Triathlon 2015

Die Saison ist schon fast wieder vorbei. Und das zeitweise schwüle Wetter ist auch nicht unbedingt das beste für einen Triathlon. Hinzu kommt mein relativ schlechter Trainingszustand. Ich habe mich zwar immer
sportlich betätigt, sobald ich die Möglichkeit dazu hatte, muss aber sagen, dass ich gerne mehr Möglichkeiten gehabt hätte. Durch mein Studium bin ich allerdings stark eingeschränkt.

Schlechter Trainingszustand heißt nicht, dass ich nicht mehr in meine
Sportklamotten passe oder der Rennrolli beim Hineinsetzen ächzt. Sondern dass es ein Unterschied ist, ob man drei Mal pro Woche zehn bis zwanzig Kilometer abreißt und mindestens zweimal schwimmt, oder einmal pro Woche ins Bike kommt und einmal nach Feierabend ein paar Bahnen krault.

Trotzdem habe ich mich für die Kurzdistanz (P1) angemeldet: 1500 Meter schwimmen, 40 Kilometer Handbiken und 10 Kilometer mit dem Rennrolli. Die 60 Kurzbahnen im Schwimmbad würde ich problemlos schaffen, sogar 150 würde ich mir aktuell zutrauen. Die 40 Kilometer mit
dem Liegebike werden auch nicht das Problem, zumal es nicht vorrangig um die Zeit, sondern um das Ankommen gehen würde. Aber die zehn Kilometer im Rennstuhl wären wohl eine Herausforderung. Gerade nach den 40 Kilometern auf dem Bike. Aber extra deshalb auf die (halbe) Sprintdistanz umsteigen? Nö.

Die Tage sind schon wieder erheblich kürzer geworden. Es war noch dunkel, als Marie und ich zum vorgesehenen Startpunkt fuhren. Frühes Kommen sichert gute Plätze. Wir waren seit drei Stunden unterwegs und erstaunlich gut durchgekommen. Einige Ordner, die die Straßen absperren sollten, waren gerade dabei, ihre Positionen zu beziehen, andere kämpften mir ihren Thermoskannen. Einer von ihnen sprang direkt vor unsere fahrenden Autos. Ich musste scharf bremsen und schaute besorgt in
den Spiegel, aber Marie hinter mir reagierte ebenfalls schnell. „Hier ist Durchfahrt verboten!“ – „Wir wollen zum Wettkampf.“ – „Sie haben doch die Einladung gelesen und wissen ganz genau, wo Sie zu parken haben!“

Während er redete, holte ich meinen blauen Parkausweis raus und hielt
ihm den unter die Nase. „Achso, seid ihr die beiden Behinderten?“ – Ich
lächelte: „So könnte man das sehen, ja.“ – „Oh, ihr habt einen Sonderparkplatz direkt neben dem Startpunkt. Ich funke mal eben den Kai-Uwe an, damit er die Böcke wegschiebt. Wir haben euch extra zwei Plätze freigehalten. Ihr fahrt jetzt hier die Straße entlang, haltet euch rechts und dann seht ihr das schon auf der linken Seite. Wenn da keiner kommt, einfach mal hupen.“ – „Was für ein Service. Danke.“

„Ich bin Kai-Uwe und für eure persönliche Assistenz zuständig“, wurden wir von einem Mann in verwaschener Jeans begrüßt. Über seinem bierbauchfreien und nicht mehr ganz blickdichten weißen T-Shirt trug er eine gelbe Warnweste. Ich erwischte mich dabei, nachzugucken, ob nur „Ordner“ drauf steht und nicht etwa „Behindertenbetreuer“ oder sowas. Es
stand aber nur „Ordner“ drauf. Erleichterung.

„Sagt mir, was ich tun soll.“ – „Guten Morgen, im Moment gar nichts, vielen Dank.“ – „Soll ich euch beim Ausladen helfen?“ – „Später vielleicht, vielen Dank.“ – Kai-Uwe redete ohne Luft zu holen. Er wollte
meinen Kofferraum aufmachen, während ich noch nicht einmal meinen Alltagsstuhl ausgeladen hatte und noch im Auto saß. Sowas kann ich gar nicht leiden. Zum Glück geht die Klappe nicht auf. Während der Fahrt war
ein Ersatzrad so verrutscht, dass es genau vor der Klappe stand und beim Öffnen vermutlich hinauspurzeln würde. Muss ja nicht erst sein, dass das jemandem auf die Füße fällt.

„Kai-Uwe?“, unterbrach ich seinen noch immer andauernden Monolog, dem
ich schon lange nicht mehr folgte. Hauptsächlich, weil es vorne akustisch nicht ankam. Er kam angesprintet: „Pass mal auf: Es ist furchtbar lieb, dass du uns hilfst. Aber wir sind Sportler und sehr fit.
Und unseren Triathlon müssen wir gleich auch alleine schaffen. Also lass uns das sportlich angehen und uns abstimmen, was du machst und was wir alleine können. Okay? Wir fragen dich sofort, wenn wir Hilfe brauchen. Wenn du einfach überall anfasst, wird das schnell lästig, auch
wenn das gut gemeint ist.“ – „Okay, verstanden. Message ist ankommen. Wo braucht ihr Hilfe?“ – „Lass uns erstmal ankommen, die Gegend sondieren, und dann sagen wir dir Bescheid. Keine Panik.“

„Alles klar, ich hole mir erstmal eine Grillwurst. Ich habe nämlich noch nicht gefrühstückt. Ihr wisst ja, wo ihr mich findet. Wir haben Schinkengriller für Zwei Euro Fünfzig, das ist ein Freundschaftspreis, und normale Würste für zwei Euro. Soll ich euch eine mitbringen?“ – „Sehr nett, aber: Danke, nein.“ – Ich ließ die Scheibe auf der Beifahrerseite hinab. Marie guckte mich aus ihrem Auto an. Ich sagte: „So früh schon so wach … das kann ja heiter werden.“ – Marie antwortete:
„Wer morgens Wurst isst, quält auch hilflose Rollstuhlfahrer.“

Das Gelände war nur sehr bedingt für Rollstühle geeignet. Gestartet werden sollte auf dem Rasen einer Badestelle, der allerdings so abschüssig und feucht war, dass wir gar nicht erst versuchten, ihn mit den Alltagsstühlen zu befahren. Direkt am Ende der Schwimmstrecke führte
der Weg über einen matschigen, von Baumwurzeln durchzogenen Waldweg steil bergauf. Auch das würde mit dem Rollstuhl nicht zu bewältigen sein. Zwanzig Dixiklos standen am Rand der Wiese auf einem Podest. „Ich bin gespannt, wie das alles funktionieren soll.“ – „Irgendeinen Plan werden sie schon haben, sonst hätten sie uns nicht schriftlich bestätigt, dass wir teilnehmen können.“

Irgendwann kam der Organisator auf uns zu. Er erklärte uns, dass wir ins Wasser getragen werden, aus dem Wasser starten, am Ende aus dem Wasser getragen werden, unsere Bikes und Rennrollis in der Kehre neben unseren Autos stehen – etwa 200 Meter von den Wechselzonen 1 und 2 entfernt. Die Strecke sei aber dieselbe, da im Kreis gefahren werde. Lediglich mit dem Rennrollstuhl müssten wir anfangs 200 Meter weiter fahren, die 200 Meter werden aber am Ende verkürzt, weil alle Läufer noch eine halbe Abschlussrunde um einen Sportplatz drehen, während wir direkt ins Ziel rollen.

Eine Umkleidemöglichkeit gab es nicht, in die Dixi-Toilettenkabinen kamen wir nicht hinein. Ich krabbelte kurzerhand in den Kofferraum und ließ Marie die Klappe schließen. „Lass mich bloß wieder raus, wenn ich fertig bin“, scherzte ich. – „Mal sehen“, antwortete Marie. Rennrollstuhl und Handbike waren bereits draußen, so war genügend Platz.
Und durch die getönten Scheiben konnte man von außen nicht besonders viel sehen. Nach einem fliegenden Wechsel starteten wir zu einer Aufwärmrunde in unseren Rennbikes.

Als wir wieder zurück kamen, bewachte Kai-Uwe unsere Rennrollstühle. Einige ältere Herren standen neugierig daneben. Einer wollte gerade einen der beiden anheben, vermutlich um einen Eindruck von seinem Gewicht zu bekommen, aber Kai-Uwe war aufmerksam: „Na! Geguckt wird nur mit den Augen, nicht mit den Fingern!“

Einer der Männer schaute mich an. „Ihr Gefährt?“ – Ich nickte. – „Krasses Teil. Können Sie nicht laufen? Also gar nicht?“ – Angenehm, ich
heiße Jule. Aber das interessiert ja keinen. Ich schüttelte den Kopf. –
„Aber mit dem Ding hier können Sie am Triathlon teilnehmen, genauso wie
jeder andere, oder?“ – Naja, ich rolle, andere laufen. Aber ich wusste ja, was er meinte. Ich nickte. Er antwortete: „Und was machen Sie, wenn Sie unterwegs einen Platten kriegen?“ – „Dann ist für mich das Rennen vorbei.“ – „Wie ärgerlich! Kommt das denn vor?“ – „Mir ist das bislang noch nicht passiert.“ – „Dann hoffen wir mal, dass es heute nicht das erste Mal wird! Und haben Sie denn auch genug zu trinken an Bord?“ – Ich
nickte. – „Und was machen Sie, wenn einer im Weg steht? Haben Sie da keine Klingel dran?“ – „Genauso wie bei anderen Rennrädern oder Laufschuhen, ist da keine Klingel dran. Ich kann ja rufen – oder den Veranstalter fragen, warum da einer auf der abgesperrten Strecke rumrennt.“

Bevor er nun noch fragt, was ich mache, wenn es zu regnen anfängt, meine Nase läuft, meine Blase voll ist oder meine Finger bluten, fragte ich Kai-Uwe, ob er mal bitte Maries und meinen Neo aus dem Auto holen könnte. Ich öffnete den Kofferraum per Fernbedienung, und als die Klappe
automatisch nach oben ging, guckte der ältere Mann erst verwundert die Klappe, dann mich an: „Oh, darfst du heute Papas Auto fahren?“

So schnell sind wir also per Du. Ich reagierte nicht. Er fuhr fort: „Da hast du aber einen tollen Papa, ich habe meiner Tochter nicht erlaubt, mit 18 mein Auto auszuleihen. Ehrlich gesagt leihe ich ihr das heute noch nicht mal gerne, und inzwischen ist sie 35. Heimlich genommen
hast du es dir aber nicht, oder?“ – Er guckte streng. Und möchte also wissen, wie alt ich bin, ob ich noch zu Hause wohne – sonst noch was? Ich spitzte die Lippen, legte den Zeigefinger darauf und sagte keck: „Psssst! Merkt er vielleicht gar nicht!“ – Seine Augen wurden immer größer. Marie grinste von einem Ohr zum Anderen.

Ich fragte Kai-Uwe: „Wer bemalt uns denn mit unseren Startnummern?“ –
„Ich hol mal jemanden her, damit ihr da nicht durch den Sand müsst. Habt ihr Eure Anmeldungen und Startpässe parat?“ – Hatten wir. Während wir, auf dem Rasen liegend, mit einem schwarzen Stift angemalt wurden und uns zumindest schon bis zur Brust in unsere Neos zwängten, wurden wir zunehmend zur Attraktion. Immer mehr Leute blieben stehen und glotzten, wie wir uns, auf der Erde liegend, in die engen Teile pressten. Einige fragten, ob wir Hilfe bräuchten. Glotzten aber weiter, als wir das mehrfach verneinten. Konnten die nicht einfach mal weitergehen? Vielleicht würde die eine oder die andere von uns in Ermangelung eines barrierefreien Klos auch gerne nochmal nonchalant den Rasen bewässern, bevor man sich den Neo über den Popo zieht. Und dabei braucht man niemanden, der zuguckt. Keine Chance.

Wir müssten mindestens eine halbe Stunde vorher am Startpunkt sein und vorher unser Einschwimmen beendet haben. Super. So schnell würde ich
gar nicht mit den Zähnen klappern können, wie ich dann friere. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, dass man uns, wenn wir sowieso aus dem Wasser starten, zehn Minuten vorher … okay, ich frage gar nicht erst. Also ein Kaltstart. Asche. Ich zog mir zwei paar dicke Socken über
meine nackten Füße und eine dicke Fleece-Jacke über meinen Oberkörper. Band mir meine Haare zusammen und setzte schon jetzt die Badekappe und eine Mütze auf. Zwei Kannen heißen Früchtetee hatte ich mir mitgenommen,
zwei weitere für Marie. Je Kanne ein Liter, also genügend Flüssigkeit und vor allem: Wärmezufuhr. Auf Bitten bekamen wir zwei Plastik-Gartenstühle an den Badestrand gestellt, damit wir nicht im Sand
sitzen mussten. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Stuhl, damit meine Füße warm blieben. Und soff heißen Tee in Mengen. Die Rechnung ging auf, ich fror nicht. Marie ebenfalls nicht.

Ein Moderator erzählte alles mögliche. Wie teuer die Wurst ist, seit wann es den ausrichtenden Verein schon gibt, welche Sponsoren die Veranstaltung heute möglich gemacht haben und lauter solches Zeugs. Und dann: „Wir haben heute Behinderte unter den Teilnehmern, die starten…“ –
Applaus brandete kurz auf. – „Können die beiden mal kurz winken?“ – Wir
drehten uns um und winkten der klatschenden Menge zu. Der Moderator fuhr fort: „Die beiden starten aus dem Wasser und haben eine leuchtend orangene Badekappe auf. Die nehmen genauso teil wie alle anderen auch und bekommen von uns keine Sonderbehandlung! Beide schwimmen aber zum Beispiel nur mit den Armen und ohne Beinschlag, und wer keine Rücksicht nimmt und meint, sie deshalb über den Haufen schwimmen zu können, wird ohne Vorwarnung disqualifiziert.“ – Erneut wurde geklatscht.

Man könnte glauben, es hätten alle verstanden. War aber nicht so. Der
Start verlief komplikationslos. Der See war ruhig, die Kälte des Wassers war nach so viel heißem Tee durchaus erträglich. Es wurde im Dreieck geschwommen und kurz nach der zweiten, also letzten, Boje, überholte uns ein Mann, geschätzt 50, den ich zuerst gar nicht wahrnahm,
der dann aber direkt vor mich schwamm und sein Tempo deutlich verlangsamte. Was war das für ein Idiot? Ich änderte meinen Kurs, versuchte ihn zu überholen, er schwamm jedoch genau neben mir und setzte
sich zwischen Marie und mich. Wir waren ungefähr gleichauf. Nun pendelte er ständig von einem zum anderen und berührte mich mehrmals, um
nicht zu sagen, ich bekam mehrere seiner Kicks in die Rippen. Ich musste unterbrechen und vom Kraulen ins Brustschwimmen wechseln, um genug Luft zu kriegen. Das tat ganz schön weh. Marie bekam kurz darauf ebenfalls was ab. Das war ganz offensichtlich pure Absicht! Hatte er sich von der Ansage des Moderators oder gar vom Applaus anstacheln lassen? Leider konnte ich seine Nummer nicht erkennen.

Ein Kajakfahrer, der das Rennen begleitete, kam auf uns zugerauscht. „Alles okay bei Euch?“ – Ich nickte und kraulte weiter. Zum Glück fand ich wieder in meinen Rhythmus. Ich spürte Marie wieder neben mir. Natürlich ohne sie zu berühren. Im brusttiefen Wasser warteten bereits vier Helfer, ebenfalls im Neoprenanzug, auf uns, die uns zu unseren Bikes tragen sollten. Die beiden hatten es drauf: Sie verschränkten unter meinem Po ihre Hände so, dass ich mich auf ihre Arme setzen konnte, meine Arme um ihre Schultern, dann liefen sie mit mir los. Das klappte ja mal gut und sicher fühlte ich mich auch. Das haben die beiden
ganz offensichtlich geübt. Sehr schön! Als wir aus dem Wasser kamen, wurde ich auf eine Diskussion aufmerksam: Unseren Rippenkicker hatte man
gestoppt. Yes. Inneres Bratkartoffelessen. Ich wusste nur nicht, dass es unsere Begegnung war, die die Offiziellen auf den Plan gerufen hatte.
„Hat er Sie getreten?“, rief mir der Kampfrichter zu, während meine beiden Jungs mit mir auf dem Arm durch den Sand joggten. Ich antwortete:
„Mehrmals in die Rippen, ja. Und meine Freundin auch.“ – „Und damit ist
für Sie hier Feierabend. Wir haben das angekündigt, wir wussten warum, und ich habe Sie genau beobachtet. Wir schreiben auch einen Bericht an den Verband. Ich kann gar nicht so viel essen wie ich kotzen möchte.“

„Weiter“, rief ich meinen Trägern zu. Die beiden liefen weiter. „Hat mich schon genug Zeit gekostet, der Idiot“, hechelte ich. Mit dem musste
ich mich nun wirklich nicht aufhalten. Ich wurde etwas unsanft neben meinem Equipment auf den Rasen gesetzt. Marie plumpste kurz darauf neben
mich. Die beiden halfen mir, aus meinem Neo zu kommen. In mein Liegebike kam ich alleine. Helm auf, Abfahrt.

Die Helfer hatten es im Griff. Der Verkehr war zuverlässig abgesperrt, man wusste, wohin man sollte, wir gaben Vollgas. Marie war rund zweihundert Meter hinter mir. Weil es nicht die Sprint- oder Jedermann-Distanz war, waren überwiegend Leute auf der Strecke, die einigermaßen professionell aufgestellt waren. Also niemand auf einem roten Eisenbahn-Mietfahrrad und auch keine Hollandräder mit windabweisendem Bastkorb am Lenker. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor und wärmte. So richtig heiß wurde mir irgendwie den ganzen Tag nicht.

Die Strecke war okay. Um ein paar Unebenheiten konnte man herumlenken, Löcher in der Straße oder plötzliche Bordsteine im Weg gab es dieses Mal nicht. Die Strecke verlief über zehn Kilometer und musste vier Mal durchfahren werden. Beim zweiten Mal wusste man immerhin schon,
wie der Weg verlief und konnte sich schon rechtzeitig nach links oder rechts orientieren, hoch- oder runterschalten und die Kurven auch etwas schneller nehmen. Die vierte Runde wurde langweilig. Der Himmel war bedeckt und von grauen Wolken verhangen, einmal fielen ein paar Tropfen.
Ich hoffte, dass es nicht noch richtig zu regnen anfangen würde.

Der Transfer vom Bike in den Rennrolli klappte problemlos. Die ersten
drei Kilometer waren auch noch okay, dann verlief die Strecke aber über
eine Bundesstraße in den Nachbar-Ortsteil, zwischen Feldern und Wiesen hindurch und fast ohne Zuschauer. Marie fuhr neben mir. Der Wind kam von
vorne, es zog sich wie Kaugummi. Meine Arme wurden immer länger, ich musste mich richtig anstrengen, um durchzuhalten. Es war hauptsächlich eine Kopfsache. Dann erreichten wir endlich zu Zufahrtsstraße zum Sportplatz. Wir überholten noch zwei Frauen, dann fuhren wir durch ein Feuerwehrtor über ein kurzes Stück Rasen und dann sofort auf eine Laufbahn. Während die Fußgänger tatsächlich noch knapp zwei Runden auf der Außenbahn drehen mussten, schickte uns ein Ordner direkt in die Innenbahn auf die Zielgerade.

Etliche Leute, die im Zielbereich standen, begannen zu jubeln und zu klatschen. Marie war zuerst direkt vor mir, allerdings passten wir nicht
nebeneinander durch den Zielbereich. Ich ließ Marie vor. Innerhalb von zwei Sekunden fuhren wir durch das Zieltor. Uns wurden die Transponder für die Zeiterfassung abgenommen, bevor wir drei Mal tief Luft geholt hatten. Und dann kam Kai-Uwe mit unseren Rucksäcken und unseren Alltagsstühlen, die wir ihm vorher am Start geben sollten, in seinem Transporter. Unser Shampoo, trockene Alltagskleidung, trockener Stuhl … lange habe ich mir nicht mehr so sehnsüchtig eine warme Dusche gewünscht. Und sie war tatsächlich heiß, was man ja aus anderen städtischen Sporteinrichtungen oft eher nicht so kennt. Dort ist das Wasser meistens allenfalls lauwarm, und es dauert dank Wasserspareinrichtung eine halbe Stunde, bis man komplett nass ist. Nein, hier gab es in der Rollidusche sogar eine Handbrause.

Bei der anschließenden Siegerehrung bekamen wir neben einer Flasche Bier vom Sponsor auch noch ein Duschgel und ein T-Shirt sowie eine Medaille und eine Urkunde. Und es gab einen Shuttle-Service, so dass wir
mit Rennstuhl wieder zu unseren Autos kamen. Die Organisation war also perfekt. An den örtlichen Gegebenheiten könnte man vielleicht das eine oder andere noch verbessern, noch ein paar Barrieren abbauen. Alles in allem war es aber ein tolles Event, das Spaß gemacht hat.

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