem Unsinn gab, aber dann waren sie leider ganz schnell weg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert